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DOI: 10.1055/s-2002-31564
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Europäische Gefäßchirurgie - brauchen wir noch einen deutschsprachigen Kongress?
European Vascular Surgery - do we need a German congress?Publication History
Publication Date:
24 May 2002 (online)
In diesem Heft findet sich ein zusammenfassender Bericht über die deutschsprachige gefäßchirurgische Dreiländertagung vom Herbst letzten Jahres, der sich in mehrere Abschnitte gliedert: zum einen die Zusammenfassungen der einzelnen Sitzungsleiter, des Weiteren eine Sammlung der wichtigsten eingegangenen erweiterten Abstracts sowie - letztgenannt, aber keineswegs am unwichtigsten - eine Sitzungsbewertung der Tagung durch das Publikum. Die Tagung fand fast gleichzeitig mit dem Europäischen Gefäßchirurgen-Kongress statt, so dass sich die Frage stellt: brauchen wir noch im Zeitalter eines vereinten Europa, in der die wissenschaftliche Sprache längst Englisch geworden ist, eine solche deutschsprachige Tagung, ist sie weiterhin sinnvoll? Die Antwort ist ein klares „Ja”!, vor allem auch des Publikums. Die ungewöhnlich große Zahl der Kongressteilnehmer in Hamburg (ca. 1 000) war um ein Vielfaches höher als die deutschsprachige Beteiligung an europäischen Kongressen gleichen Themas.
Was sind die Gründe dafür, dass internationale Kongresse vor allem zunächst einmal nach dem Ort, an dem sie stattfinden und dem Rahmenprogramm bewertet werden, gerade jüngere Kollegen in Fort- und Weiterbildung bei weitem aber nationale Tagungen in der Muttersprache vorziehen? Es ist wohl gerade diese Muttersprache, die wir speziell bei der Diskussion der Beiträge benötigen. Sicherlich verstehen die meisten Kollegen genügend Englisch, um einem Vortrag folgen zu können, geht es aber um Details der Diskussion mit rascher Antwort und Gegenantwort, verleiht die Muttersprache deutlich mehr Sicherheit - und auf die Diskussion kommt es nun einmal an. Dies zeigt auch die Sitzungsbewertung der diesjährigen Tagung, bei der die Sitzungen vom Publikum am besten angenommen wurden, bei denen nicht nur die Vorträge und das Thema gefielen, sondern bei denen auch genügend Zeit für die Diskussion zur Verfügung stand. Vergleichsuntersuchungen zum Benchmarking von Kongressen, die wir im letzten Jahr durchführten, zeigten, dass Kongresse um so besser abschnitten, je mehr Gelegenheit dem Publikum zur Diskussion geboten wurde, die Diskussion war in den Augen der Teilnehmer ein Hauptqualitätsmerkmal. Ein Kongress sollte zu mehr als nur der Wissensvermittlung dienen - dies gelingt heute - englischsprachig! - perfekt über PubMed, sondern es sollte auch ein reger Meinungsaustausch stattfinden, der nicht immer „evidenzbasiert” sein muss, sondern sich an der täglichen Praxis und den eigenen behandelten Fällen orientiert. Erfahrungen und kritische Situationen können am besten in der Muttersprache diskutiert werden, wobei auf einem nationalen Kongress zwangsläufig das Arbeitsumfeld derer, die diskutieren, das Gleiche ist - denken wir nur an die heute so wichtigen Rahmenbedingungen wie DRG's, Qualitätsmanagement, Zertifizierung und Arbeitszeitschutzgesetz.
Der vorliegende Bericht soll einen Einblick in die Themen der letztjährigen gefäßchirurgischen nationalen Tagung geben. Das große Interesse der Zuhörer, aber auch das Engagement der Sitzungsleiter bei Erstellung ihrer Berichte und das Bemühen der Autoren, ihre Abstracts in neuer überarbeiteter Form für den Druck zu präsentieren, bestärken uns in unserer Ansicht, dass ein europäischer Gefäßchirurgen-Kongress sicherlich wichtig zum Austausch der neuesten Ergebnisse im Sinne einer evidenzbasierten Medizin ist. Für die tägliche Praxis der Fort- und Weiterbildung wird aber bis auf Weiteres die nationale Tagung in der Muttersprache das weit bedeutsamere Forum bleiben.
Prof. Dr. H. Imig
Eißendorfer Pferdeweg 52
21075 Hamburg
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