Psychiatr Prax 2002; 29(3): 136-141
DOI: 10.1055/s-2002-25100
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ambulante Gruppentherapie für Patienten mit Zwangserkrankungen und deren Angehörige

Erste Erfahrungen mit einem neuen KonzeptBehavioral Group Therapy for Patients with OCD and Family MembersPrimary ResultsKatarina  Stengler-Wenzke1 , Matthias  C.  Angermeyer1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universität Leipzig
Wir danken den anonymen Gutachtern für ihre kritische und sehr konstruktive Begutachtung des Manuskriptes
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Publication Date:
15 April 2002 (online)

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Zusammenfassung

Problemstellung: Es wird ein verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm vorgestellt, in das neben den Patienten auch deren Angehörige einbezogen werden. Erste Evaluationsergebnisse werden berichtet. Methodik: 20 Patienten (10 Frauen, 10 Männer) mit der Diagnose einer Zwangserkrankung wurden in 16 verhaltenstherapeutischen Gruppensitzungen behandelt. Es wurden 17 Familienangehörige in ausgewählten Sitzungen in die Therapie einbezogen. Das Gruppentherapieprogramm beinhaltete kognitive Umstrukturierung, Reaktionsexposition mit den angstauslösenden Stimuli und funktionale Aspekte der Erkrankung. Es wurden die Yale-Brown Obsessive-Compulsive-Scale und eine selbst entwickelte Skala zur Wirksamkeitseinschätzung verwendet. Ergebnisse: Es konnte eine Verringerung der Y-BOCS um etwa fünf Skalenpunkten nach der Therapie festgestellt werden. Die Patienten und deren Angehörige waren sich einig über den prinzipiellen Erfolg der Gruppe und fühlten sich mit ihren individuellen Problemen verstanden. Die Angehörigen waren insbesondere froh, mehr über Bewältigungsstrategien im Umgang mit den Zwangssymptomen erfahren zu haben. Schlussfolgerung: Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie kann zu einer Reduzierung von Zwangssymptomen beitragen. Die Einbeziehung von Angehörigen in das verhaltenstherapeutische Programm kann deshalb von Vorteil sein, weil damit die Angehörigen die Patienten während der Behandlung unterstützen können. Perspektivisch kann diese Therapieform eine gute und kosteneffektive Behandlungsalternative sein, in der für eine größere Anzahl von Patienten die Möglichkeit zur Therapie besteht.

Abstract

Problem: Behavioral group therapy program is presented of patients with OCD and the involvement of their significant others. First experiences of evaluation are reported. Method: 20 patients (10 women, 10 men) diagnosed with OCD were treated in a 16-session behavioral group therapy which included the involvement of 17 family members in selected sessions. The behavioral group therapy program involved cognitive restructuring, behavior exposure to anxiety-evoking stimuli and the discussion about the family system. Y-BOCS and a self-rating scale for the assessment of treatment benefit were used as outcome measures. Results: In this study, Y-BOCS scores reduced from a mean of 24 before therapy to 19,8 after therapy. Patients and their significant others agreed on the general benefit from the group therapy and the level of understanding of individual problems. Family members in particular appreciated that they had learned more about coping strategies regarding OCD-symptoms.The majority of patients and their significant others would recommend behavioral group therapy to other affected people. Conclusions: Behavioral group therapy can be effective in reducing OCD-symptoms. Inclusion of family members in behavioral group therapy may be advantageous, because they can assist the patients during their treatment. This form of treatment may become an attractive and cost-effective alternative to conventional group settings.