Z Gastroenterol 2003; 41(1): 52-53
DOI: 10.1055/s-2003-36669
Leitlinien der DGVS
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Komplementäre Therapien

Complementary TherapiesH. Matthes1
  • 1Berlin
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Publication Date:
16 January 2003 (online)

Definitionen

Unkonventionelle Therapien sind alle Verfahren, die als nicht anerkannt und/oder überprüft gelten. Komplementärmedizinische Verfahren (z. B. Homöopathie, Naturheilverfahren, TCM inklusive Akupunktur, anthroposophische Therapieverfahren und ayurvedische Medizin) werden als Ergänzung zu konventionellen Standardtherapien angewendet. Verfahren, die die konventionellen Standardtherapien ausschließen, so genannte alternative Therapieverfahren, sind abzulehnen, da keine äquipotente Wirkung nachgewiesen ist.

Konsens

Patient(inn)en sollten über die Anwendung komplementärer Heilmethoden befragt werden. Es wird empfohlen, mit ihnen über die Gründe für die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren zu sprechen (C).

Erläuterung

In mehreren Studien wurde beschrieben, dass etwa die Hälfte (31 % bis 68 %) der Patienten mit CED komplementäre Heilmethoden anwendet [15]. 40-70 % der Patienten informieren ihre Ärzte/Ärztinnen nicht über die Anwendung komplementärer Heilmethoden [2] [3]. Die Anwendung und das Verschweigen komplementärer Heilmethoden werden unterschätzt. Als Gründe für die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren wurden in den Studien Unzufriedenheit mit der konventionellen Therapie, (relatives) Therapieversagen, Ängste und subjektiver Benefit durch komplementärmedizinische Verfahren beschrieben.

Konsens

Die Mehrheit der Expert(inn)en empfiehlt allgemein die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren bei M. Crohn nicht. Eine eventuelle Empfehlung wird von der speziellen komplementären Therapiemethode abhängig gemacht (C).

Erläuterung

Ein Drittel der Konsensusteilnehmer(innen) empfiehlt die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren, zwei Drittel empfehlen diese nicht. Eine Minderheit rät von der Anwendung komplementärer Therapieverfahren ab. Die Mehrheit der Konsensusteilnehmer(innen) macht eine Empfehlung von der jeweiligen komplementären Therapiemethode abhängig. Naturheilverfahren, Phythotherapeutika, Homöopathie und Akupunktur werden am häufigsten angewendet [38].

Konsens

Die Einschätzung der Expert(inn)en über eine prinzipielle Wirksamkeit komplementärmedizinischer Verfahren bei Morbus Crohn ist mehrheitlich negativ. Bei der Behandlung des aktiven M. Crohn haben erste Studien Hinweise für eine Wirksamkeit der Akupunktur [9] [10] und des aus der ayurvedischen Medizin stammenden Medikamentes Boswellia serrata [11] erbracht (A).

Eine generelle Empfehlung zur Anwendung der komplementären Therapieverfahren kann nicht gegeben werden, da die Datenlage noch unzureichend ist (C).

Erläuterung

Die Ergebnisse der Studien legen eine Anwendung von Akupunktur und Boswellia serrata bei aktivem M. Crohn nahe, allerdings sollten zur Empfehlung der Anwendung dieser Verfahren bzw. Medikation weitere klinische Studien durchgeführt werden.

Konsens

Eine allgemeine Empfehlung zur Anwendung von Probiotika, insbesondere E. coli Nissle, bei M. Crohn mit Kolonbefall kann derzeit noch nicht gegeben werden (C).

Erläuterung

Für das Probiotikum E. coli Nissle hat sich eine Wirksamkeit bei Colitis ulcerosa zur Remissionserhaltung gezeigt [12] [13]. Der Nutzen von Probiotika bei entzündlichen Darmerkrankungen wird derzeit intensiv diskutiert [1416]. Eine erste kleine Studie deutet darauf hin, dass auch bei M. Crohn mit überwiegendem Kolonbefall eine Wirksamkeit im akuten Schub wie auch zur Remissionserhaltung gegeben sein könnte [17].

Konsens

Die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren darf eine wirksame Therapie nicht verzögern, verhindern oder ersetzen (C).

Erläuterung

Die Mehrheit der Expert(inn)en sieht als Hauptproblem die Verordnung von Komplementärmedizin durch Nicht-Ärzte/Ärztinnen und Ärzte/Ärztinnen, die nicht ausreichend Erfahrung über M. Crohn verfügen. Die Mehrheit der Expert(inn)en informiert sich über komplementärmedizinische Verfahren über Sekundärberichte oder Bewertungen in konventionellen Fachzeitschriften.

Literatur

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H. Matthes

Berlin