Zusammenfassung
Als Reaktion auf die international häufig zitierte Umfrage von
Al-Mufti, McCarthy und Fisk (1996) unter 282 Frauenärzten/-innen in London
nach dem Geburtsmodus, den sie für sich bzw. ihre Partnerinnen wählen
würden, wollten wir die Meinung von Hebammen erfahren. Zu diesem Zweck
baten wir die Leserinnen der Zeitschrift „Die Hebamme” einen
Fragebogen auszufüllen, der sich inhaltlich an die Untersuchung von
Al-Mufti et al. anlehnt. Die Hebammen wurden nach ihrer persönlichen
Einstellung zum Geburtsmodus gefragt.
Es wurden 446 Fragebogen ausgewertet. Etwa ein Drittel der
teilnehmenden Hebammen war jünger, zwei Drittel waren älter als 30
Jahre, über die Hälfte der Teilnehmerinnen hatte mindestens ein Kind
geboren. Bei einer unkomplizierten Schwangerschaft mit Schädellage am
Termin wählen 100 % der Hebammen beim ersten Kind die
vaginale Geburt. Liegen allgemeine Zusatzrisiken vor, sind es
96,6 %. Ein normalgewichtiges Kind in Beckenendlage wollten
80 % der Hebammen beim ersten Kind vaginal gebären, bei
weiteren Kindern sind es sogar 91 %
(p < 0,0001). Nur wenn Hebammen ein makrosomes Kind
(Schätzgewicht über 4,5 kg) in Schädellage erwarten, entscheiden
sich deutlich weniger für die vaginale Geburt. Hier stimmen beim ersten
Kind nur 67 % dafür, bei weiteren Kindern wählen
74,2 % den vaginalen Geburtsweg
(p < 0,0001).
Mit ihren Antworten geben die Hebammen der vaginalen Geburt deutlich
den Vorzug gegenüber der geplanten Sektio. Dies ist angesichts der
anhaltenden Diskussion um die Wunschsektio ohne medizinische Indikation ein
erfreuliches Signal der nichtärztlichen Geburtshelferinnen. Die Ergebnisse
der Hebammenbefragung unterscheiden sich deutlich von den Ergebnissen der 1996
von Al-Mufti et al. durchgeführten Umfrage unter englischen
Gynäkologen und Gynäkologinnen. Die Präferenz der vaginalen
Geburt wird von Hebammen erstrangig begründet mit den Aussagen: „Es
ist der natürliche, physiologische Weg, das Geburtserlebnis und die aktive
Teilnahme an der Geburt sind unverzichtbar, die Sektio- und Narkoserisiken sind
zu hoch, eine sekundäre Sectio wäre ja immer noch
möglich.” Für Hebammen spielt die Angst vor einer
Beckenbodenschädigung oder einer negativen Beeinflussung des Sexuallebens
bei der Wahl des Geburtsmodus eine untergeordnete Rolle.
Abstract
Increasing ceasarean section rates are a world wide concern in
obstetrics. One of the latest contributing factors is the elective caesarean
section in uncomplicated singleton pregnancy at term. The preference for this
mode of delivery was primarily brought forward by obstetric practitioners (Al
Mufty, McCarthy, Fisk 1996).
A questionnaire, which mainly aimed to ask germanspeaking midwifes
in Austria, Germany and Switzerland about their personal choice of delivery
mode, was included in one of the issues of the German-language midwifery
journal “Die Hebamme”. This questionnaire contained 5
half-closed/half open questions describing specific obstetric occurrences. The
midwifes were asked to express their preferred mode of delivery and describe
their reason for choosing. 446 questionnaires (12 %) were
returned.
The majority (100 %) of the germanspeaking midwifes
preferred a normal vaginal delivery in an uncomplicated singleton pregnancy at
term with a child in cephalic presentation. The rating was about the same
(97 %) in the presence of general risk factors which don't
indicate a primary caesarean section. Breech presentation and macrosomia are a
matter of concern to the midwifes. Midwifes arguing for a first child in breech
presentation or with macrosomia > 4.5 kg vote highly significantly
more frequently for elective caesarean section than midwifes arguing for at
least the second child.
The first-rate reasons for the preference of vaginal delivery
concern the natural and physiological way of delivery, the personal experience
of delivery, the higher risks of caesarean section and the possibility of a
later caesarean section in case of fetal distress during first or second stage
of labour. Concerns are expressed about the maintenance of competence amongst
practitioners, thus influencing the choice of mode of delivery in
obstetrics.
Schlüsselwörter
Hebammen - Geburtsmodus - Wunschsektio - Befragung
Key words
Midwifery - mode of delivery - elective Caesarean - survey