Laryngorhinootologie 2003; 82(6): 402-407
DOI: 10.1055/s-2003-40534
Phoniatrie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ein visuelles Modell der Artikulation

A Visual Model of ArticulationB.  J.  Kröger1
  • 1Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen, Universitätsklinikum der RWTH Aachen (Direktorin: Frau Univ.-Prof. Dr. med. Ch. Neuschaefer-Rube)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Eingegangen: 2. Oktober 2002

Angenommen: 12. November 2002

Publikationsdatum:
09. Juli 2003 (online)

Zusammenfassung

Im klinischen Bereich der Phoniatrie treten zunehmend Sprechstörungen in den Mittelpunkt des Interesses. Bei der Beratung und Behandlung sprechgestörter Patienten fällt auf, dass überwiegend nur wenig konkrete Vorstellungen über Sprechorgane und Artikulationsbewegungen vorliegen. Mittels des hier vorgestellten Computermodells können Sprechorgane und Artikulationsbewegungen beliebiger Äußerungen im Mediosagittalschnitt dargestellt werden. Die Artikulation wird dabei in übersichtlicher Weise auf der Basis von neun grundlegenden Parametern beschrieben. Die Zeitverläufe der Parameterwerte definieren den artikulatorischen Ablaufplan einer Äußerung und geben einen umfassenden Überblick über die räumlich-zeitliche Struktur der zugehörigen Sprechbewegungen. In der Sprechtherapie soll durch den Einsatz des Modells erreicht werden, dass Patienten aufgrund der vermittelten visuellen Information für ihre Sprechwerkzeuge (Artikulationsorgane) - insbesondere für die normalerweise nicht sichtbaren Sprechwerkzeuge (hinterer Zungenbereich, Gaumensegel) - sensibilisiert werden und deren Bewegungsabläufe verstehen lernen.

Abstract

Speech disorders become more and more important in clinical area of phoniatrics. It is striking during consultation and treatment of patients that there exist only humble concrete notions concerning speech organs and articulatory movements. Using the computational model introduced here speech organs and speech movements of unrestricted utterances can be displayed in the mediosagittal plane. Articulation is described concisely by using nine basic parameters. The time pattern of these parameter-values defines the articulatory motion plan of an utterance and gives a comprehensive overview of the spatio-temporal structure of the appertaining speech movements. The use of the model in speech therapy shall make patients sensitive for the existence of speech articulators - especially for those which are normally not directly visible (back tongue region, soft palate) - and help to understand and memorise the appertaining movement patterns.

Literatur

  • 1 Scholz W, Riek C. UK-Dynamo. Ein Erfahrungsbericht.  IPKöln-Berichte (Köln: Institut für Phonetik der Universität zu. Köln)1989;  15 33-44
  • 2 Schwarz B. Phonetische Beschreibung ausgewählter Sprachstörungen von Kindern und Therapiemöglichkeiten mit einer Computerartikulationshilfe (Dynamo).  IPKöln-Berichte (Institut für Phonetik der Universität zu Köln). 1990;  17 5-165
  • 3 Springer L. Erklärungsansätze und Behandlung sprechapraktischer Störungen.  Forum Logopädie. 1995;  3 3-7
  • 4 Ball M J, Code C. Instrumental clinical phonetics. London; Whurr Publishers 1997
  • 5 McNeil M. Clinical management of sensorimotor speech disorders. New York, Stuttgart; Thieme 1997
  • 6 Hardcastle W J, Hewlett N. Coarticulation: theory, data and techniques. Cambridge; Cambridge University Press 1999
  • 7 Heike G, Philipp J, Hilger S. Computergrafikdarstellung von Artikulationsbewegungen zur Unterstützung des Artikulationstrainings.  Sprache - Stimme - Gehör. 1986;  10 4-6
  • 8 Heike G. UK-Dynamo. Ein Computerprogramm für den Ausspracheunterricht.  IPKöln-Berichte (Köln: Institut für Phonetik der Universität zu Köln). 1989;  15 9-21
  • 9 Kröger B J, Winkler R, Mooshammer C, Pompino-Marschall B. Estimation of vocal tract area function from magnetic resonance imaging: Preliminary results. Proceedings of 5th Seminar on Speech Production: Models and Data. Kloster Seeon, Bavaria; 2000: 333-336
  • 10 Kröger B J. Ein phonetisches Modell der Sprachproduktion. Tübingen; Niemeyer 1998
  • 11 Öhman S EG. Numerical model of coarticulation.  Journal of the Acoustical Society of America. 1967;  41 310-320
  • 12 Browman C P. Consonants and vowels: Overlapping gestural organization.  Proceedings of the 12th International Congress of Phonetic Sciences. 1991;  1 379-383
  • 13 International Phonetic Association. Handbook of the International Phonetic Association: A guide to the use of the International Phonetic Alphabet. Cambridge; Cambridge University Press 1999
  • 14 Grassegger H. Phonetik - Phonologie. Idstein; Schulz-Kirchner Verlag 2001
  • 15 Kröger B J. Analyse von MRT-Daten zur Entwicklung eines vokalischen Artikulationsmodells auf der Ebene der Areafunktion. In: Fellbaum K (Hrsg) Elektronische Sprachsignalverarbeitung. Studientexte zur Sprachkommunikation. Dresden; W.e. b.-Universitätsverlag 2000 20: 201-208
  • 16 Ruoss M, Drautzburg M. Sprechtraining mit „visible speech”: Entwicklung und Evaluierung eines neuen Systems.  Folia Phoniatrica. 1990;  42 184-200
  • 17 Weniger D, Weber S. Computergestützte Therapieverfahren in der Logopädie: Mehr als nur ein modischer Trend?.  Sprache - Stimme - Gehör. 1992;  16 11-16
  • 18 Neuschaefer-Rube C, Angerstein W, Klajman S. Einsatzmöglichkeiten des „SpeechViever II” zum Stimmtraining bei Stimmlippenparesen.  Laryngo-Rhino-Otol. 1994;  73 492-495
  • 19 Vicsi K, Hacki T. „CoKo” - Computergestützter Sprechkorrektor mit audiovisueller Selbstkontrolle für artikulationsgestörte und hörbehinderte Kinder.  Sprache - Stimme - Gehör. 1996;  20 141-145
  • 20 Harnischmacher C. Eine Evaluationsstudie zur auditiven Wahrnehmungsförderung durch computergestützte Lernsituation bei sprachbeeinträchtigten Kindern.  Die Sprachheilarbeit. 2001;  46 164-169

1 Leider können einige Sonderzeichen in HTML nicht korrekt dargestellt werden. Bitte verwenden Sie die PDF-Version, um alle Zeichen korrekt anzuzeigen.

2 Leider können einige Sonderzeichen in HTML nicht korrekt dargestellt werden. Bitte verwenden Sie die PDF-Version, um alle Zeichen korrekt anzuzeigen.

3 Leider können einige Sonderzeichen in HTML nicht korrekt dargestellt werden. Bitte verwenden Sie die PDF-Version, um alle Zeichen korrekt anzuzeigen.

Prof. Dr. phil. Dipl.-Phys. Bernd J. Kröger

Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen, Universitätsklinikum der RWTH Aachen

Pauwelsstraße 30 · 52074 Aachen

eMail: bkroeger@ukaachen.de