Aktuelle Traumatol 2003; 33(2): 51
DOI: 10.1055/s-2003-39806
Editorial

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Editorial

EditorialJ. Blum 1 , P. M. Rommens 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Juni 2003 (online)

PD Dr. J. Blum

Prof. Dr. P. M. Rommens

Auf Grundlage der Beiträge des 7. Mainzer Unfallchirurgischen Symposiums 2002 unter dem Thema „Metaphysäre Frakturen“ entstand zunächst das Themenheft „Metaphysäre Frakturen der oberen Extremität“. Das jetzige Heft ist als Fortsetzung dieser Thematik für die untere Extremität zu sehen. Übergreifend soll in diesem Heft die Betrachtung der Metaphyse aus Sicht des Anatomen stehen.

Die klinischen Beiträge zeigen dann auf, dass auch im Bereich der unteren Extremität metaphysäre Verletzungen einerseits sehr kontroverse Diskussionen über empfehlenswerte Therapieformen bewirken, andererseits aber auch die Kreativität von Unfallchirurgen und Implantatherstellern anregen und inspirieren.

Gerade die letzten zehn Jahre präsentieren ein buntes Spektrum an Neuentwicklungen, die es mehr als wert sind, ernst genommen zu werden.

Die bedeutendsten Entwicklungen liegen wie bei der oberen Extremität im Bereich der an metaphysäre Verhältnisse angepassten Marknagelung und hier insbesondere in der Realisierung winkelstabiler Nagel-Bolzen-Verbindungen zumindest in bestimmten Marknagelabschnitten. Besondere räumliche Anordnungen von Verriegelungsoptionen sollen der Fraktur- und Knochengeometrie Rechnung tragen. Als Beispiel sei die tripodartige proximale Verriegelung neuer proximaler Tibiamarknägel (PTN) für die metaphysäre Tibiafraktur in Knienähe erwähnt. Auch die winkelstabile Abstützung im femoralen Kondylenmassiv durch eine Spiralklinge bei der retrograden Femurnagelung stellt eine wertvolle Option insbesondere für die metaphysären distalen Femurfrakturen bei osteoporotischen Patienten dar.

Generell stellt die geriatrische metaphysäre Fraktur eine Verschärfung der ohnehin hohen Herausforderung metaphysärer Frakturen an den Unfallchirurgen dar. Somit hat die Forderung winkelstabiler Implantate nicht nur bei Marknägeln passende Neuentwicklungen provoziert, sondern auch bei Plattensystemen. Diese eher als interne Fixateure anzusehenden Systeme scheinen durchaus gerade im metaphysären Bereich den herkömmlichen Plattensystemen überlegen zu sein. Dementsprechend findet das moderne „Less Invasive Stabilization System“ (LISS) in diesem Heft sowohl für Femur als auch Tibia besondere Berücksichtigung.

Eine besondere Problematik stellen metaphysäre Frakturen der distalen Tibia dar. Aufgrund der prekären Weichteilsituation scheint die Forderung nach exakter Reposition und stabiler Fixierung in Konflikt mit jener Forderung nach möglichst atraumatischer Technik zu stehen. Gerade unter diesem Gesichtspunkt sind die aktuellen osteosynthetischen Verfahren regelmäßig kritisch zu hinterfragen und zu verbessern.

Aufgrund der Tatsache, dass die proximalen Femurfrakturen einen sehr großen und vielfältigen Themenkomplex für sich darstellen, wurden sie in diesem Themenheft ausgeklammert. Selbstverständlich gilt auch für diese Region, dass die Entwicklung der Marknagelung wie auch anderer winkelstabiler Implantatsysteme große Fortschritte macht.

Möge auch dieses Heft der kollegialen Diskussion, aber auch zur Anregung dienen, sich auf dem Gebiet der metaphysären Frakturen mit gängigen Therapieverfahren alleine nicht zufrieden zu geben, sondern nach neuen und passenderen Lösungen zu suchen![1] [2]

Priv.-Doz. Dr. med. J. Blum
Univ.-Prof. Dr. med. P. M. Rommens

Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Langenbeckstraße 1

55131 Mainz