Klin Monbl Augenheilkd 2002; 219(5): 365-369
DOI: 10.1055/s-2002-32631
Experimentelle Studie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Laserepitheliale Keratomileusis (LASEK): Histologische Untersuchungen zur Vitalität der kornealen Epithelzellen nach Alkoholexposition

Laser epithelial keratomileusis (LASEK): histological investigation for vitality of corneal epithelial cells after alcohol exposureAlexandra  K.  Dreiss1, 3 , Christoph  Winkler von Mohrenfels2 , Bernhard  Gabler2 , Thomas  Kohnen3 , John  Marshall1 , Chris  P.  Lohmann1, 2
  • 1The Rayne Insitute, Dept. of Ophthalmology, St. Thomas' Hospital, London (Dir.: Prof. John Marshall)
  • 2Universitäts-Augenklinik, Regensburg (Dir.: Prof. Dr. Veit-Peter Gabel)
  • 3Zentrum für Augenheilkunde, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main (Dir.: Prof. Dr. Christian Ohrloff)
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Publikationsverlauf

11. 3. 2002

16. 4. 2002

Publikationsdatum:
02. Juli 2002 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die laserepitheliale Keratomileusis (LASEK) ist ein relativ neues Operationsverfahren zur Behandlung der Myopie. Hierbei wird nach der lokalen Applikation von 20 %igem Alkohol ein epithelialer Flap erzeugt und nach der Laserablation wird das Epithel wieder an seine ursprüngliche Stelle zurückgelegt. Der Vorteil der LASEK ist, dass unmittelbar nach der Operation die Wunde von einem normalschichtigen Epithel bedeckt wird und somit die Wundheilungsreaktionen unterdrückt werden. Dieses funktioniert jedoch nur, wenn die Epithelzellen noch vital sind und nicht durch den Alkohol geschädigt worden sind. Material und Methodik: Die Vitalität der kornealen Epithelzellen nach Exposition zu 20 %igem Alkohol über 15 - 60 s wurde an sechs humanen Augen untersucht. Nach der Alkoholexposition wurde der epitheliale Flap erzeugt, von der Hornhaut mechanisch entfernt und in eine 0,1 %-Tryptan-Blau-Lösung überführt und über 2 min bei 37 °C inkubiert. Nach Waschen der Zellen mit BSS wurden die Zellen in Medium für 30 min bei 37 °C reinkubiert. Nach erneutem Waschen mit BSS erfolgte die Auswertung über die Lichtmikroskopie. Hierbei erschienen die toten Zellen blau und die vitalen Zellen farblos. Licht- und Transmissionselektronenmikroskopie wurden verwendet, um morphologische Veränderungen zu erkennen. Ergebnisse: Bis zu einer Alkoholexpositionszeit von 30 s fanden wir überwiegend vitale Zellen im Epithelzellverband. Insbesondere die Basalzellen erschienen keinen Schaden vom Alkohol abbekommen zu haben. Bei einer Expositionszeit von 60 s fanden sich nahezu keine vitalen Zellen mehr. Schlussfolgerung: Derzeit werden bei der LASEK Alkoholexpositionszeiten von 20 - 30 s verwendet. Anhand unserer Untersuchungen zeigt sich, dass nach einer solchen Expositionszeit der Epithelzellverband überwiegend vitale Zellen zeigt und somit die Grundlage für eine erfolgreiche Beeinflussung der postoperativen Wundheilungsverläufe gegeben ist.

Abstract

Background: Laser epithelial keratomileusis (LASEK) is a new surgical procedure to treat myopia. An epithelial flap is created after the exposure to 20 % alcohol and following the laser ablation the epithelium is repositioned to its original location. The advantage of LASEK is that the ablated corneal surface is covered by a full thickness epithelium immediately after surgery. It is hypothesised that this epithelial coverage inhibits the wound healing response of the cornea. However, this concept will only work if the epithelial cells are still vital after the exposure to alcohol. Material and methods: The vitality of the corneal epithelial cells was investigated in 6 human cadaver eyes after the exposure to 20 % alcohol over 15 to 60 s. The vitality of the corneal epithelial cells was assessed by soaking the specimen in a 0.1 % trypan blue solution and incubated at 37 °C for 2 min. After a wash with BSS the specimen were re-incubated at 37 °C for 30 min in culture medium. After one more wash with BSS the cells were observed with a standard light microscope. Cells which retained the blue colour would be dead and vital cells would appear clear. Light microscopy and transmission electron microscopy was used to detect morphological changes. Results: Mainly vital corneal epithelial cells were seen for an alcohol exposure time of up to 30 s. In particular the basal epithelial cells appeared alive. With a exposition time of 60 s most cells were dead. Conclusion: In LASEK the exposure time of 20 % alcohol is between 20 and 30 s. Based on our results we can conclude that after such exposure time most cells are alive, which is essential for the postoperative wound healing response.

Literatur

Kommentar zu der Arbeit: „Laserepitheliale Keratomileusis (LASEK): Histologische Untersuchungen zur Vitalität der kornealen Epithelzellen nach Alkoholexposition”; Mai-Heft der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde

Vor der Anwendung einer neuen Methode sollte immer die Erforschung der Grundlagen dieser Methode stehen. Dies wurde in der Vergangenheit bei den refraktiven Eingriffen, z. B. der PRK oder der LASIK häufig nicht ausreichend getan. Erst nach einiger Zeit wurde dann auch die Entwicklung des „Haze” bei diesen Eingriffen als Folge der postoperativen Wundheilung verstanden und das zugrunde liegende Zusammenspiel von unterschiedlichen Mediatoren und Wachstumsfaktoren näher charakterisiert; wobei wir von einem Verstehen dieses komplexen Prozesses noch weit entfernt sind. Klar zu sein scheint jedoch, dass ein intakter Epithelverband nach einem hornhautchirurgischen Eingriff die Kaskade der Entstehung eines klinisch relevanten „Haze” wirkungsvoll unterbinden kann. Dies ist die Zielsetzung der LASEK-Methode. Die Arbeit der Lohmanner Arbeitsgruppe liefert in ihrem Beitrag zum Verständnis der Vitalität der Epithelzellen nach einer LASEK eine wichtige Grundlagenstudie. Die LASEK-Methode inkorporiert die Vorteile der LASIK und der PRK ohne deren Nachteile zu haben. Bei praktisch fehlender Hazeentwicklung sollte diese Methode bei einem dicken Reststroma von einer iatrogenen Keratektasie schützen. Weiterhin fällt der komplikationsträchtige Mikrokeratomschnitt einschließlich der temporären intraokularen Drucksteigerung und der Induktion von biomechanischen Hornhautveränderungen weg. Insbesondere im Zeitalter der aberrometriegesteuerten Abtragung scheint die LASEK zumindest theoretisch die ideale Methode zu sein, da der Abtrag oberflächennah durchgeführt wird, ohne dass die Methode - wie der Mikrokeratomschnitt bei der LASIK - noch zusätzliche Aberrationen induziert. Vor dem breiten klinischen Einsatz sollten jedoch parallel weiterhin solche Grundlagenarbeiten durchgeführt werden.

Priv.-Doz. Dr. med. Christoph W. Spraul

Dr. med. Alexandra K. Dreiss

Zentrum für Augenheilkunde · Johann-Wolfgang-Goethe-Universität

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt am Main

eMail: alexandradreiss@hotmail.com