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DOI: 10.1055/s-2003-43188
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Ambulante Versorgung von Tumorpatienten im finalen Stadium
Ergebnisse einer schriftlichen Hausärztebefragung in ThüringenAmbulant care of patients in the terminal phase of malignant tumorAnswers by general practitioners in Thuringia to a questionnairePublikationsverlauf
eingereicht: 20.3.2003
akzeptiert: 31.7.2003
Publikationsdatum:
30. Oktober 2003 (online)


Hintergrund und Fragestellung: Palliativmedizin und Sterbebegleitung sind in der medizinischen Ausbildung bisher kaum vertreten. Im Gegensatz dazu stehen die Grundsätze der Bundesärztekammer, in denen Ärzten die Verpflichtung auferlegt wird, den „...Sterbeprozeß umfassend zu begleiten”. Systematische empirische Untersuchungen über Motivation und Handlungen von Hausärzten in dieser Situation sind rar. Mit dieser Studie sollten anhand eines speziell entwickelten Fragebogens die Einstellungen und Einschätzungen von Hausärzten zur ambulanten Versorgung finaler Tumorpatienten untersucht werden.
Methodik: Begleitend zu dem vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung geförderten Modellvorhaben „Patienten als Partner - Tumorpatienten und ihr Mitwirken bei medizinischen Entscheidungen” wurde basierend auf qualitativen Interviews ein Hausärztefragebogen entwickelt. Der selbstführende Fragebogen enthielt unter anderem Fragen zu Sterben und Tod, zum Arzt-Patient-Verhältnis sowie zur Versorgung final erkrankter Patienten.
Ergebnisse: Von 505 an niedergelassene Allgemeinmediziner und praktische Ärzte in Thüringen versendeten Bögen kamen 170 ausgefüllt zurück (Rücklauf: 33 %). Die befragten Hausärzte sahen sich mit großer Mehrheit (93 %) für die Versorgung final kranker Tumorpatienten zuständig. Schmerzlinderung war mit 98 % das wichtigste Ziel. Allgemeine Symptomkontrolle hielten 87 % für wichtig/sehr wichtig, lebensverlängernde Maßnahmen in jedem Fall sahen 12 % als wichtig/sehr wichtig an. Eine analgetische Dauermedikation verordneten 93 % der Hausärzte. Die Zufriedenheit mit der technischen Praxis- bzw. Klinikausstattung war überwiegend gut (89 % bzw. 77 %), hingegen zeigte sich eine Unzufriedenheit mit der seelsorgerischen und psychologischen Betreuung.
Folgerung: Die Hausärzte sehen sich mit großer Mehrheit zuständig für die Betreuung sterbender Patienten. Schmerztherapie wird hier als vorrangiges Ziel gesehen. Einzelne Punkte (Einsatz von Ko-Analgetika, Zusatzmedikation bei Schmerzspitzen) erscheinen verbesserungswürdig. Trotz hoher Motivation erleben die Hausärzte Defizite insbesondere in Bezug auf die ganzheitliche Versorgung final kranker Patienten. Unterstützungsangebote in Form palliativmedizinisch geschulter Teams könnten in dieser Situation entlastend wirken.
Background and objective: Palliative care and care of the dying are not widely taught in medical education. Yet, through the guidelines of the Federal Medical Council (Bundesärztekammer), doctors are obliged professionally to accompany the dying process. Systematic studies concerning doctors’ motivation and action in this special situation are rare. This study aims to eva-luate the views and attitudes of general practitioners fowards the care for cancer patients in the terminal stage of disease.
Methods: In association with the project of the German Ministry of Health „Patienten als Partner - Tumorpatienten und ihr Mitwirken in medizinischen Entscheidungen” („Patients as partners: patients with malignant tumor and their collaboration in medical decision making“), a questionnaire was designed for general practicioners based on qualitative interviews. The self-guiding questionnaire comprised questions concerning death and dying, patient-doctor relationship and day-to-day medical actions.
Results: 505 general practitioners (GPs) received the questionnaires. 170 were filled in and sent back (33 %). The GPs felt responsible for the care of the dying patients. Pain control was the main goal (97 %). Symptom control was thought to be important/very important in 87 %, the application of life-prolonging measures in 12 %. Basic analgesic medication was prescribed by 93 % of GPs. 89 %/77 % of the general practitioners answered that they were satisfied with the technical equipment of the hospital/clinic, whereas there was a dissatisfaction with psychological and spiritual support.
Conclusion: General practitioners widely accept their responsibility for the care of the dying patients. Pain control is the major goal in this group of patients. Some items (use of co-analgesia, prescription of peak analgesia) seem to be open to improvements. Despite a high motivation, general practitioners show their dissatisfaction with some aspects of the care for dying people. Palliative care teams could be helpful in this situation.