Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(14): 727-728
DOI: 10.1055/s-2002-24396
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

108. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

108th Congress of the German Society of Internal MedicineJ. Meyer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. April 2002 (online)

Prof. Dr. med. J. Meyer, Mainz

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin hat sich seit Ihrer Gründung 1882 auf ihren Jahrestagungen immer mit jeweils aktuellen Themen aus dem Gesamtgebiet der Inneren Erkrankungen befasst. Sie ist weiterhin, und das heute in ganz besonderem Maße, die große Muttergesellschaft der Inneren Medizin. Durch die große integrative Kraft der DGIM haben wir in Deutschland den unschätzbaren Vorteil, dass die Innere Medizin nicht in viele Teil- bzw. Schwerpunktgebiete zerfallen ist.

Deshalb ist der Wiesbadener Internistenkongress in seiner Vielfalt so attraktiv und aktuell. Wir erwarten wieder circa 13 000 Besucher. Ihnen werden die neuesten Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie für die Belange des Allgemeininternisten wie für die des Spezialisten vermittelt.

Das breit gefächerte Themenangebot erstreckt sich an 5 Tagen über alle Schwerpunkte, wenngleich unter meinem Vorsitz die Herz-Kreislauf-Erkrankungen naturgemäß eine etwas herausgehobene Stellung einnehmen. Neben den Themen aus den Schwerpunkten werden wichtige Themen aus Infektiologie, Reisemedizin, Altersmedizin, Klinischer Pharmakologie ebenso behandelt wie interdisziplinäre Aspekte in Neurologie, Chirurgie und Radiologie, um nur einige Bereiche zu nennen.

Der Kongress integriert in seinen Sitzungen die Grundlagenforscher mit den Klinikern. Beide arbeiten heute in den großen Kliniken unter einem Dach an wissenschaftlichen, klinisch-orientierten Problemen.

Die globalen Entwicklungen hin zu wenig invasiven Verfahren in Diagnostik und Therapie werden in zahlreichen Sitzungen, auch an praktischen Beispielen, dargestellt. Da sehr viele Besucher nicht nur theoretische Erkenntnisse und die neuesten Ergebnisse großer wissenschaftlicher, randomisierter Studien kennenlernen wollen, sondern auch etwas für die praktische Tätigkeit mit nach Hause nehmen wollen, finden zahlreiche praktische Übungen und Kurse, auch in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI), statt.

Ein besonderer, „Kongress-interaktiv“ genannter Programmteil, umfasst How-To-Sessions, klinische Fallvorstellungen, EKG- und Echokurse. Daneben gibt es Internet- und PC-Kurse zum Erlernen moderner Informationstechniken.

Es ist auch die Aufgabe einer großen medizinischen-wissenschaftlichen Fachgesellschaft wie der DGIM auf ihrer Jahrestagung genügend Raum für die Diskussion moderner, eventuell auch kontroverser Methoden und Entwicklungen zu geben. Deshalb beschäftigen sich mehrere Sitzungen mit der Molekularbiologie, der Gentechnologie bis hin zur Embryonenforschung. Die Themen werden von besonders erfahrenen Wissenschaftlern und Klinikern dargestellt, ihre Möglichkeiten und Grenzen kritisch beleuchtet. Die wissenschaftliche Diskussion darüber muss vor allem in den wissenschaftlichen Fachgesellschaften stattfinden. Dabei ist selbstverständlich, dass wir die ärztlich-ethische Verantwortung in ganz besonderer Weise übernehmen. Da diese Fragen im öffentlichen und politischen Raum zum Teil sehr emotional und oft nicht sehr sachgerecht diskutiert werden, habe ich S.E. Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zu einem Plenarvortrag gebeten. Er wird über das Thema sprechen: Das Recht, ein Mensch zu sein und zu bleiben. Zur Grundfrage einer Ethik des Lebens heute.

Ein weiterer Plenarvortrag »Juristische Aspekte der Gentechnologie, der Biotechnologie und der Stammzellforschung« wird sich mit den juristischen Problemen der Gentechnologie und der Embryonenforschung befassen. Herr Klaus Kutzer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof a. D., wird aus der Sicht eines fundierten Rechtswissenschaftlers zu diesem Thema referieren. In einer Zeit, in der wir an der Schwelle zu völlig neuen Problemen in der Medizin wie in der Ethik stehen, hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin eine besondere Verantwortung, die medizinisch-wissenschaftlichen, juristischen und ethisch-moralischen Aspekte dazu von jeweils besonders profilierten Vertretern darstellen zu lassen und zu diskutieren.

Am Schlusstag stellen die acht Schwerpunktgesellschaften und die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin je zwei Themen heraus, die sie im Jahre 2002 für besonders aktuell und wichtig halten. Daraus ergibt sich ein kompakter Überblick über die gesamte Breite der Inneren Medizin.

Das Ihnen vorliegende Heft der Deutschen Medizinischen Wochenschrift zeigt anhand der Beiträge aus den Medizinischen Kliniken der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, wie breit gefächert das Spektrum der Inneren Medizin ist, in dem klinisch und wissenschaftlich gearbeitet wird. Sie finden eine Originalarbeit aus der Kardiologie. Eine Kasuistik, die nicht nur den Reiz der Rarität, sondern auch durchaus klinisch-praktische Bedeutung hat, kommt aus der Rheumatologie. Eine Übersicht über neue Therapien in der Onkologie rundet das Spektrum ab. Darin wird, wie auch auf dem Kongress, erkennbar, dass die moderne Innere Medizin eine Interaktion von Basiswissenschaftlern mit Klinikern bei der Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen ist.

Das Themenspektrum dieses Heftes zeigt ebenso wie alle anderen DMW Ausgaben und auch diese Jahrestagung der DGIM, wie breit gefächert, wie klinisch und wissenschaftlich lebhaft die Innere Medizin im Jahre 2002 ist. Die Jahrestagung ist mehr denn je ein breites Forum des Informationsgewinnes und des Erfahrungsaustausches. In einer Zeit, in der sich die Halbwertzeit medizinischen Wissens immer mehr verkürzt, sind wissenschaftlich und klinisch basierte Kongresse mit guter didaktischer Präsentation, verbunden mit Kursen und praktischen Übungen von eminenter Bedeutung.

Ich lade Sie herzlich zur 108. Jahrestagung im April 2002 in den Frühling von Wiesbaden ein.

Prof. Dr. med. Jürgen Meyer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

Korrespondenz

Prof. Dr. med. J. Meyer

Johannes Gutenberg-Universität

Langenbeckstr. 1,

55131 Mainz