Klin Padiatr 2002; 214(2): 89-92
DOI: 10.1055/s-2002-25275
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kongenitaler AV-Block III° bei einem Frühgeborenen von 832 g: Möglichkeiten der passageren Herzschrittmacher-Therapie

Transthoracic pacing in a very low birth weight infant with congenital complete atrioventricular block - Case reportJ.-H.  Nürnberg1 , Y.  Weng2 , P.  E.  Lange1 , H.  Versmold3
  • 1Deutsches Herzzentrum Berlin, Klinik für angeborene Herzfehler/Kinderkardiologie, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
  • 2Deutsches Herzzentrum Berlin, Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin
  • 3Kinderklinik der Freien Universität Berlin, Klinikum Benjamin Franklin, Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
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Publication Date:
22 April 2002 (online)

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Zusammenfassung

Bei Frühgeborenen (FG) mit kongenitalem kompletten atrioventrikulären Block (AVB III°) ist die Implantation eines permanenten Herzschrittmachers (HSM) aufgrund der Größenverhältnisse erst ab einem Körpergewicht von ca. 2000 g möglich. Wir berichten über die Erfahrungen einer Schrittmacher-Therapie bei einem deutlich kleineren FG von 832 g.

Kasuistik: Ein eutrophes FG wurde bei fetaler Bradykardie 40 - 50/min, eingeschränkter Kontraktilität, rückläufigen Kindsbewegungen und Hydrops (Aszites seit Schwangerschaftswoche (SSW) 23, geringer Perikarderguss) per Sektio mit 26 SSW geboren. Ursache der Bradykardie war ein AVB III° bei mütterlichem Sjögren-Syndrom (Ro/SS-A Antikörper hoch positiv).

Herzschrittmacher-Therapie: 1. Durch transösophageale Reizabgabe war eine Ventrikelstimulation sowohl in der 3. Lebensminute im Rahmen der Reanimation als auch mehrfach danach nicht möglich. 2. Eine transthorakale Stimulation mit selbstklebenden, entsprechend der Körpergröße zugeschnittenen Flächenelektroden erlaubte eine effektive Steigerung der Herzfrequenz (HF) unter Sedierung und Relaxierung, musste jedoch nach 3 Stunden wegen einer großflächigen Verbrennung der Haut an der Kontaktfläche nach partiellem Abheben einer Flächenelektrode abgebrochen werden. 3. Die operative Anlage passagerer HSM-Kabel in der 19. Lebensstunde ermöglichte die sichere externe Stimulation des Herzens. Durch den schon bestehenden protrahierten Schock kam es zu einer intrakraniellen Blutung und einer Hyperkaliämie mit Abnahme der maximal stimulierbaren HF durch das zunehmend refraktäre Myokard. Das Kind verstarb nach 47 Stunden.

Schlussfolgerung: Durch transösophageale HSM-Therapie ist eine HF-Steigerung bei sehr kleinen Frühgeborenen mit AVB nicht möglich, während die transthorakale Stimulation eine wirksame Maßnahme bis zur möglichst frühzeitigen operativen Anlage passagerer HSM-Elektroden darstellt.

Abstract

We report our experience of pacemaker treatment in a premature infant of 832 grams with congenital complete atrioventricular block due to maternal Sjögren’s Syndrome. She was delivered by cesarean section at an estimated gestational age of 26 weeks because of fetal bradycardia, decreasing fetal movements and hydrops. Immediate postnatal transesophageal ventricular pacing was not successful, whereas transthoracic pacing with self-adhesive patch electrodes adapted to body size resulted in an effective increase of the infant’s heart rate until operative application of temporary epimyocardial pacing wires ensured the external stimulation of the heart.