Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63(9): 835-840
DOI: 10.1055/s-2003-42576
Konsensusbericht

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sentinel-Node-Biopsie beim Mammakarzinom

Interdisziplinär abgestimmter Konsensus der Deutschen Gesellschaft für Senologie für eine qualitätsgesicherte Anwendung in der klinischen RoutineSentinel-Node Biopsy in Breast CancerAn Interdisciplinary Consensus of the German Breast Cancer Society for the Implementation of a Quality Assurance Protocol for Routine Clinical UseT. Kühn 1 , A. Bembenek 2 , H. Büchels 3 , T. Decker 4 , J. Dunst 5 , U. Müllerleile 6 , D. L. Munz 7 , H. Ostertag 8 , M. L. Sautter-Bihl 9 , H. Schirrmeister 10 , A. H. Tulusan 11 , M. Untch 12 , K. J. Winzer 13 , C. Wittekind 14
  • 1Frauenklinik und Projektgruppe interdisziplinäre Senologie, Gifhorn (Koordination und Leitung)
  • 2Klinik für Chirurgie und chirurgische Onkologie, Robert-Roessle-Klinik im Helios Klinikum Buch, Berlin
  • 3Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Abteilung für plastische Chirurgie, Klinikum Augsburg
  • 4Pathologisches Institut, Mamma-Zentrum, Helios Klinikum Berlin
  • 5Klinik für Strahlentherapie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 6Onkologische Abteilung, Krankenhaus Barmbeck, Hamburg
  • 7Klinik für Nuklearmedizin, Charité-Universitätsmedizin, Berlin
  • 8Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus, Kiel
  • 9Klinik für Strahlentherapie, Städt. Klinikum Karlsruhe
  • 10Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Schlweswig-Holstein, Campus Kiel
  • 11Frauenklinik, Klinikum Bayreuth
  • 12Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München
  • 13Brustzentrum, Universitätsklinikum Charité - Campus Mitte, Berlin
  • 14Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Leipzig
Further Information

Publication History

Eingang Manuskript: 11. Februar 2003 Eingang revidiertes Manuskript: 28. März 2003

Akzeptiert: 9. April 2003

Publication Date:
30 September 2003 (online)

Einleitung

Die Sentinel-Lymphknotenbiopsie (Sentinel-Node-Biopsie, SNB) ist ein diagnostisches Verfahren beim Mammakarzinom, mit dem der Nodalstatus durch selektive Entnahme und Untersuchung des (der) Lymphknoten mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für eine Metastasierung bestimmt wird. Hauptziel der Methode ist eine vollständige Erfassung der Patientinnen mit Lymphknotenmetastasen sowie die Vermeidung von Morbidität durch eine Axilladissektion bei nodalnegativen Frauen. Aufgrund der hohen Übereinstimmung zwischen dem histologischem Status des Sentinel-Nodes und dem definitiven Nodalstatus (ermittelt durch konventionelle Axilladissektion) stellt sich immer mehr die Frage, ob und unter welchen Bedingungen die SNB als Routineverfahren für das axilläre Staging gelten kann.

Trotz aller Euphorie über die hohe Sensitivität der neuen Methode und der damit verbundenen Option auf eine Verbesserung der Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen darf nicht übersehen werden, dass die Reproduzierbarkeit der viel versprechenden Daten zur SNB nicht ohne weiteres vorausgesetzt und auf die breite Anwendung in der klinischen Routine übertragen werden kann. In Anbetracht des uneinheitlich definierten Indikationsspektrums sowie fehlender Standards für die histopathologische Aufarbeitung, die technische Durchführung und auch für die Gestaltung der notwendigen Lernphasen erscheint eine kontrollierte Implementierung der SNB notwendig.

Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) hat eine Arbeitsgruppe beauftragt, einen interdisziplinär abgestimmten Konsens zur qualitätsgesicherten Durchführung der SNB beim Mammakarzinom zu erarbeiten. Für das Konsensuspanel wurden bis zu drei Vertreter der beteiligten Fachgebiete (Gynäkologie, Chirurgie, Pathologie, Nuklearmedizin, Onkologie, Radioonkologie) vom Vorstand der DGS benannt. Die Zielsetzung der Gruppe bestand darin, die strukturellen Vorausetzungen für die Durchführung der SNB in Bezug auf technische und personelle Erfordernisse festzulegen (Strukturqualität). Darüber hinaus sollte das Indikationsspektrum definiert, die technische Durchführung standardisiert und die notwendige Dokumentation, ebenso wie die Patientenaufklärung und Nachbeobachtung festgelegt werden (Prozessqualität). Schließlich sollten Möglichkeiten aufgezeigt werden, um die Ergebnisqualität durch Definition von Qualitätsindikatoren zu überprüfen.

Alle relevanten Fragestellungen wurden zunächst in einem Katalog zusammengestellt. Aus Sicht der verschiedenen Fachrichtungen wurden Positionspapiere zu den jeweiligen Fragenkomplexen verfasst, die den aktuellen Stand der Literatur zusammenfassten. Am 11. 5. 2003 fand das Konsensusmeeting der DGS in Hamburg statt. Der gesamte Fragenkatalog wurde diskutiert und Empfehlungen im Konsens festgelegt. Grundlage und Orientierungshilfe waren die Empfehlungen des internationalen Konsensusmeetings in Philadelphia 2001.

Die Ergebnisse sind im Folgenden in verkürzter Form zusammengefasst:

Priv.-Doz. Dr. med. Thorsten Kühn

Frauenklinik und Projektgruppe interdisziplinäre Senologie Gifhorn

Bergstraße 30

38518 Gifhorn

Email: kuehn.thorsten@t-online.de