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DOI: 10.1055/s-2003-44828
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Editorial
EditorialPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
19. Dezember 2003 (online)

Neben der molekularen Bildgebung ist der PET/CT-Scanner derzeit das beherrschende Thema in der klinisch-nuklearmedizinischen Forschung. In Anbetracht dieser Euphorie stellt man sich die Frage nach den Ursachen hierfür. Wo liegen die Innovation und der klinische Nutzen, die den hohen finanziellen und personellen Aufwand rechtfertigen, der zum Betrieb und zur Evaluation der neuen kombinierten Modalität erforderlich ist?
Schon bei der Frage nach der Innovation liegt die Antwort nicht auf der Hand. Eine Antwortmöglichkeit ist die multimodale Bildgebung, die mittels des PET/CT erzwungen wird und somit in höchst konsequenter Art und Weise durchgeführt wird. Die multimodale Bildgebung selbst stellt ja keinerlei Neuerung dar und hätte in der Vergangenheit schon intensiv bearbeitet werden können. Geht man dieser Frage etwas genauer nach, stellt man fest, dass dieses Defizit in der multimodalen Bildgebung in der Nuklearmedizin und Diagnostischen Radiologie bisher von unseren überweisenden klinischen Partnern kompensiert wurde. Sie waren es, die die nuklearmedizinischen und radiologischen Befunde miteinander korellierten und zusammenschauend interpretierten. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist die genaue und umfassende Kenntnis der restlichen klinischen Daten des Patienten, über die nur der überweisende Kollege verfügt. Der ganz entscheidende Nachteil dieser Form der multimodalen Bildgebung ist jedoch, dass sie in aller Regel nur auf den schriftlichen Befundberichten basiert, da die Ausbildung und Kompetenz zur Untersuchungs- und Bildinterpretation nur in der Nuklearmedizin und Diagnostischen Radiologie gewährleistet sind und daher nicht von den klinischen Partnern übernommen werden können. Unter Verwendung eines kombinierten multimodalen Gerätes kommt die multimodale Untersuchungsanalyse ganz automatisch wieder in unsere Fachbereiche zurück. Wie die ersten Erfahrungen mit dem PET/CT zeigen, führt dies zu einem enormen Akzeptanz- und Kompetenzgewinn für die Nuklearmedizin und Diagnostische Radiologie. Dies liegt zum einen an der erhöhten diagnostischen Sicherheit für den Nuklearmediziner und Radiologen und zum anderen an der Präsentation kombinierter Untersuchungen, die in überzeugender und glaubhafter Weise den Zusammenhang zwischen funktioneller und morphologischer Information gegenüber dem Kliniker darlegen und die Überlegenheit gegenüber dem „Befundzettelvergleich” eindrucksvoll dokumentieren.
Ein weiterer Aspekt der erzwungenen multimodalen Bildgebung ist die Verpflichtung zur Zusammenarbeit von Nuklearmedizin und Diagnostischer Radiologie. Dies führt ganz von alleine zu einem besseren funktionell-morphologischen Verständnis und zu vertieften Kenntnissen in beiden Disziplinen. Kurzfristig ist zwar die Gefahr für politische Auseinandersetzungen und Kompetenzstreitigkeiten gegeben, mittelfristig wird jedoch der Nutzen für beide Fachgebiete bei weitem überwiegen. Möglicherweise muss die multimodale Bildgebung zu einer Anpassung oder Erweiterung der jeweiligen Ausbildungsordnung führen.
Bei der Frage nach dem klinischen Nutzen und dem diagnostischen Zugewinn durch die multimodale Bildgebung ist derzeit nicht geklärt, ob diese nur mit kombinierten Geräten erzielt werden können oder ob nicht Softwarelösungen mit getrennten Modalitäten gleiche oder gar bessere Ergebnisse liefern. Vielleicht liegt die eigentliche Revolution auch in der Computernetzwerk- und digitalen Bildarchivierungstechnologie, die es uns erlaubt, rasch und vielerorts auf multimodale Daten inklusive der Voruntersuchungen zuzugreifen. Ohne diese Technologie ist eine konsequente, effiziente und erfolgreiche multimodale Bildgebung nicht realistisch.
Ganz zweifelsfrei liefert und lieferte der PET/CT-Scanner die entscheidende Initialzündung für einen breiten Einsatz der multimodalen Bildgebung und damit zu einer wichtigen Erweiterung und Verbesserung der nuklearmedizinisch/radiologischen Diagnostik und Therapieplanung.
Ziel dieses Heftes ist es, die notwendigen Hard- und Softwarekomponenten sowie Hilfsmittel für die multimodale Bildgebung vorzustellen und Kenntnisse über den theoretischen Hintergrund zu vermitteln. Der Großteil der Beiträge befasst sich mit der klinischen Anwendbarkeit und Wertigkeit der multimodalen Diagnostik bei onkologischen und kardiologischen Erkrankungen. Die Bedeutung der multimodalen Bildgebung für die Therapieplanung wird anhand der prächirurgischen Epilepsiediagnostik aufgezeigt.
Wir hoffen sehr, Ihr Interesse für die multimodale Diagnostik wecken und vertiefen zu können und dass Sie die Faszination dieser neuen alten Technologie mit uns teilen können.
Thomas Pfluger
Priv. Doz. Dr. med. T Pfluger
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Ludwig-Maximilians-Universität München
Ziemssenstraße 1
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