Psychiatr Prax 2003; 30: 221-225
DOI: 10.1055/s-2003-39769
Biologische Psychiatrie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Acquired Psychopathy” und die Neurobiologie von Emotion und Gewalt

„Acquired Psychopathy” and the Neurobiology of Emotion and ViolenceJürgen  L.  Müller1 , Gerhard  Schuierer1 , Jörg  Marienhagen2 , Albert  Putzhammer2 , Helmfried  E.  Klein2
  • 1Institut für Neuroradiologie, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Bezirksklinikum Regensburg
  • 2Abt. für Nuklearmedizin der Universität Regensburg
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Juni 2003 (online)

Preview

Zusammenfassung

Der umstrittene Begriff „Psychopathy” umschreibt einen besonderen Prägnanztyp einer Persönlichkeitsstörung, die mit einer Störung der Emotionsregulation einhergeht. Sozialverhalten, Emotionsregulation, Einsichts- und Steuerungsfähigkeit sind bei dieser Störung erheblich beeinträchtigt. Bei der Emotionsregulation, bei der Regulation aggressiv-impulsiven Verhaltens und beim Lernen aus (negativen) Erfahrungen kommt limbischen Strukturen und dem frontalen Kortex eine Schlüsselposition zu. Strukturelle und funktionelle Bildgebungsverfahren zeigten auch bei schweren Formen der dissozialen Persönlichkeitsstörung und bei traumatisch bedingten „Pseudopsychopathen” eine Veränderung frontaler und limbischer Funktionen. Wir zeigen das Schicksal zweier Patienten mit schwerer Persönlichkeitsstörung auf, die nach einem schweren Schädeltrauma wegen Sexualstraftaten untergebracht wurden. Anhand zweier Kasuistiken wird die Bedeutung neurobiologischer Befunde bei delinquenten und persönlichkeitsgestörten Probanden umrissen.

Abstract

„Psychopathy” describes a type of personality disorder characterized by a dysregulation of emotion processing. Social behaviour, emotion regulation and competency are of particular relevance in forensic psychiatry. Structural-morphological and functional imaging studies prove that emotion regulation, aggressive-impulsive behaviour and learning from negative experiences are greatly influenced by frontal brain regions. These abilities are impaired in severe cases of dissocial personality disorders and in traumatic „pseudopsychopathy”. We illustrate the importance functional neurobiological changes in patients personality disorders and „acquired psychopathy” by two case reports on patients who were admitted to a forensic-psychiatric facility for sexual crimes.

Literatur

Dr. Jürgen L. Müller

Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Universität Regensburg

Universitätsstraße 53

93053 Regensburg

eMail: Juergen.Mueller@bkr-regensburg.de