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DOI: 10.1055/s-2002-34014
Dermatoonkologie
DermatooncologyPublication History
Publication Date:
10 September 2002 (online)
Durch ein verändertes Freizeitverhalten, eine längere Lebenserwartung und noch weitere unbekannte Faktoren ist über die letzten Dekaden eine zunehmende Inzidenz kutaner Neoplasien zu beobachten, die in der überwiegenden Mehrzahl von Dermatologen behandelt werden. Die Dermatoonkologie ist in den deutschsprachigen Ländern Europas integraler Bestand der Dermatologie. Daher ist die Vermittlung von Wissen und Erfahrungen in der Diagnostik und Therapie von Hauttumoren und seiner präkanzerösen Vorläufer auch fester Teil der Weiterbildung.
Die Arbeitsgemeinschaft Dermatologischer Onkologie (ADO), einer Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, ist Kristallisations- und Anlaufpunkt von deutschen und Schweizer Dermatologen. Die Aktuelle Dermatologie ist offizielles Mitteilungsorgan der ADO. Die ADO organisiert regelmäßige jährliche Fortbildungsveranstaltungen und Studientreffen, das im Jahr 2002 vom 26. - 28. September in Erfurt stattfinden wird (weitere Informationen: http:/www.dkfz.de/ado).
In Analogie zu Bemühungen der verbesserten Betreuung und Behandlung von Tumorpatienten in der internistischen und pädiatrischen Onkologie wird die Behandlung von Hauttumorpatienten zunehmend auch in der Dermatologie in spezialisierten Behandlungszentren angeboten. Hier wird den Patienten eine zeitgemäße Diagnostik und eine Behandlung im Rahmen von Studien eröffnet, die den aktuellsten internationalen Richtlinien folgen und Zugang zu innovativen Therapiekonzepten erlauben. Insofern ist die Dermatoonkologie derzeit durch starke Forschungsaktivitäten, den Einzug revidierter Konzepte und Innovationen gekennzeichnet.
Das hier vorgelegte Themenheft „Dermatoonkologie” greift zwei aktuelle Themen in der derzeitigen Versorgung von Melanompatienten heraus. Dies ist zum einen die Schildwächterlymphknoten-Biopsie bzw. sentinel lymph node biopsy (SLNB), die in den letzten Jahren von immer mehr spezialisierten Zentren angeboten wird. Während der diagnostische Nutzen unumstritten ist, wird man auf die Evaluierung der therapeutischen Wertigkeit wohl noch jahrelang warten müssen. Zudem ist zu befürchten, dass der therapeutische Nutzen vergleichsweise gering, möglicherweise sogar nicht vorhanden ist. Auch die Frage, ob eine Therapie mit derzeit gängigen Therapeutika wie z. B. Interferonen in diesem mikrometastasierten Stadium einen Nutzen haben, wird noch einige Jahre auf eine Antwort harren.
Der zweite Schwerpunkt ist die Suche nach geeigneten Markern der Früherkennung von Rezidiven i. S. eines Tumormarkers. Während das S-100 im Serum von Patienten zunehmend als geeignet für ein Therapiemonitoring eingesetzt wird, ist die Suche nach sensitiven Markern zur Detektion von Frührezidiven im Stadium der Mikrometastasierung noch nicht abgeschlossen. Dazu gibt das Heft einen guten Überblick.
Weitere Aspekte sind u. a. die Sicherheitsabstände in der Melanomchirurgie, Standards in der Nachsorge, adjuvante Therapiekonzepte sowohl beim Melanom als auch bei kutanen Lymphomen. Weiterhin sind Fortschritte im tumorimmunologischen Verständnis mit vielfältigen experimentellen Angeboten und unter Einbeziehung neuer Entwicklungen in der Angiogenese-, Signaltransduktions- und Apoptoseforschung festzustellen, die in den nächsten Jahren sicherlich Behandlungskonzepte insbesondere vom Melanom und kutanen Lymphom verändern werden. Bedingt durch die veränderten Abrechnungssysteme ist zu erwarten, dass das Zusammenspiel von spezialisierten Zentren und den Niedergelassenen besser aufeinander abgestimmt und effizienter organisiert werden muss. Nur wenn diese Verzahnung gut funktioniert, wird es in Zukunft gelingen, die Dermatoonkologie als integralen Teil der Dermatologie zu halten. Die Harmonisierungsbestrebungen auf europäischer Ebene lassen nichts Gutes erwarten. Im Interesse eines weitgefächerten Angebots durch den Dermatologen in Klinik und Praxis gilt es weiterhin gut zusammenzuarbeiten.Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Prof. Dr. med. D. Schadendorf
Klinische Kooperationseinheit für Dermato-Onkologie (DKFZ) · Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie · Universitätsklinikum Mannheim ·
Theodor-Kutzer-Ufer 1 · 68135 Mannheim
Email: d.Schadendorf@DKFZ.de
URL: http://www.dkfz.de/melanom