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DOI: 10.1055/s-2002-815384
Positionspapier der DGVS zur Proktologie
Publication History
Publication Date:
20 February 2002 (online)
Die Proktologie ist ein interdisziplinäres Fach, das schwerpunktmäßig von Chirurgen, Internisten (Gastroenterologie) und Dermatologen ausgeübt wird. Das besondere Problem besteht darin, dass bei einer hohen Versorgungsanforderung, ca. 30 Mio. betroffene Patienten, das wichtigste Qualitätskriterium - nämlich die Verankerung fachlicher Inhalte in der Weiterbildungsordnung - fehlt (geändert). Seit Jahrzehnten besteht ein ungeregeltes Nebeneinander hoch spezialisierter Praxen und klinischer Abteilungen neben fachlich personell und instrumentell unzureichender Betreuung. In der BRD hat sich eine ähnliche Entwicklung wie in den angelsächsischen Ländern und insbesondere in Frankreich mit einer deutlichen wissenschaftlichen Spezialisierung im koloproktologischen Bereich nur langsam durchsetzen können.
Die Einrichtung einer Arbeitsgemeinschaft für Proktologie durch den Beirat der DGVS trägt diesem Sachverhalt Rechnung.
Für den Gastroenterologen besteht der besondere Stellenwert der Proktologe/Koloproktologie darin, dass die größte Zahl der dort vorkommenden Krankheitsbilder nach entsprechender Diagnostik (in ca. 80 %) einer konservativen Therapie zugeführt werden können, wie
die Erkennung, die Differenzierung der Krankheitsbilder, die Zuordnung zu konservativer oder operativer Behandlung, die Prävention, die Rehabilitation bei Erkrankungen im anorektalen Bereich.
Sie sind bereits z. T. Bestandteile der gastroenterologischen Tätigkeit und sollten, wo sie fehlen, im Weiterbildungsgang verankert werden. Zu internistisch-gastroenterologischen Krankheitsbildern gehören auch
Fehlbildungen, Formveränderungen funktionelle Störungen des Gastrointestinaltraktes sowie Funktionsstörung des Beckenbodens, und Zustand nach Verletzungen.
Vieles ist bereits jetzt Bestandteil der gastroenterologischen Diagnostik und Beratung. Die besondere Eignung des Gastroenterologen ergibt sich daraus, dass dieses Fach seit Jahren einen hohen Standard, insbesondere in der Endoskopie und in der Bewertung bildgebender Verfahren, hat. Die Forderung der Arbeitsgemeinschaft ist:
Konsequente Ausformulierung der Weiterbildungsordnung (WBO). Festlegung von Richtzahlen in der WBO hinsichtlich diagnostischer und therapeutischer Eingriffe. Nachweis einer kontinuierlichen fachlichen Aktivität und Fortbildung. Einführung proktologischer Inhalte in Lehre und Forschung. Führungsfähiger Qualifikationsnachweis (Befähigungsnachweis) in der WBO.
Die Arbeitsgemeinschaft schlägt zur Realisierung dieser Ziele mit besonderem Nachdruck folgende Arbeitsschwerpunkte vor:
Erhebung des Istzustandes über Versorgungsschwerpunkte im proktologischen Bereich innerhalb der Gastroenterologie. Überprüfung der vorhandenen Leitlinien, die sich mit proktologischen Krankheitsbildern beschäftigen, ggf. Erstellung eigener Leitlinien. Darstellung der spezifischen Bedeutung der Gastroenterologie bei der Betreuung von proktologisch Erkrankten mit Umsetzung dieser inhaltlichen Forderung in der Weiterbildungsordnung.
G. Pommer, Oldenburg