Modellprojekt einer stationären Akutbehandlung von psychisch kranken Häftlingen in einer speziell eingerichteten psychiatrischen Behandlungsabteilung in der JVA Werl

Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund einer erhöhten Prävalenz psychischer Störungen von Häftlingen im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung, die auch einen deutlich erhöhten psychiatrischen Behandlungsbedarf begründet, wurde mit einem neuartigen Modellprojekt versucht, diesbezügliche Engpässe in der fachpsychiatrischen stationären Behandlung psychisch kranker Straftäter in Nordrhein-Westfalen (NRW) abzumildern. In einem definierten Zeitraum von 5 Monaten wurde in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Werl eine Psychiatrische Behandlungsabteilung (PBA) eingerichtet. Hier wurden ausschließlich psychisch kranke Häftlinge (n = 30) aus dem Einzugsbereich NRW gemäß § 65,1 Strafvollzugsgesetz (StVollzG) behandelt. Die Altersverteilung betrug 19 - 57 Jahre, der Median lag bei 32,5 Jahren. Im Durchschnitt waren die Patienten 34,4 Jahre alt. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 31,5 Tage. Der Anteil ausländischer Patienten am Gesamtkrankengut betrug 50 %. Diagnostisch fanden wir 73,3 % schizophrene Psychosen (ICD 10: F20 - 29) und 10 % affektive Störungen (ICD 10: F30 - 39). Die räumliche Ausstattung aller sechs Zimmer war einfach, die bereits vorhandenen medizinisch-apparativen Ressourcen der JVA Werl wurden genutzt. Unsere Erfahrungen weisen zum einen auf einen hohen Bedarf an fachpsychiatrischer stationärer Behandlung von Häftlingen hin. Zum anderen zeigen sie die Notwendigkeit der raschen psychiatrischen Intervention zur Vermeidung protrahierter Krankheitsverläufe oder Verschlimmerung des akuten psychischen Zustandbildes auf. Anstaltärzte sollten zur Sicherung einer zumindest basalen und adäquaten psychiatrischen Versorgung von Häftlingen kurzfristig und verlässlich in dafür speziell eingerichteten Behandlungsstationen um Aufnahme und Therapie nachfragen können.

Abstract

Facing the fact of a relatively high prevalence of mental disorders of prisoners in comparison to the rate of psychiatric diseases occurring in general population, we implemented a psychiatric unit as a new model for the treatment of mentally disordered prisoners to cope with the enhanced need for specific psychiatric treatment. Together with the physicians of the prison we used the technical equipment of the medical department of the prison. All six rooms for the treatment of the prisoners were simply equipped. In a period from October 2001 to March 2002 we treated 30 prisoners suffering from mental illness within the prison of Werl/Westfalia. The age of the treated prisoners ranged from 19 to 57 years. The median was 32.5 years. The average time of treatment was 31.5 days. Among the treated prisoners we found 50 % to be foreigners. Diagnostically, schizophrenic psychoses ranged up to 73.3 %, affective disorders to 10 % of the group of treated prisoners. Our results point out the need of psychiatric treatment of prisoners to avoid prolongation of psychiatric illness. Physicians working in prisons should have the opportunity of promptly achieving psychiatric treatment in specially implemented psychiatric units for the affected prisoners.

Schlüsselwörter

Justizvollzugspsychiatrie - Gefängnispsychiatrie - psychisch kranke Straftäter

Key words

Prison psychiatry - psychiatry in penal institutions - mentally disordered prisoners

Literatur

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