Z Geburtshilfe Neonatol 2002; 206(3): 119-121
DOI: 10.1055/s-2002-32646
Kurzmitteilung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schwangeren-Selbstvorsorge-Pass

Maternity diary for self-controlE. Saling1 , J. Lüthje1
  • 1Institut für Perinatale Medizin Berlin-Neukölln
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Publication History

2. 8. 2001

11. 1. 2002

Publication Date:
03 July 2002 (online)

Der konventionelle Mutterpass ist vor Jahrzehnten in Deutschland eingeführt worden. Er dient hauptsächlich der Dokumentation von Daten der ärztlichen Betreuung von Schwangeren im Rahmen der durch die Mutterschafts-Richtlinien definierten Vorsorgemaßnahmen. Die konsequente Nutzung des Mutterpasses hat zur Verbesserung der Schwangerenvorsorge-Maßnahmen in unserem Lande entscheidend beigetragen. Damit hat er sich insgesamt bewährt, allerdings wurden einige Anpassungen an den medizinischen Fortschritt leichtfertig versäumt, wie z. B. die Aufnahme der gemessenen vaginalen pH-Werte.

Unser eigenes Wirken zur Optimierung der Schwangerenversorgung konzentriert sich seit nunmehr 3 Jahrzehnten auf die sozial- und gesundheitspolitisch wichtige Vermeidung von Frühgeburten [4]. 1993 haben wir in diesem Zusammenhang einen erheblichen Fortschritt durch Einbeziehung der Schwangeren selbst in das Frühgeburten-Vermeidungs-Programm im Rahmen der so genannten „Selbstvorsorge-Aktion” erzielen können [3]. Diese beinhaltet, dass die Schwangere bei sich selbst durch regelmäßige vaginale pH-Messung ihr Scheidenmilieu hinsichtlich normentsprechender Verhältnisse überwacht. Parallel dazu beobachtet die Schwangere anhand des ihr zur Verfügung gestellten Informationsmaterials, ob sonstige Hinweise auf ein erhöhtes Risiko in Richtung Frühgeburt auftreten. Für den Fall, dass etwas Verdächtiges auffällt, wird der Schwangeren empfohlen, unverzüglich ihre Frauenarztpraxis aufzusuchen, damit dort geeignete Gegenmaßnahmen getroffen werden. Ein solches Vorgehen hat zu deutlichen Erfolgen geführt [1] [5]. Kürzlich erfolgte durch die Auswertung der „Thüringer Frühgeburten-Vermeidungs-Aktion” [2] eine weitere wichtige Bestätigung für den Nutzen unseres Programms. Die Ergebnisse dürften einen Durchbruch auf diesem Gebiet darstellen, zumal häufig beklagt wird, dass die Frühgeborenen-Rate auf Bundesebene, aber auch in den anderen Industrieländern, seit Jahrzehnten nicht reduziert werden konnte.

Unser nächster Schritt im Rahmen einer weiteren Risikominderung für die Schwangerschaft ist die Konzeption eines so genannten Schwangeren-Selbstvorsorge-Passes, dessen Sinn in dieser kurzen Mitteilung vorgestellt wird. Seine Aufgabe soll es sein - ergänzend zu dem von der Frauenärztin/dem Frauenarzt geführten Mutterpass - in einem von der Patientin selbst geführten Pass in Form eines medizinisch bedeutsamen „Schwangerschaftskalenders” eine eigene patientenbezogene Dokumentation durchzuführen. Dies dürfte mehrere Vorteile bieten:

Die von der Schwangeren selbst aufgezeichneten Befunde und andere wichtige Daten lassen sich weit besser medizinisch nutzen als zumeist lückenhafte oder rekonstruierte, nur aus der Erinnerung gemachte Angaben. Zahlreichen Schwangeren wird der Wunsch erfüllt, selber objektiv wichtige Ereignisse in ihrer eigenen Schwangerschaft, die für eine Risikominderung bedeutend sind, zu dokumentieren. Unsere Befragungen von Schwangeren im Rahmen der Selbstvorsorge-Aktion haben gezeigt, dass hierzu oft ein Bedarf besteht. Ein systematischer Ausbau dieses, von uns zunächst nur für eine elementare Datenerfassung bezüglich der Frühgeburten-Vermeidung ins Leben gerufenen, Schwangeren-Selbstvorsorge-Passes verspricht, dass neben dem ärztlich ausgelegten klassischen Mutterpass in Zukunft auch wichtige Selbstuntersuchungsbefunde aufgenommen werden. Dadurch könnte ein solcher Pass zu einem weiteren ergänzenden Instrument für eine noch komplexere und sicherere Schwangerenversorgung heranwachsen.

Unsere ersten Vorstellungen sind, einen solchen „Schwangeren-Selbstvorsorge-Pass” in Form eines Dokumentationsheftes oder eines Faltblattes zu gestalten, worin zunächst die wichtigsten der Frühgeburten-Vermeidung dienenden Daten von der Schwangeren dokumentiert werden sollen. Ein erster Entwurf geht aus Abb. [1] hervor.

Wir hoffen, dass interessierte Kolleginnen und Kollegen - aus ihrer eigenen Erfahrung heraus - Vorschläge für einen weiteren Ausbau eines solchen Schwangeren-Selbstvorsorge-Passes unterbreiten werden, wobei vorrangig nur auf ganz wesentliche Aspekte eingegangen werden sollte. Allgemein gehaltene medizinisch wenig oder nicht bedeutsame Beobachtungs- bzw. Datenaufzeichnungskalender werden besonders von Unternehmen der schwangerschafts- und mutterschaftsbezogenen Industrie in großer Zahl angeboten. Diese sind aber kaum geeignet, die medizinische Versorgung der Schwangeren zu verbessern.

Literatur

  • 1 Hoyme U B, Grosch A, Roemer V M, Saling E. Erste Resultate der Erfurter Frühgeburten-Vermeidungs-Aktion.  Z Geburtsh Neonatol. 1998;  202 247-250
  • 2 Hoyme U B, Möller U. Weniger Frühgeburten durch vaginales pH-Wert-Screening - Ergebnisse der Erfurter bzw. Thüringer Frühgeburtenvermeidungsaktion.  Frauenarzt. 2001;  42/8 866-869
  • 3 Saling E, Raitsch S, Placht A, Fuhr N, Schumacher E. Frühgeburten-Vermeidungs-Programm und Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere.  Frauenarzt. 1994;  35 84-92
  • 4 Saling E. Prevention of prematurity. A review of our activities during the last 25 years.  J Perinat Med. 1997;  25 406-417
  • 5 Saling E, Al-Taie T, Schreiber M. Vermeidung sehr früher Frühgeburten - Aktueller Stand.  Frauenarzt. 2000;  41 952-964

Prof. Dr. med. Erich Saling

Institut für Perinatale Medizin

Mariendorfer Weg 28

12051 Berlin-Neukölln