Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(12): 638
DOI: 10.1055/s-2002-22667
Fragen aus der Praxis
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Bisphosphonat-Therapie bei Morbus Paget?

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Publication Date:
21 March 2002 (online)

Frage: Bei einem 78-jährigen Patienten (vital, gute Verfassung) besteht ein Morbus Paget. Bonefos-Infusionstherapie 4/96 bis heute. Interkurrent eine Cholezystektomie wegen eitriger Cholezystitis. Seit 1993 arterielle Hypertonie, gut unter Kontrolle. Die Laborkontrollen ergaben einen Rückgang der alkalischen Phosphatase in den Normalbereich, zuletzt allerdings wieder leichter Anstieg bei Vergrößerung der Therapiepausen. Sollte der Patient mit Bisphosphonaten (Infusion oder oral) weiter behandelt werden? Sollte eine Therapiepause eingehalten werden? Gibt es Therapiealternativen?

Antwort: Wie auch in diesem beschriebenen Fall ist heute ein Morbus Paget des Knochens einfach und effizient mit Bisphosphonaten zu behandeln. Sie können oral (Actonel ® 30 mg, Skelid®) oder intravenös (Aredia®, Bondronat®) verabreicht werden. Wir bevorzugen die monatliche Infusion eines intravenösen Aminobisphosphonates (60 mg Aredia® oder 4 mg Bondronat®), wobei der Patient in der Regel bereits nach 3 Infusionen schmerzfrei ist und nach weiteren 2 Monaten sich die alkalische Phosphatase normalisiert hat. Wenn diese beiden diagnostischen Kriterien erreicht sind, kann eine Therapiepause bis zum erneuten Ansteigen der alkalischen Phosphatase eingelegt werden. Wir bevorzugen inzwischen die Fortführung der Infusionen in halbjährlichen Abständen, um eine Aktivierung der Erkrankung gänzlich zu vermeiden. Ein unter Bisphosphonaten aufgetretenes refraktäres Stadium haben wir nie beobachtet. Eine Alternativtherapie, z. B. Kalzitonin, ist heute im Rahmen der hochpotenten Aminobisphosphonaten nicht mehr angezeigt.

Prof. Dr. med. Reiner Bartl

Medizinische Klinik III, Klinikum Großhadern

Ludwig-Maximilians-Universität München

Marchioninistraße 15

81377 München