Editorial

Vom 18. - 20.4.2002 wurde im schweizerischen Luzern zum ersten Mal eine gemeinsame Jahrestagung der deutschsprachigen Gesellschaften für klinische Ernährung (Deutschland [DGEM], Österreich [AKE], Schweiz [GESKES]) durchgeführt. Die Tagung wurde von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), der Schweizerischen Vereinigung für Ernährung (SVE) sowie dem Schweizer Verband diplomierter ErnährungsberaterInnen (SVERB) unterstützt. Schon im Vorfeld wurde diesem Kongress ein großes Interesse entgegengebracht. Neun schweizerische medizinische Gesellschaften haben ein Patronat übernommen (Schweizerische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie, für Endokrinologie und Diabetologie, für Innere Medizin, für Pädiatrie, für pädiatrische Gastroenterologie, für Intensivmedizin, für Chirurgie, für Viszeralchirurgie sowie die Gesellschaft schweizerischer Amts- und Spitalapotheker).

Die Tagung widmete sich dem Gastrointestinaltrakt und der Ernährung. Das Ziel der Organisatoren war es, die Thematik von der Basis bis zur klinischen Anwendung aufzuzeigen und die Grundlagenforscher mit den Klinikern zusammenzubringen.

Die zwei Sitzungen zur Regulation der Nahrungsaufnahme und Fettgewebe als endokrines Organ demonstrierten eindrücklich die Wichtigkeit der Grundlagen zum Verständnis der klinischen Anwendung der Ernährungsmedizin.

Drei hochstehende Sitzungen befassten sich mit der Bedeutung der Ernährung bei Malabsorptionssyndromen (Leberinsuffizienz, Zöliakie und Pankreasinsuffizienz). Hier wurde auf sehr verständliche Weise die Problematik von der Pathophysiologie bis zur angewandten Ernährungstherapie aufgezeigt. Zudem wurde das aktuelle Thema der Bedeutung der intestinalen Bakterien sowie der Ernährung bei den chronischen entzündlichen Darmerkrankungen besprochen.

Mehrere Sitzungen befassten sich mit dem klinischen Alltag. Den Referenten ist es gelungen, den Teilnehmern praktische Aspekte der Ernährung auf der Intensivstation, perioperativ sowie die enteralen und parenteralen Techniken näher zu bringen. Der Elektrolyt- und Wasserhaushalt bei intensiv- sowie geriatrischen Patienten wurde ebenfalls ausführlich abgehandelt.

Wichtige Aspekte zum Management von Komplikationen auf der Intensivstation, der Interaktion von Medikamenten und der Nahrungsaufnahme fanden eine breite Akzeptanz.

Von hohem Interesse waren Symposien über Essstörungen, Nahrungsmittelallergien und Genussmittel. Diese Themen spielen heute eine wichtige Rolle, da sie häufig sind und Patienten vom Arzt sowie von der Ernährungsberatung eine kompetente Aufklärung und Beratung fordern.

Echte Highlights waren die beiden „state of the art lectures” von Prof. A. Aguzzi mit dem Thema „Pathophysiology of prion disease” sowie von Prof. B. Grimble zum Thema „Nutrient-gene-interactions and the inflammatory response”.

Die Tagung wurde abgerundet mit einem Dreiländeraustausch der Apotheker und der ErnährungsberaterInnen sowie 20 freien Mitteilungen und 20 Postern. Die sehr interessanten Arbeiten wurden von den Teilnehmern lebhaft diskutiert. Die Arbeit „Immunmodulatorische Einflüsse von Omega-3-Fettsäuren in der postoperativen Phase” der Autoren T. Rössel, A. Heller, S. Fischer, T. Koch, Dresden, wurde mit dem Kongresspreis (gestiftet von der Firma Fresenius-Kabi Schweiz) mit Fr. 3000,- ausgezeichnet.

Die Jahrestagung war für die Organisatoren, Referenten und die fast 600 Teilnehmer sehr lehrreich und bot im pittoresken Luzern und seiner Umgebung genügend Zeit zur Erholung und der Pflege von Freundschaften.

PD Dr. R. Meier
Kongresspräsident