Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(25/26): 1392-1396
DOI: 10.1055/s-2002-32352
Übersichten
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diätetische Prävention des Mamma- und Prostatakarzinoms: Grundlagen und Praxis des Nutritional Cancer Prevention (NCP)-Programms

Dietary prevention of carcinomas of the breast and prostate: fundamental and practical aspects of the Nutritional Cancer Prevention (NCP) programT. Ebert1 , B. Kleine-Gunk2 , J. E. Altwein3 , K. Miller4 , P. Mallmann5
  • 1Urologische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. med. T. Ebert und Prof. Dr. med. B. Schmitz-Dräger), EuromedClinic, Fürth
  • 2Gynäkologische Abteilung (Leiter: Dr. med. B. Kleine-Gunk), EuromedClinic, Fürth
  • 3Urologische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. med. J. Altwein), Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, München
  • 4Urologische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. med. K. Miller), Universitäts-Klinikum Benjamin-Franklin, Berlin,
  • 5Gynäkologische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. med. P. Mallmann), Universitätsfrauenklinik, Köln
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Publication History

8.8.2001

23.4.2002

Publication Date:
20 June 2002 (online)

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Seit langem bekannt ist die Tatsache, dass sowohl die Krebsinzidenz als auch die Mortalität weltweit großen regionalen Schwankungen unterliegen. So ist z. B. die Häufigkeit von Darm- und Brustkrebs in den westlichen Industrienationen wesentlich höher als in Afrika oder Asien [31]. Die niedrigste Rate für hormonabhängige Tumoren findet man dabei in China und Japan. Dort liegt die Brustkrebsinzidenz bei 19,1 (Anzahl der Fälle pro 100 000 Frauen), die Mortalitätsrate bei 5,8. Im Vergleich dazu liegt die Inzidenz bei weißen Frauen in den USA bei 87, die Mortalitätsrate bei 29,9 [27]. Die Zahl für Deutschland und die Industrienationen im nördlichen Europa entsprechen in etwa denen der USA. Noch ausgeprägter sind die Unterschiede beim Prostatakarzinom. Hier ist die Inzidenzrate in China 55mal niedriger als die der schwarzen Bevölkerung in den USA [32] (Abb. [1] ).

Lange Zeit hielt man diese gravierenden Unterschiede in der Krebsinzidenz für im Wesentlichen genetisch bedingt. Mehrere Migrationsstudien konnten dann jedoch unabhängig voneinander nachweisen, dass mit der Übersiedlung in die westliche Hemisphäre auch das Krebsrisiko für Asiaten anstieg. Je länger die Immigranten in ihrem neuen Gastland weilten und dabei ihre traditionellen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten aufgaben, desto höher stieg auch die Inzidenz hormonabhängiger Malignome [40]. Bereits in der zweiten Generation waren kaum noch Unterschiede in der Krebsinzidenz nachweisbar [49].

Abb. 1 Variation der altersstandardisierten Inzidenz des Prostatakarzinoms.

Die multifaktorielle Genese des Mamma- und Prostatakarzinoms erlaubt es nicht, die Prävention dieser Erkrankungen auf lediglich einen Aspekt zu reduzieren. So weist die asiatische Ernährungsweise eine ganze Reihe von Merkmalen auf, die offensichtlich zur Krebsprävention beitragen. Sie ist fettarm, vegetarisch betont und enthält hohe Konzentrationen so genannter Phytoöstrogene. Damit erfüllt sie bereits drei Kriterien, die Ernährungswissenschaftler als entscheidend für eine primäre Krebsprävention erachten. Weitere Aspekte, die in das Konzept des Nutritional-Cancer-Prevention (NCP)-Programmes eingeflossen sind, beziehen sich auf die endokrinen Auswirkungen der Adipositas, die Quantität und die Qualität der zugeführten Nahrungsfette, die Rolle der so genannten freien Radikale bei der Krebsinitiation, die hormonellen Auswirkungen sekundärer Pflanzenstoffe (SPS) auf die Krebspromotion sowie den Einfluss von Alkohol und Sport auf die Krebsentstehung.