Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(51/52): 2721-2725
DOI: 10.1055/s-2002-36271
Weihnachtsausgabe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rhythmen des Herzens - Tempus der Musik

Rhythms of the heart - time of the musicB. Lemmer
  • 1Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 December 2002 (online)

Zoom Image

Die Umwälzung im Zeitalter der Aufklärung für die Naturwissenschaften lag vor allem darin, dass versucht wurde, genau beobachtete Phänomene in der Natur, sei es bei Pflanze, Tier oder Mensch, nicht nur zu beschreiben, sondern diese Phänomene auf eine empirische Basis - Maß, Gewicht und Zahl - zurückzuführen. Der neue Ansatz war, dass messbare Größen in den Lebewesen vorhanden seien, die für Gesundheit und Krankheit wichtig wären. Einer der bedeutendsten Ärzte, die Versuche zur Messung medizinischer Funktionen gemacht haben, war Sanctorius Sanctorius (1561 - 1636), der seit 1611 an der Universität Padua lehrte. Sein grundlegendes Buch war das 1631 erschienen Werk Methodi vitandorum errorum omnium qui in arte Medica contingunt [21] (Abb. [1] ).

Da Taschenuhren damals noch nicht verbreitet waren, macht er sich Gedanken, wie die Pulsfrequenz zu messen - und vor allem - auch in Erinnerung zu halten sei. Schon 1603 ist sein Pulsilogium bekannt, detailliert beschreibt er es in seinem o. g. Werk (Übersetzung B.L.):

Abb. 1 Sanctorius Sanctorius, Methodi vitandorum, Genf 1631 [21].

„Zur exakten und schnellen Erkenntnis habe ich ein Instrument, den Pulsmesser (pulsilogium) erfunden, mit dem jeder die Schläge und die Ruhe der Arterien äußerst genau messen, beobachten und gut behalten und daraus dann einen Vergleich mit den Schlägen früherer Tage durchführen kann. Aus der Beobachtung dieses Pulsmessers schließen wir zunächst, an welchem Tag und welcher Stunde in welchem Maß und Häufigkeit die Kranken vom natürlichen Zustand abweichen”.