Zusammenfassung
Ziel: Korrelation des Läsionsausmaßes der Supraspinatussehne im Schulter-MRT mit dem offen
chirurgischen oder arthroskopischen Befund (chirurgische Klassifikation nach Snyders
bzw. Bateman) bei Verwendung routinemäßig (Hauptfragestellung der Zuweiser: u. a.
Rotatorenmanschettenläsion posttraumatisch oder bei Bewegungseinschränkung, Zustand
des Labrum glenoidale) angefertigter MRT-Untersuchungen. Material und Methode: Retrospektiv verblindet wurden 80 (Patientenalter 16 - 76/47,4 ± 14,0 Jahre) zur
Abklärung unterschiedlicher Schulterbeschwerden präoperativ durchgeführte MRT-Untersuchungen
der Schulter von zwei unabhängigen Auswertern analysiert. Evaluiert wurden hierbei
das Vorliegen und Ausmaß einer Supraspinatussehnenkomplett- oder -teilruptur. Anschließend
wurde bei diesen Patienten eine offene oder arthroskopische Operation durchgeführt,
deren Befund als Goldstandard gewertet wurde. Verwendet wurden diverse MR-Tomographen
mit Feldstärken von 1,0 T (17 Fälle) bzw. 1,5 T (63 Fälle) sowie für Schulter- bzw.
Gelenkuntersuchungen speziell geeignete starre oder flexible Spulen. Zusätzlich zur
Nativ-MRT wurde bei 38 von 80 Patienten intravenös Kontrastmittel appliziert. Die
von zwei Radiologen erstellten Befunde wurden mit den operativ bzw. arthroskopisch
gewonnenen Ergebnissen verglichen und statistisch analysiert. Ergebnisse: Werden weder Lokalisation noch Ausdehnung der Kontinuitätsstörung der Supraspinatussehne
berücksichtigt, erbrachten die 80 MRT eine Sensitivität von 0,93, eine Spezifität
von 0,69 und eine Treffsicherheit von 0,85. Die Sensitivität stieg auf 0,96 bei gleichbleibender
Spezifität und einer Treffsicherheit von 0,83, wenn man die Läsionen von unter 1 cm
Ausdehnung unberücksichtigt ließ. Vergleicht man die nativ und kontrastmittelgestützt
durchgeführten mit den nur nativ durchgeführten MRT, lag bei jenen die Sensitivität
um 7 % (0,96 vs. 0,89), die Spezifität um 11 % (0,75 vs. 0,64) und die Treffsicherheit
um 8 % (0,89 vs. 0,81) höher bei der Erkennung einer Supraspinatussehnenläsion als
bei den reinen Nativ-Untersuchungen. Die intravenöse Kontrastmittelgabe erleichterte
in der T1 -Gewichtung signifikant sowohl die prinzipielle Feststellung einer Läsion als auch
die Differenzierung zwischen Teil- und Komplettrupturen, insbesondere bei Läsionen
unter 1 cm Ausdehnung. Fehleinschätzungen kamen vor bei fehlender Kontrastmittelgabe,
Bewegungsartefakten, einer Läsionsausdehnung unter 1 cm, der Differenzierung reiner
Degenerationen ohne Ruptur von Teilrupturen, der Differenzierung der Teilrupturen
mit deutlicher Degeneration von Komplettrupturen sowie der Erkennung von gedeckten
Rupturen. Schlussfolgerungen: Die etablierte Methode der Schulter-MR-Tomographie ist derzeit in ihrer routinemäßig
realisierten Form oft nicht suffizient durchgeführt mit entsprechender Beeinflussung
der Befundung. Um gegenüber konkurrierenden Verfahren wie der Sonographie bestehen
zu können, sind eine suffiziente, möglichst standardisierte Untersuchungstechnik,
eventuell bei Bedarf die intravenöse Kontrastmittelgabe, und eine sorgfältige Vermeidung
der beschriebenen Fehlerquellen sowie eine exakte Befundbeschreibung zu fordern.
Abstract
Purpose: To determine the correlation of the extent of lesions of the supraspinatus tendon
in MRI's of the shoulder with surgical or arthroscopic findings using the classification
of Snyders and Batemann, respectively. Materials and Methods: The preoperative MRI's of 80 patients (age: 16 - 76/47.4 ± 14.0 years) which were
performed due to various complaints of the shoulder were analyzed retrospectively
by two experienced and blinded radiologists. We evaluated the incidence and the extent
of partial or complete ruptures of the supraspinatus tendon. After MRI, an arthroscopic
or open surgical intervention was performed (= gold standard). Various MR-scanners
were used with a field strength of 1.0 T (17 cases), or 1.5 T (63 cases) and flexible
or inflexible arthro coils. Additionally to plain MRI, 38 of 80 patients underwent
contrast enhanced MRI. The MR and the surgical or arthroscopic findings were compared
and statistically analyzed. Results: Neglecting the localization and the extent of discontinuity of the supraspinatus
tendon, the sensitivity of the 80 MRI's was 0.93, the specificity 0.69, and the accuracy
0.85. The sensitivity increased to 0.96 with constant specificity and an accuracy
of 0.83 excluding the lesions with an extent below 1 cm. Compared with non-enhanced
examinations, the contrast enhanced MRI revealed higher sensitivity (+ 7 %, 0.89 vs.
0.96), higher specificity (+ 11 %, 0.64 vs. 0.75), and higher accuracy (+ 8 %, 0.81
vs. 0.89) in depicting lesions of the supraspinatus tendon at all. On T1 -weighted images, the detection of lesions at all and the differentiation between
partial and complete ruptures were improved significantly by contrast enhancement,
especially in lesions with an extent below 1 cm. Diagnostic failures were seen in
examinations without intravenous contrast application, artifacts, extent of the lesion
below 1 cm, differentiating between degeneration and partial rupture of the tendon,
differentiating between severely degenerated tendons with partial rupture and complete
rupture, and covered ruptures. Conclusions: The performance and consecutively the analysis of the widely used MRI of the shoulder
is often not sufficiently reliable in its present routine form. To be able to compete
with other imaging modalities such as sonography, standardized MR protocol, contrast
enhancement as needed, avoiding the described source of failure, and an exact analysis
should be applied.
Key words
Shoulder - supraspinatus tendon - gadolinium-DTPA - MRI - quality assurance