Zusammenfassung
Hintergrund: In Deutschland, das niedrige
geogene Selengehalte aufweist, liegen nur wenige Daten zum Selenstatus von
Kindern vor. Ziel der Untersuchung war die Ermittlung der Selenkonzentration im
Serum von Kindern in einem bevölkerungsbezogenen Kollektiv sowie die
Untersuchung von räumlichen und zeitlichen Unterschieden.
Methode: In drei wiederholten
Querschnittsuntersuchungen wurde der Selengehalt im Serum von 1918 Kindern aus
vier Untersuchungsorten (mittleres Alter 10,3 Jahre) bestimmt. Mögliche
Einflussfaktoren wurden über einen Elternfragebogen bzw. einen
Arztfragebogen erfasst. Die Selenbestimmung erfolgte nach Mikrowellenaufschluss
mittels Hydrid-Atomabsorptionsspektrometrie.
Ergebnisse: Für die einzelnen
Teilkollektive wurden mittlere Selenkonzentrationen zwischen
54,5 ± 10,5 µg/l und
71,9 ± 15,1 µg/l ermittelt. Das Minimum
betrug 14 µg/l, das Maximum 216 µg/l. Türkische
Kinder wiesen niedrigere Selenkonzentrationen auf als deutsche Kinder bzw.
Kinder anderer Nationalität. Unter Kontrolle für Geschlecht und
Untersuchungsjahr ergaben sich für deutsche Kinder aus Stuttgart
signifikant niedrigere Selenkonzentrationen als für Kinder aus
Aulendorf/Bad Waldsee. In demselben Regressionsmodell ist über den
Zeitraum von 1995/96 bis 1998/99 ein signifikant abnehmender Trend der
Selenkonzentration festzustellen. Das Modell erklärt allerdings nur einen
sehr kleinen Anteil der Varianz.
Schlussfolgerungen: Die in der Untersuchung
ermittelten Selenkonzentrationen liegen in einem ähnlichen Bereich wie in
anderen Studien bei Kindern aus Deutschland. Die Selenkonzentrationen weisen
einen deutlichen Abstand zum toxikologisch relevanten Bereich auf, der bei etwa
600 µg/l beginnt. Das 5. Perzentil lag in fast allen
Teilkollektiven unterhalb der Schwellenkonzentration für die untere
tolerable Selenkonzentration von 45 µg/l. Bei Kindern aus
Süddeutschland ist demnach eher eine Unterversorgung mit Selen zu
beschreiben als eine gesundheitlich relevante Belastung. Eine Selensubstitution
sollte dennoch sehr sorgfältig erwogen werden. Einer ausgewogenen
Ernährung kommt auch zur Sicherstellung einer optimalen Selenversorgung
ein hoher Stellenwert zu.
Abstract
Background: In Germany, where geogenic
selenium concentrations are low, only few data on selenium status in children
are available. Aim of the study was to investigate serum selenium
concentrations of children in a population-based sample and to additionally
investigate spatial and temporal differences.
Method: In three consecutive cross
sectional studies the selenium concentration in serum was determined in 1,918
children (mean age 10.3 years) from four study areas. Potential factors of
influence were assessed by questionnaires filled in by parents and physicians,
respectively. Selenium determination was done by hydride atomic absorption
spectrometry after microwave digestion.
Results: Mean selenium concentrations for
the subcollectives ranged from
54.5 ± 10.5 µg/l to
71.9 ± 15.1 µg/l. The minimum observed was
14 µg/l, the maximum 216 µg/l. Turkish children had
lower selenium concentrations than German children and children of other
nationality, respectively. Controlling for sex and year of investigation German
children from Stuttgart had significantly lower selenium concentrations than
children from Aulendorf/Bad Waldsee. In the same regression model for the
period from 1995/96 to 1998/99 a decreasing trend was found to be significant.
However, the regression model only explains a very small part of variance.
Conclusions: The selenium concentrations
determined in this study are in the range also found in other studies in
children from Germany. They are far below the toxicologically relevant range,
which starts at about 600 µg/l. The 5th percentile in
nearly all subcollectives was below the threshold limit of the lower tolerable
selenium concentration of 45 µg/l. For children from south Germany
deficiency of selenium is therefore more to be suspected than a burden relevant
to health. Selenium supplementation should however be considered thoroughly.
Balanced nutrition is also a main factor for an optimum selenial supply.
Schlüsselwörter
Selen - Kinder - Gesundheitliche
Bewertung - Einflussfaktoren - Zeitliche Entwicklung
Key words
Selenium - children - health
assessment - factors of influence - temporal development