Gesundheitswesen 2003; 65(4): 219-225
DOI: 10.1055/s-2003-39226
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Soziale Lage und Gesundheit von jungen Menschen im Land Brandenburg

Social Status and Health of Young People in the German Federal State of BrandenburgA. Böhm1 , G. Ellsäßer1 , J. Kuhn1 , K. Lüdecke1 , M. Ranft2 , G. Rojas1, 3
  • 1Landesgesundheitsamt Brandenburg im Landesamt für Soziales und Versorgung Brandenburg
  • 2Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg
  • 3Stadtverwaltung Brandenburg a. d. Havel, Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt, Zahnärztlicher Dienst
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Publication Date:
16 May 2003 (online)

Zusammenfassung

In der Gesundheitsberichterstattung des Landes Brandenburg wird eine enge Verbindung mit der Sozialberichterstattung realisiert. Ziel dieses Beitrages ist, auf der Grundlage einer deskriptiven epidemiologischen Analyse von verfügbaren Daten die Gesundheit und soziale Lage von jungen Menschen sowie Präventionsschwerpunkte darzustellen. Methodik: Soziodemografische Daten aus den amtlichen Statistiken (Demografie, Arbeitsmarkt, Sozialhilfe) werden epidemiologisch aufbereitet und ergänzt mit Datenanalysen aus Jugendbefragungen (bundesweit bzw. Brandenburg-spezifisch). Zur Beschreibung der gesundheitlichen Lage von Jugendlichen werden insbesondere Ergebnisse aus den ärztlichen und zahnärztlichen Untersuchungen von Schülern in der 10. Klasse sowie Mikrozensusdaten genutzt. Ergebnisse: Die Anzahl junger Brandenburger Bürger (16-25 Jahre) steigt bis Mitte des Jahrzehnts an und wird dann drastisch zurückgehen, was besonders für den ländlichen Berlin-fernen Raum gilt. Die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen ist von 12,6 % (1995) auf 18,7 % (2000) stetig gewachsen. Soziologische Jugendstudien zeigen, dass „Arbeit und Familie” den höchsten Stellenwert für Jugendliche hat. Allerdings ist die Zuversicht, das eigene Leben nach diesen Werten ausrichten zu können, bei weniger gebildeten jungen Menschen zurückgegangen.

Die Ergebnisse der jugendärztlichen Untersuchungen zeigen, dass Allergien sowie orthopädische Befunde (jeder 10. Jugendliche) am häufigsten sind. Allein 5 % der Jugendlichen sind adipös, wobei Schüler von Förderschulen häufiger betroffen sind als Gymnasiasten. Schlussfolgerung: Vorrangig ist die Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt für junge Menschen. Gesunde Schule, gesunde Ausbildung und Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind wichtige Präventionsfelder im Land Brandenburg. Die soziale und gesundheitliche Lage von jungen Menschen lässt sich jedoch nur durch Vernetzung und Kooperation verschiedener Akteure verbessern.

Abstract

In the German Federal State of Brandenburg, reporting on health and social issues is closely linked. This also applies to the present article, which attempts to describe the social and health situation of young people in Brandenburg. The aim is to define future priorities in health prevention. Methods: In addition to data from official statistics (on demographic trends, employment and social security) and from surveys conducted among young adults, the results from serial medical and dental examinations of 10th-grade pupils are presented. Results: The number of young citizens in Brandenburg aged 16-25 will rise until the middle of the decade but then fall sharply. This will apply in particular to the rural areas far from Berlin. Sociological studies show that „work and family” enjoy the highest priority among people. However, less educated young people are increasingly doubtful about their ability to live their lives according to these priorities. According to medical statistics, every tenth young person suffers from allergies (especially allergic rhinitis). The same applies with regard to orthopaedic data. Approx. 5 % of young people are obese, pupils of special schools more frequently than grammar school pupils. Discussion: Healthy schooling, healthy professional training and good opportunities on the labour market are the key pillars of health policy in Brandenburg. The social and health situation of young people in Brandenburg is a complex issue and can only be improved by networking and cooperation among of all parties concerned.

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Dr. Andreas Böhm

Landesgesundheitsamt Brandenburg im LASV

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Email: andreas.boehm@lga.brandenburg.de