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DOI: 10.1055/s-2002-34203
Brachytherapie und „Evidence Based Medicine“: Auf die Lösung muss weiter gewartet werden
Zum Beitrag aus DMW 17/2002, Seite 892Publication History
Publication Date:
28 April 2004 (online)

Herr PD Dr. med. H. G. Schwinger schrieb in seinem Kommentar zur INHIBIT-Studie, die kürzlich im Lancet erschien, dass
Beobachtungszeiträume über 9 Monate bislang nicht vorlägen und die vorliegenden Studienergebnisse keinen Einsatz der Brachytherapie im Sinne einer „evidence based Therapieoption“ zulassen.
ad 1:
Veröffentlicht wurden bis jetzt die 3-Jahres-Ergebnisse von SCRIPPS-1 und die 2-Jahres-Ergebnisse von GAMMA-1 und WRIST (Ergebnisse siehe Tab.1).
Tab. 1 3-Jahresergebnisse von SCRIPPS-1 und 2-Jahresergebnisse von GAMMA-1 und WRIST. Studie Nachbeobachtung TVR (%) Kontrolle TVR (%) Brachy MACE (%) Kontrolle MACE (%) Brachy SCRIPPS-I 1 Jahr 44,8 11,5* 62,1 19,2* 2 Jahre 44,8 15,4* 72,4 38,5* 3 Jahre 58,7 30,8* 79,3 50,0* GAMMA-1 9 Monate 46,3 31,3* 43,8 28,2* 2 Jahre k/A k/A 52 41* WRIST 6 Monate 67,6 26,1* 67,6 29,2* 12 Monate 67,6 33,8* 67,6 35,3* 2 Jahre 72 44* 72 48*
Somit war die intrakoronare Brachytherapie bei In-Stent-Restenosen 2 und 3 Jahre nach Studienbeginn immer noch signifikant besser als Plazebo.
ad 2:
In insgesamt 41 Studien wurden 6692 Patienten entweder einer Kontrollgruppe (1117 Patienten) oder einer Bestrahlung (4975 Patienten) zugeführt [1]. Es gibt kaum eine Therapieform in der Kardiologie, für die eine solche Vielzahl an randomisierten, kontrollierten Studien vorliegt, wie für die intrakoronare Brachytherapie bei In-Stent-Restenose. Es ist schwer nachzuvollziehen, weshalb Schwinger der intrakoronaren Brachytherapie die „evidence based“ Therapieoption abspricht.
Der Hinweis auf die „beschichteten“ Stents unterliegt wohl einer Verwechslung: Die hervorragenden Ergebnisse in RAVEL und TAXUS-1 beziehen sich auf De-novo-Stenosen. Die Erfahrungen mit diesen neuen Stents bei In-Stent-Restenosen waren nicht so optimistisch [2].
Die intrakoronare Brachytherapie bei In-Stent-Restenose wird derzeit in Deutschland in über 75 Institutionen durchgeführt, Kommentare wie von Schwinger sind insbesondere für die Verhandlungen mit den Krankenkassen, die die intrakoronare Brachytherapie immer noch nicht bezahlen, wenig hilfreich.
Literatur
- 1 Silber S. Intrakoronare Strahlentherapie in kontrollierten und offenen Studien mit Afterloading-Systemen und „heißen“ Ballonkathetern. Herz. 2002; 27 30-55
- 2 Silber S. Antiproliferativ beschichtete Stents und intrakoronare Brachytherapie: Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Z Kardiol. 2002; 91 443-457
Autor
Prof. Dr. med. Sigmund Silber
Kardiologie
Am Isarkanal 36
81379 München
Email: ssilber@med.de