Z Gastroenterol 2003; 41(9): 901-902
DOI: 10.1055/s-2003-41823
Editorial
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Zukunft der Onkologie in der Gastroenterologie

The Future of Oncology in the GastroenterologyG. Adler
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. September 2003 (online)

G. Adler

Ein Ziel der Weiterbildung im Schwerpunkt Gastroenterologie ist der Erwerb und der Nachweis von Kenntnissen und Erfahrungen in der Diagnostik und Therapie neoplastischer Erkrankungen der Verdauungsorgane. Ich sehe es als Aufgabe und Verpflichtung der Zeitschrift für Gastroenterologie, den Mitgliedern der DGVS und allen anderen Lesern die wissenschaftlichen und klinischen Grundlagen der Tumoren des Gastrointestinaltraktes zu vermitteln.

Um das Interesse und die Kompetenz ihrer Mitglieder zu stärken, hatte die DGVS die „Arbeitsgemeinschaft Gastroenterologische Onkologie” (AGO) eingerichtet. In den letzten Jahren wurden unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. zusammen mit der AGO der DGVS interdisziplinäre Arbeitsgruppen eingerichtet. Ziel dieser Initiative war es, das Nebeneinander verschiedener Studiengruppen aufzuheben, um interdisziplinär die Planung und Durchführung qualitativ hochwertiger Phase-II- bis -III-Studien voranzutreiben und durch gegenseitige Unterstützung die Rekrutierung von Patienten zu vereinfachen. Dazu haben sich Studiengruppen aus Gastroenterologen und internistischen Onkologen für die einzelnen Organgruppen (Ösophagus/Magen, Kolon/Rektum, Leber/Gallenwege/Gallenblase, Pankreas und neuroendokrine Tumoren) konstituiert. Bereits seit längerem ist die Deutsche Studiengruppe Gastrointestinale Lymphome (DSGL) etabliert. Diese Gruppen haben in den letzten Jahren zum Teil schon erfolgreich gemeinsame Studien geplant und in Gang gesetzt.

Darüber hinaus wurde deutlich, dass eine konsequente Abstimmung und eine gemeinsame Studienplanung mit den Kollegen der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Onkologie (CAO) und der Arbeitsgemeinschaft Radio-Onkologie (ARO) unbedingt erforderlich sind. Eine ausdrückliche Empfehlung des Präsidiums der Deutschen Krebsgesellschaft führte zur Einrichtung der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Gastrointestinale Tumore, die in fünf Organgruppen aufgeteilt ist und von einer Leitgruppe aus je zwei Mitgliedern der AIO, CAO und ARO geführt wird. Nach lebhaften Diskussionen fand man eine geeignete Struktur, bei der insbesondere die bereits etablierten Arbeitsgruppen der AIO ihre Eigenständigkeit bewahren. Nicht einigen konnte man sich bis jetzt, in welche Organgruppe Studien zu Lebermetastasen eingereiht werden sollen. Während manche sie der Leber zuordnen, weil sie in diesem Organ auftreten, sehen andere sie zum Beispiel in der Gruppe Kolorektales Karzinom, da sie von diesem Tumor ausgehen und dieselbe Therapie erhalten. Vielleicht sind die Mitglieder der Studiengruppen zu nahe am Thema, weshalb alle auf ein salomonisches Urteil von außen, das heißt z. B. von Ihnen als unseren Lesern, hoffen. Die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe hat ihre konstituierende Sitzung im Rahmen des Interdisziplinären AIO/CAO/ARO-Symposiums am 27. September in Essen und plant für Anfang Januar 2004 ein eigenes Treffen, auf dem die derzeit laufenden Studien und weitere Studienplanungen besprochen werden. Es wird auch zu diskutieren sein, wie die Interaktionen zwischen den Studienaktivitäten in Deutschland und der European Organization for Research and Treatment of Cancer (EORTC) gestaltet werden.

Nach Erreichen der Integration der Gastroenterologen in die AIO ist es von Bedeutung, die Aufgaben der AGO neu zu definieren. Von der AGO der DGVS zertifizierte Studien gibt es bereits nicht mehr, da alle Studien innerhalb der AIO-Arbeitsgruppen durchgeführt werden. Die AGO wird zukünftig ein Kompetenz- und Informationsnetzwerk innerhalb der DGVS bilden, das die onkologische Weiterbildung der Gastroenterologen strukturiert und organisiert. Um Gastroenterologen auf eine Tätigkeit in der Onkologie qualifiziert vorzubereiten, reichen die bisherigen Angebote (Winterkurse, DGVS-Jahrestagung) alleine nicht aus. Es wurde deshalb von Vorstand und Beirat der DGVS ein Fortbildungskonzept eingerichtet, das sich modular aus der Teilnahme an zwei Seminaren, Winterkursen und anderen onkologischen Jahrestagungen (DGHO, ASCO, ECCO) aufbaut. Nach Erreichen der vorgegebenen Qualifikationsmerkmale wird von der DGVS das Zertifikat „Onkologische Gastroenterologie (DGVS)” erteilt. Damit erlangen Gastroenterologen eine qualifizierte Voraussetzung für die Diagnostik und Therapie gastrointestinaler Tumore. Darüber hinaus ist der Erwerb des Zertifikats eine wertvolle Vorbereitung für die Prüfung der European Society for Medical Oncology (ESMO), die in Zukunft eine Voraussetzung für die Aufnahme als ordentliches Mitglied in die AIO ist.

Die DGVS etabliert mit dem Zertifikat „Onkologische Gastroenterologie” ein modernes und zukunftsweisendes Konzept einer modularen Fort- und Weiterbildung. Sie stärkt damit entscheidend die Qualifizierung der Gastroenterologen in der onkologischen Diagnostik und Therapie im Sinne der neuen Musterweiterbildungsordnung und bietet ihnen eine solide Grundlage für die ambulante und stationäre Behandlung von Tumorpatienten des Fachgebiets.

Die Zeitschrift für Gastroenterologie wird diese Initiativen der DGVS nachhaltig unterstützen. Mitglieder der verschiedenen AIO-Studiengruppen werden im nächsten halben Jahr Berichte über die derzeit laufenden Studien in der Zeitschrift publizieren.

Zum Schluss erneuert der Herausgeber einen dringenden Wunsch an alle Leser: Geben Sie sich einen Ruck und schreiben Sie endlich die Ergebnisse Ihrer klinischen Studien zusammen, die schon lange in Schubladen oder auf Computern nur darauf warten, in der Zeitschrift für Gastroenterologie veröffentlicht zu werden!

Prof. Dr. med. G. Adler

Abt. Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm

89070 Ulm

eMail: guido.adler@medizin.uni-ulm.de