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DOI: 10.1055/s-2003-39749
Getrennt- oder gemischtgeschlechtliche Behandlung in der psychiatrischen Klinik - was bevorzugen Patienten?*
Single or Mixed Sex Wards in Psychiatric Hospital from the Patients' Viewpoint * Die ausführliche Fassung dieser Arbeit ist erschienen unter: Spießl et al. Nervenarzt 2001; 72: 515 - 520Publication History
Publication Date:
04 June 2003 (online)
Zusammenfassung
Anliegen: Die Präferenz für eine getrennt- bzw. gemischtgeschlechtliche Behandlung sollte aus Sicht von Patienten einer psychiatrischen Fachklinik evaluiert werden. Methode: Mittels Stichtagserhebungen wurde die Präferenz der Patienten vor und nach Geschlechtermischung von vier Aufnahmestationen erfasst. Die korrigierte Rücklaufquote betrug 74,5 %. Ergebnisse: Etwa 75 % der psychiatrischen Patienten bevorzugen eine gemischtgeschlechtlich belegte Station, etwa 25 % fühlen sich auf einer getrenntgeschlechtlichen Station wohler. Frauen präferieren überproportional häufiger denjenigen Stationstyp, auf dem sie aktuell behandelt werden, während Männer unabhängig vom aktuellen Stationstyp eine gemischte Station bevorzugen. Eine überproportionale Präferenz für eine gemischte Station besteht auch bei jüngeren Patienten, Patienten in freiwilliger Behandlung und Patienten mit Suchtkrankheiten. Nach Geschlechtermischung der vormals getrennten Stationen findet sich eine klare Änderung der Präferenz des Stationstyps, vor allem bei Frauen, die dann ebenfalls mehrheitlich eine gemischte Station bevorzugen. Schlussfolgerung: Falls getrennte Stationen unter Berücksichtigung der Klinikgröße, der Spezialisierung der Stationen bzw. der Sektorisierung eingerichtet werden können, könnte den Patienten bei Aufnahme die Möglichkeit gegeben werden, zwischen einer getrennt- bzw. gemischtgeschlechtlichen Station zu wählen.
Abstract
Objective: Preference on separate or mixed sex treatment should be evaluated from the viewpoint of patients of a psychiatric hospital. Methods: The preference of patients were surveyed by questionnaire before and after mixing four single sex wards. The adjusted response rate was 74.5 %. Results: About 75 % of psychiatric patients prefer a mixed sex ward, about 25 % prefer a single sex ward. Females more frequently confirm the type of ward to whom they were actually allocated. By contrast, males are in favour for mixed sex wards independently of the presently experienced type of ward. Younger patients, voluntarily admitted patients, and patients with substance addiction prefer mixed sex wards. After mixing the sexes of formerly single sex wards a significant increase in preference of mixed sex wards was found, due to increased affirmation by female patients. Conclusion: If single sex wards can be established in a psychiatric hospital considering their size, specialisation of wards, and sector of care, patients are enabled to choose between a single and mixed sex ward at admission.
Literatur
- 1 Hingley S M, Goodwin A M. Living with the opposite sex: the views of long-stay psychiatric patients. Br J Clin Psychol. 1994; 33 183-192
- 2 Gebhardt R P, Steinert T. Einstellungen von Patienten und Personal zu gemischtgeschlechtlichen Stationen in der Akutpsychiatrie. Krankenhauspsychiatrie. 2000; 11 21-24
- 3 Vieweg T, Schubert R, Lemke S. Das Stationsklima gemischt- und getrenntgeschlechtlicher akutpsychiatrischer Stationen. Psychiat Prax. 1996; 23 290-293
Dr. med. Hermann Spießl
Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
Email: hermann.spiessl@bkr-regensburg.de