Zusammenfassung
Zielsetzung: Im Rahmen einer prospektiven
Verlaufsstudie zu Karrieredeterminanten bei jungen Ärztinnen und
Ärzten war das Ziel der vorliegenden qualitativen Studie, Informationen zu
erhalten zu 1. Erfahrungen von Studierenden der Humanmedizin während des
praktischen Jahres, 2. ihrem Karriereverständnis, 3. ihren
Karrierewünschen und -ängsten unter Berücksichtigung der
Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit und 4. ihren Vorstellungen
hinsichtlich Karriereförderung.
Methodik: Aus einer Gesamtstichprobe von 377
Studierenden der Humanmedizin der drei Universitäten Basel, Bern und
Zürich im letzten Studienjahr wurden 22 Personen für die sog.
Fokusgruppeninterviews selektioniert. Die Gespräche wurden mit einem
Interview-Leitfaden strukturiert, auf Tonband aufgezeichnet, transkribiert und
das Material wurde anschließend paraphrasiert und kategorisiert.
Ergebnisse: 1. Bei den Erfahrungen im
praktischen Jahr stand der klinisch-handlungsorientierte Lerngewinn im
Vordergrund. Medizinerinnen erlebten den Spitalalltag teilweise als
desillusionierend. 2. Das Karriereverständnis war mehrheitlich kritisch:
Berufliche Karriere wurde mit einer Einbuße an Lebensqualität
assoziiert. 3. Bezüglich Karrierewünschen zeigten Männer eine
optimistischere Grundhaltung, während Frauen ihre Karrierewünsche aus
Rücksicht auf Partnerschaft oder evtl. Familie häufig schon
antizipatorisch relativieren. Vorstellungen zur Vereinbarkeit von Berufs- und
Familienarbeit waren bei Männern und Frauen eher traditionell; akzeptiert
wurde am ehesten das sog. Lebensphasenmodell (Berufsausstieg der Frau
während der Familienphase) oder ein reduziertes berufliches Engagement der
Frau. 4. Die Mehrzahl der Befragten wünschte sich eine gezieltere
Karriereförderung, Frauen schon am Anfang ihrer Berufslaufbahn,
Männer eher in der mittleren Phase.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der
Longitudinalstudie werden zeigen, ob sich die Aussagen der
Diskussionsteilnehmenden im weiteren Verlauf ihrer beruflichen Entwicklung
bestätigen.
Abstract
Purpose: In addition to a prospective
longitudinal study of career determinants in young physicians the aim of the
present qualitative study was to gather information on 1. experiences by
medical students during their clinical year, 2. their understanding of career,
3. their career desires and worries regarding the compatibility of profession
and family, and 4. their wishes of career promotion.
Method: Twenty-two subjects from the initial
sample of 377 students from the three medical schools in the German-speaking
part of Switzerland in their senior year agreed to participate in focus groups.
The interviews were structured by an interview guideline, the material was
tape-recorded, transcribed, paraphrased, and categorised.
Results: 1. The experiences during the
clinical year mainly brought a gain of practical skills. Female students were
disillusioned by the daily routine at the hospital. 2. Career was associated
with a poor quality of life. 3. Regarding career wishes male students showed
more optimistic attitudes, while female students suppressed their career wishes
in prospect of a spouse and/or family. Female and male students had rather
traditional ideas about the compatibility of their profession and family. The
only acceptable models were the so-called life cycle model (professional work
- family phase - return to work for women) or a reduced
professional engagement of the woman during the family phase. 4. The majority
of the participants wanted some sort of career promotion, female students at
the beginning, males rather in a later stage of their career.
Conclusion: The results of the longitudinal
study will show whether the assessments of the subjects in the focus groups
will be confirmed during their further career.
Schlüsselwörter
Medizinstudierende - Karrierewünsche - Karriereängste - Karriereförderung - Vereinbarkeit
von Berufskarriere und Familie
Key words
Medical Students - Career
Wishes - Career Worries - Career
Promotion - Compatibility of Professional and Family Work