NOTARZT 2002; 18(6): 269-271
DOI: 10.1055/s-2002-36025
Fortbildung
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gefährliche Lösemittel - Porträt eines Antidots

F.  Martens1
  • 1Charité, Campus Virchow-Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. Ulrich Frei), Berlin
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Publication Date:
10 December 2002 (online)

Methanol ist in zahlreichen frei käuflichen Produkten als Lösemittel in unterschiedlichen Konzentrationen (5 - 100 %) enthalten. Dadurch kommt es immer wieder zu (meist akzidentellen) Vergiftungen. Das initiale Symptomenmuster unterscheidet sich bei Methanol kaum von dem einer Vergiftung mit gewöhnlichem Ethanol. Nach anfänglicher Übelkeit, Erbrechen und heftigen Bauchschmerzen kommt es zur Entwicklung einer metabolischen Azidose, mit Kopfschmerzen, Hyperpnoe, Absinken des Standardbicarbonats, schließlich unbehandelt zu Kreislaufversagen, Schock, Krämpfen und Koma. Gleichzeitig setzen Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Schneegestöber, weite, träge Pupillen, Skotome, Blindheit) ein. Dosen von etwa 15 ml reinen Methanols führen unbehandelt in der Regel zur Erblindung, solche von 70 - 100 ml oral sind ohne Behandlung tödlich.

Ethylenglykol ist ebenfalls in zahlreichen Produkten enthalten (Frostschutzmittel; Kühlflüssigkeit; Füllmittel für Hydraulik- und Bremssysteme; Weichmacher; Schmiermittel; Tinten). Bei unbehandelten Vergifteten kommt es im Anfangsstadium zu ähnlichen Symptomen wie bei der Ethanolvergiftung, nach einigen Stunden dann zu Übelkeit, Erbrechen, Entwicklung einer metabolischen Azidose, nach hohen Dosen auch Ataxie, Myoklonien, Koma mit Hirnödem, Nierenversagen. 12 - 24 Stunden nach Ingestion kommen Tachypnoe, Hypertonie und Lungenödem dazu. Schließlich entwickeln sich 24 - 72 Stunden nach Aufnahme Flankenschmerzen als Zeichen der Nierenschädigung durch akute tubuläre Nekrose. Oberhalb von Dosen von 8 - 10 ml der reinen Substanz sind Vergiftungssymptome zu erwarten; nach Ingestion von 100 ml können Erwachsene unbehandelt sterben.

Literatur

  • 1 Brent J, McMartin K, Philips S. et al . Fomepizole for the treatment of methanol poisoning.  N Engl J Med. 2001;  344 (6) 424-429
  • 2 Brent J, McMartin K, Phillips S, Burkhart K K, Donovan J W, Wells M, Kulig K. Fomepizole for the treatment of ethylene glycol poisoning.  N Engl J Med. 1999;  340 (11) 832-838

Priv.-Doz. Dr. Frank Martens

Charité · Campus Virchow-Klinikum · Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin · Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

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Email: frank.martens@charite.de