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DOI: 10.1055/s-2003-43421
Grundlagen für das Neugeborenen-Hörscreening (Standard of Care)
Stellungnahme der Interdisziplinären Konsensuskonferenz Neugeborenen-Hörscreening (IKKNHS)Fundamentals of Hearing Screening in Neonates (Standard of Care)Publication History
Eingereicht: 27.8.2003
Angenommen nach Überarbeitung: 28.8.2003
Publication Date:
05 November 2003 (online)
Präambel
Ähnlich wie das endokrinologische und metabole Screening im Neugeborenenalter muss ein eventuell einzuführendes Neugeborenen-Hörscreening folgenden Kriterien entsprechen:
Das Ziel des Neugeborenen-Hörscreenings ist die Verbesserung von Hör-, Sprech-, Sprach- und Sozialkompetenz der von angeborenen Hörstörungen betroffenen Kinder. Ein solches Screening muss für alle Neugeborenen verfügbar sein. Es muss eine sichere Identifikation von Neugeborenen mit Hörstörungen bei niedriger Rate an falsch positiven Befunden gewährleisten. Ein definiertes Instrumentarium für die erforderliche Konfirmations- (Bestätigungs-/Ausschluss-) diagnostik und eine standardisierte Therapie identifizierter Hörstörungen müssen festgelegt sein. Die Abläufe müssen geeignet sein, im Hörscreening als auffällig identifizierte Neugeborene weiter zu verfolgen, um sie einer Konfirmationsdiagnostik und schließlich einer Therapie zuführen zu können. Die notwendige Dokumentation muss sowohl individuellen Bedürfnissen (u. a. Eintragung ins Vorsorgeheft) als auch epidemiologischen Erfordernissen gerecht werden.
Hinzuweisen ist darauf, dass das Neugeborenen-Hörscreening Teil einer medizinischen Vorsorgestrategie ist, die die gesamte überwiegend gesunde Gruppe der Neugeborenen betrifft. Wie in jedem Screeningprozess kann eine unsachgemäße Durchführungspraxis gesamthaft hohe Folgelasten verursachen.
Nach allen internationalen Richtlinien und Konventionen soll deshalb die Durchführungssteuerung und Finanzierung des Screenings ausschließlich nach definierten und verbindlichen Richtlinien erfolgen. Neugeborenen-Hörscreening ist ebenso wie das endokrinologische und das metabole Screening eine medizinische Komplexleistung, die nur in integrierten Versorgungsstrukturen zum gewünschten Gesamterfolg führen kann. In dem zu überprüfenden Screeningprozess sind daher von vornherein neben den rein medizinischen Maßnahmen Instrumente der Qualitätssicherung einzubauen. Dazu gehört die systematische Dokumentation von Erfassungsraten, Recallraten, Ergebnissen der Konfirmationsdiagnostik, Dokumentation der Therapie betroffener Kinder und schließlich auch die Dokumentation des Therapieerfolges und des Effektivitätsnachweises.
In dem Bemühen, die o.g. Screeningziele zu erreichen, ist - auch nach entsprechenden internationalen Vorbildern - ein deutsches Konsensuspapier zum Neugeborenen-Hörscreening entstanden. Weiter sind eine Reihe regionaler Programme zum Hörscreening entwickelt und realisiert worden. Derzeit läuft zudem in Niedersachsen ein Krankenkassen-finanzierter Modellversuch. Die jetzt von den im Anhang genannten Fachgesellschaften autorisierte „Interdisziplinäre Konsensuskonferenz zum Neugeborenen-Hörscreening” (IKKNHS) hat zum Ziel, die aktuelle Literatur und die bisherigen Aktivitäten zusammenfassend zu würdigen und eine bundeseinheitliche Durchführung und Finanzierung des Neugeborenen-Hörscreenings vorzubereiten.
Ausgangspunkt war die Frage, inwieweit die jeweiligen Positionen durch Literatur als evidenzbasiert zu charakterisieren waren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Feld des Neugeborenen-Hörscreenings derzeit wissenschaftlich aktiv bearbeitet wird und somit auch kurzfristig Änderungen bezüglich Methodik und Vorgehensweise möglich sind. Neben einzelnen Publikationen waren in dieser Diskussion entscheidende Quellen ein aktueller Review im JAMA [1] sowie eine vom BMG in Auftrag gegebene Health-Technology-Assessment (HTA)-Studie zum Neugeborenen-Hörscreening in Deutschland, die in Kürze publiziert werden wird [2].
Literatur
- 1 Thomson D C, McPhillips H, Davis R L, Lieu T A, Homer C J, Hefand M. Universal newborn hearing screening - summary of evidence. JAMA. 2001; 286 2000-2010
-
2 HTA-Assessment des BMG. (in Vorbereitung).
- 3 Gabbard S A, Northern J L, Yoshinaga-Itano C. Hearing screening in newborns under 24 hours of age. Seminars in Hearing. 1999; 20 291-305
- 4 Mehl A L, Thomson V. The Colorado newborn hearing screening project, 1992 - 1999: on the threshold of effective population based universal newborn hearing screening. Pediatrics 2002 109: e7
Anlage: Vertretene Fachgesellschaften bzw. Berufsverbände (in alphabetischer Reihenfolge)
Berufsverband der Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie
Dr. med. W. Strauss - Bundesvorsitzender
Fichtestr. 9
04275 Leipzig
Vertreten durch M. M. Hess
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
Dr. med. M. Steiner
Präsident
Postfach 20 03 63
80003 München
Vertreten durch U. Freitag
Deutsche Akademie für Kinderheilkunde
und Jugendmedizin e.V. (DAKJ)
Generalsekretär
Prof. Dr. med. J. Brodehl
Eichendorffstr. 13
10115 Berlin
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)
U. Lindlbauer-Eisenach
Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und
Jugendmedizin e.V. (DGKJ) R. Rossi
Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und
Jugendmedizin e.V. (DGS) U. Thyen
Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische
Intensivmedizin e.V. (GNPI) F. Pohlandt
Vereinigung leitender Kinderärzte und
Kinderchirurgen Deutschlands (VLKKD) V. Hesse
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie
und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
Geschäftsstelle
Präsident: Prof. Dr. med. K. Diedrich
Robert Koch Platz 7
10115 Berlin
vertreten durch K. Vetter
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Halschirurgie (DGHNOKHC)
Präsident Prof. Dr. med. K.-H. Hüttenbrink
Hittorfstraße 7
53129 Bonn
vertreten durch H. Hildmann, A. Hildmann, P. K. Plinkert,
Th. Lenarz, G. Reuter
Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Präsident: Prof. Dr. med. E. Kruse
Georg-August-Universität Göttingen
Abt. Phoniatrie u. Pädaudiologie
Robert-Koch-Str. 40
37070 Göttingen
Vertreten durch M. Gross, M. M. Hess
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
Dr. med. Mollenhauer
1. Vorsitzender
Haart 221
24539 Neumünster
vertreten durch S. Schnitzer, A. Hildmann
Für die Machbarkeitsstudie im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen zur Verbesserung der Früherfassung der kindlichen Schwerhörigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland: Th. Lenarz, K. Buser, R. Reuter
Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Ptok
- Sprecher der IKKNHS -
Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie
C.-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Email: Ptok.Martin@MH-Hannover.de