Zusammenfassung
Ziel: Ziel dieser Arbeit ist es zu
untersuchen, ob Allergien und Sensibilisierungen zwischen 1991 und 2000 bei
Kindern aus Ostdeutschland steiler ansteigen als bei Kindern aus
Westdeutschland, wie es vermutet worden war.
Methodik: Zwischen 1991 und 2000 befragten
wir im Rahmen der Studie SAWO (S chula nfängerstudie W est/O st) 36 645 Eltern von Schulanfängern mit einer
Beteiligungsquote von 79 % nach ärztlichen Diagnosen von
Allergien und nach Symptomen dieser Erkrankungen bei ihren Kindern.
Untersuchungsorte waren Leipzig, Halle, Merseburg, Magdeburg, Orte in der
Altmark, Duisburg, Essen, Köln, Borken und Augsburg. Untersuchungszeit war
das Frühjahr der entsprechenden Jahre. Die Befragungen erfolgten in
Ostdeutschland im Jahresrhythmus. Alle drei Jahre wurden sie durch
allergologische Spezialuntersuchungen ergänzt, bei denen Hautärzte
ein atopisches Ekzem diagnostizierten und einen Hauptpricktest
durchführten (n = 7229). Weiterhin wurde Blut
abgenommen zur Bestimmung der Konzentrationen spezifischer IgE-Antikörper
gegen Inhalationsallergene (n = 7714, RAST). Odds Ratios
(OR) für den 10-Jahrestrend wurden in Ost- und Westdeutschland getrennt
bestimmt und sind zusammen mit ihrem 95 %-Konfidenzintervall
angegeben.
Ergebnisse: Allergien und deren Symptome
(Ausnahme: atopisches Ekzem) waren bei Kindern, die vor der Wende in
Ostdeutschland geboren wurden, weniger häufig als in Westdeutschland. Die
Diagnose „Bronchialasthma” wurde in Ost- wie in Westdeutschland
zwischen 1991 und 2000 zunehmend häufiger gestellt (OR Ost: 2,42
[1,78-3,28] West: 2,07 [1,43-3,00]). Ein atopisches Ekzem dagegen
wurde von den Hautärzten am Tag der Untersuchung im Jahre 2000 im Osten
wie im Westen weniger als halb so oft festgestellt wie noch im Jahre 1991. Von
allen untersuchten atopischen Krankheitsbildern nahmen nur
Heuschnupfendiagnosen (OR Ost: 4,41 [3,17-6,13] West: 1,74
[1,19-2,57]) und Symptome eines Heuschnupfens in Ostdeutschland
deutlicher als in Westdeutschland zu. Dies ist zu einem Teil auf einen nur in
Ostdeutschland zunehmenden Trend bei ausgeprägten Sensibilisierungen gegen
Gräserpollen zurückzuführen.
Schlussfolgerung: Die allergischen
Erkrankungen Bronchialasthma, Heuschnupfen und Ekzem weisen in Deutschland bei
sechsjährigen Kindern räumliche und zeitliche Muster auf, die
voneinander unterschiedlich sind. Nur der Heuschnupfen zeigt die erwartete
stärkere Zunahme im Osten, verglichen mit der im Westen Deutschlands.
Abstract
Aim: Aim of the study is to examine the
hypotheses of a steeper increase in allergies and allergic sensitisations in
East than in West German children between 1991 and 2000.
Method: Between 1991 and 2000 we yearly
repeated cross-sectional studies (SAWO: Study on school beginners) and asked
36,645 parents about diagnoses and symptoms of allergies in their six-year old
children (response: 79 %). The study was done in Leipzig, Halle,
Merseburg, Magdeburg, small towns in the Altmark region, Duisburg, Essen,
Köln and Borken during spring. An allergological investigation was
included 1991, 1994, 1997 and 2000. Dermatologists diagnosed a prevalent atopic
eczema, administered a skin prick test (n = 7,229) and
blood was taken for the determination of specific IgE antibodies against common
allergens (n = 7,714, RAST). Odds Ratios (OR) for trend
were calculated separately for the data from East and West Germany and are
given along with their 95 % confidence intervals.
Results: Allergies and their symptoms
(exception: atopic eczema) were less prevalent in East German children born
before the reunification than in West German ones. In East as well as in West
Germany bronchial asthma was diagnosed more often in 2000 than in 1991 (OR
East: 2.42 [1.78-3.28] West: 2.07 [1.43-3.00]). In contrast the
prevalence of atopic eczemas was more than halved between 1991 and 2000. Of all
symptoms and diagnoses of allergies only hay fever and its symptoms showed an
upward trend in East Germany which was steeper than the trend in West Germany
(OR East: 4.41 [3.17-6.13] West: 1.74 [1.19-2.57]). This can partly
be explained by a parallel trend in sensitisation against grass pollen.
Conclusion: The spatial and temporal
pattern of the allergic diseases bronchial asthma, hay fever and atopic eczema
in six-year old children from Germany is different. The expected steeper
increase of allergies in East than in West Germany could only be shown for hay
fever.
Schlüsselwörter
Trend - Allergie - Sensibilisierung - epidemiologische
Studie - Kinder
Key
words
Trend - allergy - sensitisation - epidemiological
study - children