PiD - Psychotherapie im Dialog 2003; 4(3): 304-307
DOI: 10.1055/s-2003-41852
DialogBooks
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gewusst wo …

Eva  Heuel
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Publication Date:
03 September 2003 (online)

Ratgeber

Obwohl die Zwangserkrankung eine trotz ihrer weiten Verbreitung in der Öffentlichkeit wenig bekannte und unpopuläre Störung ist, gibt es reichlich Literatur dazu, die Betroffenen und Angehörigen helfen soll, auf die Störung aufmerksam zu werden und damit umzugehen, Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich mit entsprechenden Ratgebern selbst zu helfen. Wir stellen eine Reihe von aktuellen Ratgebern vor, die größtenteils nach einem ähnlichen Muster aufgebaut sind, sich aber im Umfang der Information, Schwerpunkten und weiteren Details deutlich unterscheiden. Die vorgestellten Bücher sind nach Erscheinungsdatum und innerhalb des gleichen Erscheinungsjahres alphabetisch geordnet.

Baer, Lee: Der Kobold im Kopf. Die Zähmung der Zwangsgedanken. Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle 2003ISBN 3 - 456 - 83962 - 6

In diesem Buch wendet sich der Autor des oben beschriebenen Buches speziell an Menschen, die unter Zwangsgedanken leiden. Ebenso anschaulich und differenziert wie in seinem Buch „Alles unter Kontrolle” (s. o.) beschreibt er hier die Formen, Ursachen und Auswirkungen von negativen Gedanken und gibt neben der Beschreibung verschiedener Behandlungsmethoden von Konfrontationsbehandlung bis zur Pharmakotherapie eine verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Anleitung mit Materialien zur Selbstbehandlung. Von der Diskussionswürdigkeit der Effektivität einer Selbstbehandlung abgesehen, bieten die beiden hier besprochenen Bücher von Baer fundierte und differenzierte sowie gut verständliche und durch Fallbeispiele und Literaturbeispiele illustrierte Informationen.

Hoffmann, Nicolas: Wenn Zwänge das Leben einengen. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Ursachen, Behandlungsmethoden und Möglichkeiten der Selbsthilfe. PAL, Mannheim 2002ISBN 3 - 923614 - 37 - 3

Weniger belletristisch als in dem anderen hier vorgestellten Buch desselben Autors, aber ebenfalls sehr anschaulich beschreibt Hoffmann in diesem Ratgeber-Buch verschiedene Aspekte von Zwangserkrankungen. Er stellt die zwanghafte Persönlichkeit dar, erläutert Möglichkeiten und Grenzen der Selbsthilfe einschließlich konkreter Anleitungen und Materialien, die unterschiedlichen Zwangserkrankungen werden mit darauf abgestimmten Selbsthilfevorschlägen vorgestellt. Fallbeispiele illustrieren die Ausführungen, das Buch ist übersichtlicher als das vorbesprochene. Für Betroffene sind die Selbsthilfe-Anweisungen für die einzelnen Störungen sicherlich hilfreich, Angehörigen von Zwangskranken können die Informationen Verständnis und Einblick verschaffen, an sie gerichtet gibt es am Ende des Buches ein eigenes, kurzes Kapitel mit einer Liste von konkreten Ratschlägen zum Umgang mit Zwangskranken.

S., Ulrike; Crombach, Gerhard; Reinecker, Hans: Hilfreiche Briefe an Zwangskranke. Vandenhoeck & Ruprecht 2002ISBN 3 - 525 - 01465 - 1

Die Autorin Ulrike S. hat selbst 27 Jahre lang an einer Zwangsstörung gelitten und sich durch eine Verhaltenstherapie davon befreien können. Inzwischen arbeitet sie auf der Basis ihrer Erfahrungen als Cotherapeutin mit dem Autor G. Crombach. An die Patienten, die sie betreut, hat sie Briefe mit Motivationsanstößen, Übungsanleitungen und Gedanken geschrieben, die in diesem Buch veröffentlicht werden. Adressaten sind nicht nur von einer Zwangsstörung Betroffene, sondern auch diejenigen, die mit ihnen therapeutisch arbeiten. Da die Autorin österreicherischer Herkunft ist und der Stil möglichst beibehalten wurde, ist die sprachliche Gestaltung etwas ungewöhnlich, der Ton aber herzlich und kompetent. Erfreulich an diesem Buch ist besonders, dass die Autorin als Cotherapeutin Erfahrung mit der therapeutischen Arbeit und ihren Möglichkeiten hat, und zudem als selbst Betroffene die wissenschaftliche und fachliche Perspektive um die subjektive, die Innensicht der Zwangserkrankung ergänzen kann.

Baer, Lee: Alles unter Kontrolle. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen überwinden. Verlag Hans Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle 2001ISBN 3 - 456 - 83672 - 9

Der Autor beschreibt im ersten Kapitel des Buches für Betroffene und ihre Angehörigen anschaulich und differenziert, was eine Zwangsstörung ist und welche Erkrankungen oder Phänomene und Symptome davon abgegrenzt werden müssen. Anschließend stellt er verschiedene Behandlungsformen vor. Ein Fokus liegt auf der Verhaltenstherapie, doch auch z. B. Pharmakotherapie und chirurgische Eingriffe kommen zur Sprache. Das dritte Kapitel besteht aus einem Katalog an Fragen und ihrer Interpretation zum Selbsttest, ob eine Zwangsstörung vorliegt. Die nächsten Kapitel geben Anleitungen und Materialien zu einer verhaltenstherapeutischen Selbstbehandlung. Hier vermisse ich den deutlichen Hinweis auf die Notwendigkeit, sich zumindest je nach Schwere der Zwangsstörung, in eine professionelle psychotherapeutische Behandlung zu begeben. Eine entsprechende „Warnung” spricht der Autor erst in einem weiteren Kapitel an, in dem er mit der Zwangsstörung verwandte Probleme und die Möglichkeiten ihrer Selbsttherapie anspricht. Des Weiteren bietet das Buch gute Informationen zur pharmakologischen Therapie und den gängigsten Pharmaka sowie Hinweise für Angehörige Zwangskranker.

Ciupka, Burkhard: Zwänge - Hilfe für ein oft verheimlichtes Leiden. Walter, Düsseldorf, Zürich 2001ISBN 3 - 530 - 40115 - 3

Dieser praxisorientierte Ratgeber richtet sich an von einer Zwangsstörung Betroffene und ihre Angehörigen. Der Autor will über die Erkrankung aufklären, um so ihr Erkennen zu erleichtern, und die Betroffenen ermutigen, kompetente Hilfe in Form einer Fach-Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Anhand von Fallbeispielen beschreibt er einleitend, wie eine Zwangserkrankung zu erkennen ist, wo die Grenzen liegen zwischen „Marotte” und Zwang, und gibt eine kurze Übersicht zu epidemiologischen Daten. In folgenden Kapiteln geht er auf die Auswirkungen eines Zwanges auf das soziale Umfeld des Betroffenen ein, beschreibt Ursachen und Verlauf einer Zwangserkrankung sowie die Komorbidität. Des Weiteren stellt er verschiedene therapeutische Ansätze zur Behandlung von Zwangserkrankungen vor. Die Ausführungen sind laienverständlich und auf das Wesentliche beschränkt.

Ecker, Willi: Die Krankheit des Zweifelns. Wege zur Überwindung von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Verlag für Psychologie u. Lebenshilfe, Lippstadt 1999ISBN 3 - 9806209 - 5 - 6

Auch dieses Buch ist in Aufbau und inhaltlicher Gliederung im Wesentlichen analog zu anderen Ratgeberbüchern mit verhaltenstherapeutischer Ausrichtung. Es richtet sich an Betroffene, Angehörige, Interessierte, aber auch Selbsthilfegruppen und Therapeuten, die darin Anregungen für ihre Arbeit mit Zwangserkrankten finden können. Die Beschreibung der Ursachen von Zwangsstörungen ist ausführlich und wissenschaftlich ausgerichtet. Ohne zu sehr ins Detail oder Spezielle zu gehen, gibt der Autor einen Einblick in lerntheoretische, bindungstheoretische, kognitive, neurobiologische und gedächtnispsychologische Erklärungsansätze.Im praktischen Teil beschreibt er gut verständlich und nachvollziehbar die Prinzipien der verhaltenstherapeutischen Behandlung, die Behandlung ausgewählter Zwangssymptome, geht auf stationäre und ambulante Möglichkeiten sowie die medikamentöse Therapie ein. Dieses Buch gibt keine Anleitung zur Selbsttherapie, sondern eine gute Zusammenstellung von grundlegenden Informationen und therapeutischen Möglichkeiten.

Hoffmann, Nicolas: Zwangshandlungen erkennen, verstehen und überwinden. Hilfe für Betroffene und Angehörige. Kreuz Verlag, Zürich 1999ISBN 3 - 268 - 00231 - 5

Nicolas Hoffmann schreibt in einem belletristische Züge tragenden Stil über die zwanghafte Persönlichkeit. Der Sprachduktus von sechs weitgehend unkommentierten Beispielen bringt dem Leser auf eine beunruhigende und teils geradezu beklemmende Art die Innensicht und Lebenswelt zwangskranker Menschen nahe. Weiter in diesem Stil beschreibt er die Ausprägung und Entstehung verschiedener Zwänge.Wer eine klar strukturierte Übersicht über oder Beschreibung von Zwangserkrankungen und Therapiemöglichkeiten sucht, wird in diesem Buch nicht fündig werden. Seine Stärke liegt eher darin, zum Teil auch zwischen den Zeilen einen Eindruck von der Tragweite von Zwangsstörungen zu vermitteln, angereichert mit Fallbeispielen, Betroffenenberichten, Literaturzitaten und fachlichen Hinweisen.

Klepsch, Rüdiger; Wilcken, Susanne: Zwangshandlungen und Zwangsgedanken. Wie Sie den inneren Teufelskreis durchbrechen. TRIAS, Stuttgart 1998ISBN 3 - 89373 - 393 - 0

Dieses Buch hebt sich aus der Reihe der zahlreichen Ratgeber durch seine klare, übersichtliche Gliederung und ein sehr ansprechendes Layout hervor. Inhaltlich ist es ähnlich aufgebaut wie die übrige Ratgeberliteratur: Die Zwänge, ihre Ursachen und Auswirkungen, Behandlungsmöglichkeiten und Selbsthilfe werden besprochen, an Fallbeispielen veranschaulicht und von konkreten Übungsvorschlägen begleitet. Als Unterschied ist ein Kapitel hervorzuheben, das sich ausdrücklich mit Zwängen bei Kindern beschäftigt. Durch die sehr gute und abbildungsreiche Gestaltung ist es als Arbeitsbuch und Informationsquelle besonders empfehlenswert.