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DOI: 10.1055/s-2003-40028
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Das duktale Pankreaskarzinom - Diagnostik und Therapie
Pancreatic cancer - diagnostic and therapyPublication History
Publication Date:
18 June 2003 (online)
Das duktale Pankreaskarzinom hat an Häufigkeit zugenommen, 3-6 % der Krebstodesfälle kommen auf sein Konto. Es ist weiterhin mit großen Problemen in der Diagnostik und der Therapie und sehr niedrigen 5-Jahres-Überlebensquoten von 1-5 % der Gesamtpopulation behaftet.
Zurzeit der Diagnosestellung ist nur der kleine Teil im Durchschnitt von 15-30 %, mit Einzelwerten in der Literatur von 35-50 % kurativ therapierbar, d. h. resezierbar, wobei ausschließlich die Operation einen kurativen Ansatz bietet. Die Diagnosefindung erfolgt immer noch zu spät, eine effektive Screeningmethode zur früheren Erkennung ergibt sich weder durch bildgebende, molekularbiologische noch immunologische Methoden. Umso dringender ist eine Abklärung aller unklarer wochenlanger Beschwerden im Oberbauch bis zum Ausschluss oder Nachweis eines Pankreasprozesses.
Effektivere Methoden zur Diagnostik, wie das 2-Phasen-Spiral-CT und die endoskopische Ultrasonographie mit der Möglichkeit der Materialgewinnung zur histologischen bzw. zytologischen Untersuchung durch Punktion zur Abgrenzung benigner von malignen Erkrankungen erhöhen die Sensitivität und Spezifität in der Diagnostik.
Die Verbesserung der Ergebnisse in der kurativen Therapie, d. h. der Radikaloperation, in den letzten Jahrzehnten ist in erster Linie bedingt durch die Senkung der postoperativen Letalität in ausgewiesenen Zentren auf 5 % und darunter, möglicherweise auch durch die regionale Lymphadenektomie, wobei ein Vorteil der erweiterten Lymphadenektomie nicht evaluiert ist. Erweiterte Resektionen, wie Gefäßresektionen, bleiben individuellen Ent-
scheidungen vorbehalten. Die Einführung der Pylorus erhaltenden Pankreaskopfresektion - ihre Kontraindikationen beachtend - kann die Lebensqualität verbessern.
Die palliativen Methoden haben in Anbetracht der niedrigen Resektionsrate einen hohen Stellenwert. Das betrifft notwendige Interventionen, die interdisziplinär abgestimmt werden müssen, um mit geringem Aufwand für den Patienten, mit wenigen Komplikationen und möglichst kurzen Hospitalisierungen Folgeschäden wie den Ikterus zu beheben.
Zur onkologischen Zielstellung mit Hoffnung auf verlängertes Überleben oder auch nur einen klinischen Nutzen gibt es zahlreiche Vorschläge, wobei die systemische Therapie mit neueren Zytostatika, wie Gemcitabine, auch in Kombination mit 5 FU und anderen Zytostatika, Verbesserungen erwarten lässt. Bessere Spätergebnisse nach kurativer Resektion werden durch adjuvante Maßnahmen der Chemotherapie oder Radiochemotherapie erwartet, auch hier mit Gemcitabine oder Kombinationsprotokollen, während neoadjuvante Therapien bei scheinbar inoperablen Tumoren in Anwendung kommen. Einige Therapien sind noch experimenteller Art; adjuvante und neoadjuvante Therapien erfolgen in der Regel in Studien oder sollten dort eingebracht werden.
Immer ist bei der Entscheidung, mehr bei der Therapie als bei der Diagnostik, die interdisziplinäre Arbeit gefragt. Dies darzustellen und auszuloten war auch Anlass des Symposiums „Diagnostik und Therapie des Pankreaskarzinoms” mit Experten aus verschiedenen Fachgebieten am 12. und 13. April 2002 in Gera.
Prof. Dr. med. habil. H. Schramm
Alte Bierstraße 16
07639 Tautenhain