Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(17): 907-912
DOI: 10.1055/s-2002-25382
Originalien
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notwendige Voraussetzungen für die Funktion eines onkologischen Kompetenzzentrums

Infomationstechnologie, Befunddokumentation und TelekommunikationRequirements for an interdisciplinary cancer centerTechnology, documentation and telecommunicationR. Bumm, M. Siess, M. Lange, J. R. Siewert
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. med. J. R. Siewert) der TU München
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Publication History

14.2.2001

3.4.2002

Publication Date:
25 April 2002 (online)

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Hintergrund und Fragestellung: Die Organisation eines krankheitsorientierten Zentrums, insbesondere eines Tumortherapiezentrums, ist ohne geeignete Infrastruktur nicht denkbar. Ein tägliches „Tumorboard“ erfordert ein hohes Maß an Vernetzung, gewisse Hardwareinvestitionen und eine intelligente Software, die an den meisten Kliniken aktuell nicht verfügbar ist und hier beschrieben wird.

Material und Methoden: Auf der Basis einer klinikinternen Netzwerkstruktur und multiplen, inhomogenen Abteilungssystemen der Kliniken wurde in unserem Universitätsklinikum eine intranetbasierte und im Webbrowser leicht bedien- und administrierbare onkologische Patientendokumentations- und Konferenzsoftware (Onkofile) entwickelt, den Import der gängigen Digitalmedien erlaubt und den täglichen „Tumorboard-Ablauf“ papierlos organisiert. Es erfolgt eine Online-Dokumentation des Expertenentscheides und Vorentscheide des Gremiums sind zusammen mit Bildmaterial zu jedem Patienten abrufbar, wobei auch ersichtlich ist, wer die Vorentscheidung getroffen hat. Lokale Therapierichtlinien können mit Flow-Sheets integriert werden, und eine Studiendatenbank listet die verfügbaren onkologischen Therapiestudien des Klinikums. Internet- und Telekommunikationsschnittstellen, werden für die Einbindung externer Kollegen und für die Zweitmeinungsbearbeitung verwendet.

Resultate: Zwischen 10/1999 und 2/2002 wurden 3298 Vorstellungen von 2438 Patienten im täglichen Tumorboard vorgenommen. 74 % der Patienten wurden in einem kurativen Gesamtkonzept behandelt. Der Anteil an neoadjuvanten Therapieverfahren betrug 24 %. 49 % der Patienten wurden einer primären Resektion zugeführt. Sechs Patienten können in einem täglichen 30-minütigen Tumorboard sinnvoll besprochen werden.

Schlussfolgerung: Die Zusammensetzung des Patientengutes sowie die Konferenzentscheide sind jederzeit transparent. Die Etablierung eines täglichen Tumorboards ist mit den gezeigten Tools kurzfristig realisierbar und wird von den beteiligten Instituten und Kliniken effizient genutzt. Prospektive Qualitätskontrollstudien werden derzeit durchgeführt.

Introduction: The organisation of an interdisciplinary cancer center, especially the establishment of a daily tumorboard requires adequate hardware and intelligent software, which is not available in most hospitals and described here with concepts, realisation and first clinical results.

Materials and Methods: Based on a TCP/IP network and several inhomogeneous department subsystems we developed an intranet-based oncological documentation- and conference software (oncofile), which can be easily operated and administered in a web browser. Common digital media can be imported and the concept allows for paperless organisation of the daily tumor board. The expert decisions are documented online during tumor board runtime together with selected clinical images and the consensus of the decisionmakers. Local therapeutic guidelines as well as trial information can be accessed over the intranet, and interfaces for internet- and telecommunication are used for second opinion and integration of external expertise.

Results: Between 10/99 and 2/2002 3298 presentations of 2438 cases were made in the daily tumor board. 74 % of the patients had a curative oncological treatment concept, and 24 % of the patients received neoadjuvant treatment. 49 % of the patients were scheduled for primary resection. Six patients can be effectively handled in a 30 minute tumorboard.

Conclusion: The establishment of a daily tumorboard is possible by help of intranet-technology, a central database with web clients and moderate hardware investments. The composition of the patient cohort as well as all decisions ever made to a particular patient are transparent at all times. Prospective quality control studies are under way.