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DOI: 10.1055/s-2003-42682
Navigationsgestützte Chirurgie im Kopf- und Hals-Bereich
Navigation-Supported Surgery in the Head and Neck RegionPublication History
Publication Date:
30 September 2003 (online)
Einleitung
Aufgrund kosmetischer und funktioneller Aspekte werden die Zugangswege bei Eingriffen im Kopf- und Halsbereich zunehmend minimiert, was allerdings die Übersicht über den anatomischen Situs erschwert. In der Nasennebenhöhlenchirurgie sind die Grenzen zur Schädelbasis und Orbita prinzipiell kritische Strukturen. Zudem liegen bei nicht wenigen Patienten besonders schwierige Verhältnisse wie das so genannte gefährliche Siebbein mit einer tief stehenden Riechspalte, einer pneumatisierten Crista galli oder extrem ausgedünnte Knochenlamellen über dem sphenoidalen Verlauf der Arteria carotis interna und des N. opticus vor. Die präoperative computertomographische Bildgebung gibt Aufschluss über derartige Besonderheiten, die das operative Vorgehen entscheidend beeinflussen.
Um diese Information dem Operateur intraoperativ nahe zu bringen, werden in zunehmendem Maße Navigationssysteme eingesetzt. Sie helfen dem Operateur, eine bessere Orientierung zu erhalten, als es mit der bloßen Betrachtung des Operationssitus mit Endoskop oder/und Mikroskop möglich ist. Ein Navigationssystem kann - idealerweise in Echtzeit - auf einem Bildschirm die Arbeitsposition des chirurgischen Instruments in koronaren, sagittalen und axialen Schichten der CT- oder MRT-Bildgebung (ggf. auch in Kombination) darstellen. Heutzutage sind mehrere gebrauchsfertige Systeme auf dem Markt, die auf verschiedenen Technologien fußen. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg, der aufgrund des hohen Rechenbedarfs der Applikation eng mit der Entwicklung schnellerer und effizienterer Computertechnik verbunden war und ist.
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1 Watanabe, Kelly, Reinhardt und Schlöndorff entwickelten zeitgleich intraoperative Navigationssysteme.
2 In der HNO kommen Navigationssysteme vorrangig bei Eingriffen an der vorderen und lateralen Schädelbasis zur Anwendung.
3 Die elektromagnetischen Navigationssysteme nutzen die Distorsion eines künstlichen Magnetfeldes durch einen an dem Instrument angebrachten Magneten, um dessen Position im Raum zu bestimmen.
4 Bei optoelektronisch-passiven Navigationssystemen werden Reflektoren an den Instrumenten fixiert. Infrarotlampen sind seitlich zweier Kameras angebracht. Durch Reflexion des emittierten Lichts wird die Position der Referenzadapter im Raum bestimmt.
5 Bei optisch-aktiven Navigationssystemen werden Infrarot-LEDs direkt an den Instrumenten angebracht. Ein Kamerasystem registriert deren Position.
6 CT-, MRT-, DSA-, C-Bogen- und Sonographie-Bilddaten können zur Navigation herangezogen werden.
7 Standardmäßig werden CT-Bilddaten für die Navigation im HNO-Bereich eingesetzt. Die Bildgebung muss nach vom Hersteller definierten Protokollen erfolgen.
8 Durch „Image fusion” können CT- und MRT-Bilder in einem Bild überlagert werden, um eine optimal kontrastierte Darstellung von Knochen und Weichteilen gleichzeitig erzielen zu können.
9 Sowohl 2D- als auch 3D-Fluoroskopie-Bilder können zur Navigation herangezogen werden. Vorteilhaft ist die Möglichkeit des intraoperativen Updates der Bildgebung.
10 Nur einige Zentren besitzen die aufwändige Ausstattung zur intraoperativen CT- oder MRT-Bildgebung. Bei der Resektion ausgedehnter, destruierender Prozesse der Schädelbasis helfen diese Verfahren, den Gewebsshift der Weichteile und ggf. vorhandene Tumorreste zu beurteilen.
11 Invasive Registrationsmethoden, wie etwa Osteosyntheseschrauben, bieten derzeit die beste Navigationspräzision.
12 Die Anwendung von Hautoberflächenmarkern ist für „Image fusion” von CT und MRT empfehlenswert, da die röntgendichten bzw. Gadolinium-gefüllten Marker bei identischer Positionierung die Bildüberlagerung erleichtern.
13 Bei der Hautoberflächenregistration mit dem Pointer ist sorgfältig darauf zu achten, die Hautoberfläche nicht einzudrücken. Das Laser-Scanning arbeitet berührungsfrei; Gesichtshautverschiebungen (z.B. durch sterile Abdeckung, Beatmungstubus, etc.) stellen jedoch für alle Verfahren eine potenzielle Fehlerquelle dar.
14 Die Mayfield-Klemme ermöglicht eine sehr präzise Referenzierung, ist jedoch aufgrund der Invasivität allein bei gegebener medizinischer Indikation (z.B. Operationen der lateralen Schädelbasis) einsetzbar.
15 Die Referenzierungsgenauigkeit des Laterosterns/Skullpost ist vergleichbar mit derjenigen der Mayfield-Klemme. Darüber hinaus ist der Kopf des Patienten jedoch noch verlagerbar.
16 Headsets, die mit Registrationsmarkern versehen sind, müssen bereits bei der Bildgebung aufgesetzt werden. Andernfalls dienen sie lediglich zur reproduzierbaren Befestigung des Referenzobjektes am Patientenkopf.
17 Die häufigste Fehlerquelle ist die Verlagerung des Referenzierungsobjektes am Kopf des Patienten während des sterilen Abdeckens. Dies kann durch eine intraoperative Re-Referenzierung korrigiert werden. Mechanische Belastungen sind auch intraoperativ unbedingt zu vermeiden.
18 Haupteinsatzgebiet der Navigationschirurgie sind anatomische Varianten, Voroperationen sowie ausgedehnte Tumorerkrankungen. Zunehmend gewinnen Navigationssysteme in der operativen Ausbildung an Bedeutung.
Priv.-Doz. Dr. Ralf Heermann
Medizinische Hochschule Hannover · Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
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