Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(40): 2083-2086
DOI: 10.1055/s-2002-34511
Übersichten
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Stellenwert der Bolus-Fibrinolytika zur Therapie des akuten Herzinfarkts

Bolus fibrinolysis in acute myocardial infarctionU. Zeymer
  • 1Medizinische Klinik B, Klinikum Ludwigshafen
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Publikationsverlauf

eingereicht: 22.4.2002

akzeptiert: 21.8.2002

Publikationsdatum:
02. Oktober 2002 (online)

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Durch die frühzeitige Einleitung einer fibrinolytischen Therapie kann die Prognose bei Patienten mit akutem Herzinfarkt mit ST-Hebungen verbessert werden [13]. Wie die Ergebnisse der ISIS-2- und GISSI-1-Studien zeigen, bleibt der nach einem Monat beobachtete Sterblichkeitsvorteil über mindestens 10 Jahre bestehen [6] [14]. Das Ziel der fibrinolytischen Therapie ist die schnellstmögliche, komplette (so genannter TIMI 3-Fluss) und andauernde Wiederherstellung des Blutflusses im Infarktgefäß [1] [29]. Die Senkung der Sterblichkeit ist dabei in den ersten Stunden nach Symptombeginn besonders ausgeprägt, daher ist die möglichst frühzeitige Einleitung einer Reperfusionstherapie das vorrangige Ziel bei Patienten mit akutem Herzinfarkt [13] [30].

In der GUSTO-I-Studie konnte durch die Verbesserung des frühen TIMI 3-Flusses im Infarktgefäß mit dem so genannten front-loaded- t-PA Schema eine Senkung der Mortalität im Vergleich zur Therapie mit Streptokinase erreicht werden [26]. Der Nachteil des front-loaded-t-P- oder auch Neuhaus-Schemas ist die etwas umständliche Applikation mit einem initialen Bolus (15 mg) und zwei nachfolgenden Infusionen mit unterschiedlichen Infusionsgeschwindigkeiten (50 mg über 30 Minuten und 35 mg über weitere 60 Minuten) [22]. Weiterhin ist mit t-PA die Rate intrazerebraler Blutungen bei älteren Patienten (> 75 Jahre) und Patienten mit schwerem Hochdruck gegenüber Streptokinase erhöht. Trotz dieser Limitierungen stellt dieses Schema momentan den Goldstandard in der fibrinolytischen Therapie dar.

Das ideale Thrombolytikum sollte effektiv (hohe Rate von TIMI 3-Fluss im Infarktgefäß), sicher (wenig Blutungskomplikationen), einfach (Einzelbolusgabe) und kostengünstig sein [31]. Da durch Unter- oder Überdosierungen sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit der Therapie beeinflusst wird, ist eine möglichst einfache Dosierung zur Vermeidung von Fehldosierungen für den klinischen Alltag wünschenswert. Im Folgenden sollen die Effektivität und die Sicherheit der momentan zur Therapie des akuten Herzinfarkts zugelassenen Bolus-Fibrinolytika besprochen werden.