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DOI: 10.1055/s-2003-42388
Abhängigkeit der Tumorstadien von der Vollzähligkeit der Registrierung bei Brustkrebs in einem bevölkerungsbezogenen Krebsregister
Relation of Breast Cancer Tumour Stage and the Degree of Registration in a Population-Based Cancer RegistryPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. September 2003 (online)
Zusammenfassung
Bevölkerungsbezogene, epidemiologische Krebsregister bieten eine breite Datenbasis zu Krebsneuerkrankungen, die für die Evaluation von krebsepidemiologischen und versorgungsrelevanten Fragestellungen herangezogen werden können. Insbesondere für die jüngst begonnenen Projekte zum Brustkrebsscreening und zur qualitätsgesicherten Mammadiagnostik stellen die in einem Krebsregister erfassten Brustkrebserkrankungen eine gute Möglichkeit zur weitergehenden Evaluation dar. Als zeitnaher Indikator für die Wirksamkeit dieser Interventionen scheint die Tumorstadienverteilung gut geeignet. Bei Verwendung der Daten aus Krebsregistern ergibt sich aber das Problem, dass die vollzählige Erfassung der Tumorfälle erst nach längerer Zeit abgeschlossen ist (bis zu 3 Jahre). Somit scheint die zeitnahe Verwendung der Krebsregisterdaten fraglich.
Ziel der Studie: Die vorliegende Untersuchung soll zeigen, ob die Tumorstadienverteilung bei Brustkrebs vom Grad der Vollzähligkeit der Registrierung abhängt und ob belastbare Aussagen zur Stadienverteilung bereits vorzeitig auf Basis einer noch unvollzähligen Datenerhebung getroffen werden können.
Methodik: In Schleswig-Holstein werden flächendeckend alle neu auftretenden Krebserkrankungen durch das Krebsregister erfasst. Im Zeitraum von 1998 bis Anfang 2003 wurden in vierteljährlichen Abständen die Anzahl der registrierten Brustkrebsfälle und deren Tumorstadienverteilung ermittelt. Zur Einschätzung der Vollzähligkeit der Brustkrebsregistrierung zu den einzelnen Zeitpunkten wurde die jährlich erwartete Anzahl an Brustkrebsfällen auf Basis des Saarlands berechnet und als 100 % angenommen.
Ergebnisse: Für die Diagnosejahre 1998 bis 2001 konnten insgesamt 7418 Patientinnen mit neu aufgetretenem Brustkrebs ausgewertet werden. Bereits ab einer Vollzähligkeit der Brustkrebsregistrierung von ca. 50 % zeigt sich eine stabile Verteilung der Tumorstadien. So schwankt beispielsweise der T1-Anteil (Tumorausdehnung ≤ 2 cm) im Verlauf der Registrierung eines Diagnosejahres (von 50 %igem bis hin zu 100 %igem Erfassungsgrad) um maximal drei Prozentpunkte. Auch für die Stadienkategorien regionärer Lymphknotenbefall und Fernmetastasen zeigt sich im zeitlichen Verlauf nur eine geringe Variabilität von ein bis drei Prozentpunkten. Die Analyse des zeitlichen Verlaufs der Krebsregistrierung zeigt, dass etwa sechs Monate nach Ende eines Diagnosejahres ca. 75 % aller erwarteten Brustkrebsfälle erfasst waren. Von einer vollzähligen Erfassung war erst deutlich später auszugehen (ca. zwei Jahre).
Schlussfolgerung: Für das Krebsregister Schleswig-Holstein ist eine bedeutsame Abhängigkeit der Tumorstadienverteilung bei Brustkrebs vom Grad der Erfassung nicht zu erkennen.
Bereits ab einer Vollzähligkeit von 50-75 % aller erwarteten Brustkrebsfälle zeigt sich eine stabile Verteilung. Es dürfte somit methodisch gerechtfertigt sein, die Analyse von Krebsregisterdaten zu Tumorstadien beim Brustkrebs bereits ab einem Erfassungsgrad von 75 % mit ausreichender Sicherheit durchführen zu können. Damit kann die Tumorstadienverteilung bei Brustkrebs bereits vor Abschluss der vollzähligen Erfassung zeitnah (ca. sechs Monate nach Ende eines Diagnosejahrs) als Indikator zur Evaluation von Projekten wie Mammographiescreening, Qualitätsmanagement oder Versorgungsforschung herangezogen werden.
Abstract
Population-based cancer registries provide a large database of cancer cases which can be used for evaluation of cancer epidemiological and care-related questions. In particular, the latest projects in breast cancer screening and quality assured breast cancer diagnostics represent appropriate databases in the use of cancer registry data for further evaluation. For breast cancer the tumour stage distribution is a well suited, early available indicator for evaluating such interventions. The problem in using data from cancer registries occurs with the rather long time period until registration can be completed (up to 3 years). Thus, early usage of cancer registry data remains rather questionable.
Aim of the study: This analysis aims to show whether the distribution of breast cancer tumour stage depends on the completeness of registration and whether a valid estimate of the tumour stage distribution is possible at an early stage, on the basis of a not fully completed registration.
Methods: The cancer registry records all new cancer cases of the Federal State of Schleswig-Holstein. For the period from 1998 to the beginning of 2003 all breast cancer cases and their tumour stage distribution were extracted at three-month’ intervals. Completeness of registration for each date was estimated on the basis of cancer data from the Federal State of Saarland. The expected number of breast cancer cases for Schleswig-Holstein was set to 100 %.
Results: In total, 7 418 patients with new breast cancer were analysed. Already at a degree of 50 % of registration a stable distribution of tumour stage could be observed. For example, the variability of the T1 - category (tumour size ≤ 2 cm) showed a maximum of three per cent in the range from 50 % up to 100 % completeness. Also for lymph nodes and distant metastases just a small degree of variability from one to three per cent points could be shown. A 75 % completeness of breast cancer registration was established about six months after the end of the year of diagnosis. Complete registration could only be reached significantly later, approximately after two years.
Conclusion: For the cancer registry of Schleswig-Holstein a significant relation of the tumour stage distribution in the degree of registration could not be detected. A stable distribution could be shown with a completeness of 50-75 %. Hence, it appears to be methodically justified to analyse the tumour stage of breast cancer data with sufficient validity with a completeness of 75 %. The tumour stage distribution can be used as an early indicator (about six months after the end of the year of diagnosis) for evaluation of projects like mammography screening, quality management or research on medical care.
Schlüsselwörter
Brustkrebs - Krebsregistrierung - Tumorstadien - Vollzähligkeit
Key words
Breast cancer - cancer registration - tumour stage - completeness
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Dr. med. Alexander Katalinic
Institut für Krebsepidemiologie an der Universität Lübeck
Beckergrube 43-47
23522 Lübeck
eMail: alexander.katalinic@krebsregister-sh.de