Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207(6): 225-227
DOI: 10.1055/s-2003-45174
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Musiktherapie bei Frühgeborenen

Praktische Durchführung und mögliche Auswirkungen anhand eines FallbeispielsMusic Therapy for PrematuresFurther Overtension or Necessary Stimulation?R. Haus1 , K.-H. Hennecke2
  • 1Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln
  • 2Abt. für Neonatologie und Intensivmedizin, Universität Witten/Herdecke
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Publikationsverlauf

Eingereicht: 12.6.2003

Angenommen nach Überarbeitung: 28.10.2003

Publikationsdatum:
19. Dezember 2003 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Mehr als je zuvor müssen die neonatologischen Bemühungen neben medizinischen und pflegerischen Aufgaben ausbalanciert werden zwischen dem Verhindern von Überreizung des Kindes gemäß des Konzeptes des „Minimal care” und andererseits der erforderlichen Förderung der psychischen und sensomotorischen Entwicklung der kleinen Patienten während der langen stationären Behandlung. Als Ergänzung zu den bekannten Ansätzen der auditiven Stimulation als Form der rezeptiven Musiktherapie wird hier ein Konzept aktiver musiktherapeutischer Methoden auf der Grundlage der Schöpferischen Musiktherapie nach Nordoff/Robbins (Universität Witten/Herdecke) im Rahmen eines Fallbeispiels dargestellt.

Patient und Methodik: Die vorliegende Arbeit beschreibt in einem Einzelfallbericht die videodokumentierte musiktherapeutische Arbeit mit einem sieben Wochen alten Frühgeborenen der 23. + 3. SSW auf der neonatologischen Abteilung der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke. Schwerpunkt waren hierbei die Beobachtung der Reaktionsweisen des Frühgeborenen auf die gezielte Synchronisation sensorischer, motorischer und auditiver Reize.

Ergebnisse: Positive Reaktionen des Frühgeborenen auf die angewandte Methodik lassen eine allgemeine Wirksamkeit von aktiver Musiktherapie bei diesen Kindern vermuten, wie sie in den klinischen Studien über rezeptive Ansätze bereits belegt ist. Auf der Ebene unwillkürlicher Bewegungsmuster im Kopf-, Gesichtsbereich und der Hände waren vermehrte direkte aktive Aufmerksamkeitsreaktionen auf die Verknüpfung auditiver und sensomotorischer Stimulation zu beobachten. Zeitweilig erhöhte Sauerstoffsättigung und erniedrigte Herz-/Pulsfrequenz unter der Therapie lassen darüber hinaus auf positive physiologische Auswirkungen schließen.

Schlussfolgerung: Aktive musiktherapeutische Behandlung scheint keine weitere Gefahr einer Überreizung für Frühgeborene darzustellen, sondern bietet durch die Verknüpfung verschiedener Sinnesmodalitäten eine adäquate entwicklungsfördernde Stimulation an.

Abstract

Background: More than ever before the neonatalogical care besides the medical and nursing work has to been balanced between protecting the child against overextension due to the concept of „minimal handling” and on the other hand the necessary fostering of the young patients psychic and sensomotoric development during the long stationary treatment. In addition to known approaches of auditive stimulation as receptive music therapy a concept of active music therapy methods based on the Nordoff/Robbins creative music-therapy (University Witten/Herdecke) is presented in a case-report.

Patient and Methods: The report describes in a single case-report the music-therapeutic work with a premature of the 23 + 3th week of pregnancy at the neonatological unit of the Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke. The main focus was the observation of the prematures reactions on specific synchronisation of motoric, sensoric and acoustical stimulation.

Results: Positive reactions allow to presume the effectivity of music therapy with early born children as they are already shown in clinical studies about receptive music therapy. On the level of involuntary motional actions in the area of head-, face- and handmovements increased directly reactions of awareness on the coordination of sensomotoric and acoustical stimulation have been observed. Temporary increase of oxygen partial pressure and reduction of heart/pulse rate seem to cause positive physiological effects.

Conclusions: Active music therapeutic treatment does not seem to be an other risk of overtension for prematures, but offers through the coordination of different levels of perception an adaequate development fostering stimulation.

Literatur

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  • 2 Standley J M. Music Therapy Research with premature infants: Clinical implications. Music medicine, University of Melbourne 1998 Vol. 3: 132-5
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  • 6 Nordoff P, Robbins C. Schöpferische Musiktherapie. In: Bolay V, Bernius V., eds Praxis der Musiktherapie. Band 3 Stuttgart; Fischer 1986: S1
  • 7 Haus R. Musiktherapie. Neue „Blüte” der Therapieschwemme oder realistische Hilfe?.  Kinderärztliche Praxis. 2001;  4 242-8

Dr. rer. medic. Reiner Haus

Vestische Kinder- und Jugendklinik

Dr. Friedrich-Steiner-Str. 5

45711 Datteln