Abstract
Die meisten psychotischen Symptome sind nicht das Resultat von defizienten Ich-Funktionen,
sondern der Ausdruck einer aktiven Abwehr gegen Dilemmata, welche eine unerträgliche
intrapsychische Spannung erzeugen. Das hervorstehende Dilemma ist dasjenige zwischen
Objektlosigkeit und Fusion mit dem Objekt. Die Therapie soll dem Patienten die Chance
geben, eine Objektbeziehung unter dem Schutz einer optimalen Distanz herzustellen.
Der Therapeut muss versuchen, eine warme freundliche, aber auf keinen Fall intrusive
Haltung herzustellen. Die Realisierung einer solchen Balance ist sehr schwierig wegen
der Abwehr des Patienten und der dazugehörigen Gegenübertragung des Therapeuten -
letzterer wird nämlich vom Patienten entweder ignoriert oder völlig vereinnahmt bzw.
pathologisch, projektiv „verändert”. Während wir es in der Behandlung neurotischer
Störungen mit symbolisch dargestellten Interaktionen in der Übertragung zu tun haben,
werden wir in der Behandlung der Psychosen mehr mit präsymbolischen affektiven Aktionsmustern
innerhalb der realen Beziehung zum Therapeuten konfrontiert. Dies ist der Grund, warum
der Handlungsdialog und die Attitüde des Therapeuten hier so wichtig werden. Allerdings
gibt es auch einige zusätzliche nützliche Techniken: die Benennung der emotionalen
Aspekte des „Hier und Jetzt”, die anschauliche Metapher, die Positivierung der psychotischen
Symptome und in späteren Stadien die regelrechten Interpretationen.
Keywords:
Psychosentherapie, - Psychose und Psychoanalyse, - Psychodynamik der Psychose
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Adresse des Autors:
Univ.-Prof. Dr. med. Stavros Mentzos
Beethovenstraße 15
60325 Frankfurt am Main