Psychiatr Prax 2002; 29(6): 295-300
DOI: 10.1055/s-2002-34036
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Armut und soziale Unterversorgung bei stationär behandelten psychisch Kranken

Poverty and Deficits in Basis Social Supplies Among Inpatient Psychiatric PatientsGudrun  Mörchen1 , Volker  Pieters1 , Annette  Weickert1 , Claudia  Niederle2 , Erdmann  Fähndrich1 , Wolfram  Voigtländer2
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
  • 2Kreiskrankenhaus Heidenheim, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Publication Date:
11 September 2002 (online)

Zusammenfassung

Anliegen: Psychisch Kranke sind nach wie vor häufig von sozialer Desintegration bedroht und soziale Probleme spielen im Behandlungsalltag eine große Rolle. Methode: In zwei versorgungsverpflichteten Abteilungen - eine in einem großstädtischen Raum mit schlechter Sozialstruktur und eine in einem kleinstädtischen Raum mit günstigeren wirtschaftlichen Rahmendaten - wurden 1998 Daten zur Einkommens-, Wohnungs- und Beschäftigungssituation stationär behandelter psychisch Kranker erhoben. Ergebnisse: 38,0 bzw. 31,9 % der Patienten lebten unter den Bedingungen materieller Armut, 12,2 bzw. 11,5 % hatten akute Wohnungsprobleme, nur noch 17,3 bzw. 31,7 % standen in einem Beschäftigungsverhältnis. Schizophrene Patienten und Abhängigkeitskranke bildeten in beiden Abteilungen die größten Untergruppen und zählten gleichzeitig zu den Patienten mit den schlechtesten Einkommensverhältnissen. Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen waren im großstädtischen Raum stärker von sozialer Deklassierung betroffen. Bei schizophrenen Patienten waren die regionalen Unterschiede geringer. Schlussfolgerungen: Die hohen Armutsrisiken psychisch Kranker müssen sowohl in der Personalausstattung im stationären Bereich, als auch in der Planung gemeindenaher Versorgungsangebote und bei der Weiterentwicklung der Sozialgesetzgebung Berücksichtigung finden.

Abstract

Objective: People with psychiatric diseases are often afflicted by processes of social disintegration and social problems are of great importance for the treatment of the mentally ill. Methods: Two departments of psychiatry and psychotherapy with obligatory service for their area - one in an inner city area of a large town with disadvantageous social structure, one in a small town with more favourable economic data - collected data during a two-months-period in 1998 according to the social situation of their patients. Results: 38,0 % resp. 31,9 % of the patients were living under conditions of poverty; 12,2 % resp. 11,5 % had acute housing problems, only 17,3 % resp. 31,7 % had some kind of payed occupation. Poverty was defined either as being dependent on public assistance or having an income below 50 % of the average. Patients with schizophrenic psychosis and patients with substance abuse related disorders formed in both departments the main groups and were at the same time those with the lowest income. Patients with substance abuse, mainly alcoholics, were more afflicted by social disintegration in the inner city area than in the small town sample. Concerning schizophrenic disorders, regional differences were not as prominent. Conclusions: The high risk of poverty among the mentally ill has to be taken in account in the development of community services, hospital staff and social legislation.

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Dr. Gudrun Mörchen

Vivantes Klinikum Neukölln · Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

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