Zusammenfassung
Ausgehend von einem Überblick über die aktuellen
Forschungsergebnisse zur Lehrergesundheit wird über aktuelle
Forschungsbefunde zur Höhe und zur Struktur des Krankenstands von
Beschäftigten an Schulen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern berichtet.
Hierzu sind die Arbeitsunfähigkeitsdaten von über 7000
Beschäftigten ausgewertet worden, die bei der Barmer Ersatzkasse
versichert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte häufiger
krank sind als die Versicherten der Barmer Ersatzkasse insgesamt.
Geschlechtsspezifische Unterschiede zuungunsten der Lehrerinnen werden
deutlich. Im Alterstrend zeigen sich erhöhte Krankenstände.
Dominierende Krankheitsarten spiegeln sehr gut den beruflichen Alltag der
Beschäftigten an Schulen wider: Krankheiten der Atmungsorgane, Krankheiten
des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes und psychische Krankheiten
führen die Liste an, wobei die psychischen Erkrankungen die höchste
durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit aufweisen. Im Fazit wird
auf die Begrenztheit der Aussagekraft der AU-Statistiken verwiesen. Auf die
Notwendigkeit, verschiedene Datenquellen miteinander zu vernetzen (z. B.
aus der betrieblichen Gesundheitsberichterstattung), um ein differenzierteres
Bild der Belastungs- und Beanspruchungsfaktoren der Lehrergesundheit zu
gewinnen, wird verwiesen.
Abstract
Based on a review of the latest research results on teachers'
health, the review shows the extent as well as the structure of sick-leave of
people working in schools in the Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Data
concerning diseases of more than 7,000 employees who are insured by the Barmer
Ersatzkasse were analysed. The results show that teachers are more often sick
than all the persons insured by the Barmer Ersatzkasse. Differences between
sexes show disadvantages for women. The sick-leave rates increase with age.
Dominant diseases reflect very well the job routine of people working in
schools: The most frequent diseases concern the respiratory organs, the
skeleton, muscles and the connective tissue and mental illness issues; mental
illnesses cause the longest periods of disablement. The conclusion refers to
the restrictions of sick-leave statistics. It is argued that it is necessary to
combine different data sources (e. g. work-place health reports) in
order to get a more differentiated picture of factors of demand and strain on
teachers’ health.
Schlüsselwörter
Belastungen - Krankheit - Lehrkräfte - Arbeitsunfähigkeit - Frühpensionierung
Key
words
Stress - disease - teachers - disability - early
pensioning
Literatur
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1 Nach Angaben des Statistischen Landesamtes
Mecklenburg-Vorpommern.
2 Insgesamt sind 1 841 Personen teilzeitbeschäftigt.
Darunter sind 1 738 Frauen.
3 Die Berufsgruppendifferenzierung ist auf der Grundlage des
Schlüsselverzeichnisses für die Angaben zur Tätigkeit in den
Meldungen zur Sozialversicherung der Bundesanstalt für Arbeit vorgenommen
worden.
3
4 Als ein Arbeitsunfähigkeitsfall wird jeder ununterbrochene
Zeitraum von Arbeitsunfähigkeit mit der gleichen Hauptdiagnose
gezählt. Arbeitsunfähigkeitsfälle mit einer Dauer von unter drei
Tagen sind in der Regel in den Daten nicht enthalten.
5 Der Krankenstand in Prozent wird ermittelt aus dem Anteil der
AU-Tage an der Versicherungszeit.
6 Der ausgewiesene Krankenstand von 281,4 Versichertenjahren
errechnet sich aus der Zahl der gemeldeten Arbeitsunfähigkeitstage,
umgerechnet in Jahre (102694 : 365 = 281,4).
7 (vgl. [6, 7])
8 Schaarschmidt [3] weist in diesem Kontext auf die
ungünstigere Beanspruchungssituation der Lehrerinnen hin, die
zusätzlich zu den beruflichen Anforderungen aus der oftmals stärkeren
Inanspruchnahme durch die Familie, den häuslichen Aufgaben sowie der
geringeren psychischen Widerstandskraft gegenüber einigen spezifischen
Anforderungen des Berufes (z.B. expansives Sozialverhalten) resultiert und zu
dem erhöhten Krankenstand beiträgt.
9 Vgl. die ausführliche Diskussion bei Osterholz
[8]
Prof. Dr. Peter Paulus
Institut für Psychologie, Universität
Lüneburg
Scharnhorststraße 1
21335 Lüneburg
Email: paulus@uni-lueneburg.de