Dtsch Med Wochenschr 2003; 128(36): 1849-1853
DOI: 10.1055/s-2003-41970
Übersichten
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit

Wie wirksam sind die modernen Behandlungsmethoden?Secondary prevention of coronary heart diseaseHow effective is modern therapy?K.-D Kolenda1
  • 1Ostseeklinik Schönberg-Holm, Fachklinik für Rehabilitation, Klinik für Anschlussheilbehandlung (AHB) und Anschlussrehabilitation (AR) (Chefarzt: Prof. Dr. med. K.-D. Kolenda)
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Publikationsverlauf

eingereicht: 30.1.2003

akzeptiert: 3.7.2003

Publikationsdatum:
08. September 2003 (online)

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Zusammenfassung

Die absolute Risikoreduktion (ARR) ist im Gegensatz zur relativen Risikoreduktion (RRR) eine verlässliche und anerkannte Größe, um die Wirksamkeit von Behandlungsmaßnahmen zu beurteilen. Die „number needed to treat” (NNT) als ihr reziproker Wert bringt die Effektivität einer Behandlungsmaßnahme anschaulich zum Ausdruck.

Für den CSE-Hemmer Simvastatin ergab sich in der 4S-Studie für alle Todesfälle eine NNT von 164. In der kürzlich vorgelegten „Heart-Protection-Study” fand sich eine NNT von 278. Bei Thrombozytenaggregationshemmern (Acetylsalicylsäure) fand sich für alle Todesfälle eine NNT von 167, bei Beta-Blockern von 83 und bei ACE-Hemmern (Captopril) von 70.

Für den koronaren Bypass (CABG) ergab sich im Vergleich zu einer alleinigen medikamentösen Behandlung eine NNT von 89. Die RITA 2-Studie hat gezeigt, dass die perkutane transluminale koronare Angioplastie (PTCA) im Rahmen der Sekundärprävention bei Patienten mit stabiler Angina pectoris die Mortalität und die Häufigkeit des Auftretens eines Herzinfarktes im Vergleich zu einer medikamentösen Behandlung nicht senkt, jedoch zu einer Verringerung der Angina-pectoris-Beschwerden führt.

Für die Beendigung des Rauchens fand sich hinsichtlich aller Todesfälle eine NNT von 62 und für regelmäßige körperliche Aktivität eine NNT von 136. Zur Wirksamkeit einer fettarmen Kost liegt eine ältere Untersuchung mit erstaunlich niedrigen NNT-Werten von 19 bzw. 32 vor. Multifaktorielle Interventionsstudien ergaben im Zusammenhang mit anderen Interventionen für die fettarme Kost ebenfalls eindrucksvolle Effekte bei der Sekundärprävention. Für eine „mediterrane Kost” wurde hinsichtlich Tod und Reinfarkt ein NNT-Wert von 33 gefunden, wobei der entsprechende NNT-Wert für die Summe dieser Endpunkte in der 4S-Studie 54 beträgt. Für die Wirksamkeit des Abbaus von chronischen Stressbelastungen fand sich in einer RCT für das Ereignis „kardialer Zwischenfall” eine NNT von 24, der entsprechende kombinierte Endpunkt in der 4S-Studie beträgt 34.

Als eine Schlussfolgerung ist angeführt, dass sich für die Gesamtheit der angeführten Lebensstil-Veränderungen ein potenzieller Nutzen ergibt, der mit den positiven Effekten der medikamentösen und der chirurgischen Therapie durchaus vergleichbar ist.