Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2004; 14(1): 18-25
DOI: 10.1055/s-2003-812616
Wissenschaft und Forschung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einsatz standardisierter Erhebungsinstrumente in der Frührehabilitation

Use of Standardized Assessment Measures in Acute Inpatient RehabilitationC.  Boldt1 , E.  Grill1 , S.  Winter1 , G.  Stucki1
  • 1Klinik und Poliklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation - Großhadern, Klinikum der Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. G. Stucki)
Die Untersuchung erfolgte im Rahmen eines vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützten Projekts Danksagung Unser besonderer Dank gilt den 102 teilnehmenden Kliniken und deren Mitarbeitern sowie Frau Marita Stier-Jarmer, MPH, für die Überlassung ihrer Publikationsmanuskripte und die hilfreichen Hinweise zur Vervollständigung der Adresslisten
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Publication History

Eingegangen: 23. Mai 2003

Angenommen: 6. Oktober 2003

Publication Date:
25 February 2004 (online)

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Zusammenfassung

Unter Frührehabilitation versteht man die gleichzeitige akutmedizinisch-kurative und rehabilitative Behandlung von Patienten mit schweren Gesundheitsstörungen und relevanter Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit. Frührehabilitation findet entweder durch mobile Rehabilitationsteams auf den Fachstationen des Akutkrankenhauses oder auf spezialisierten Abteilungen für die indikationsübergreifende Frührehabilitation, die geriatrische und neurologische Frührehabilitation oder in Zentren für Rückenmarkverletzte statt. Standardisierte Assessmentverfahren erleichtern die Kommunikation zwischen den am Rehabilitationsprozess beteiligten Berufsgruppen, verbessern die Dokumentation und erhöhen die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse. Fragestellung: Mit der vorliegenden Untersuchung soll ermittelt werden, welche standardisierten Erhebungsinstrumente in der Frührehabilitation von Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten indikationsspezifisch und berufsgruppenübergreifend eingesetzt werden. Material und Methode: Es wurde im März 2002 eine deutschlandweite postalische Querschnittbefragung an einer anonymisierten Stichprobe vollstationärer Kliniken mit indikationsübergreifender, geriatrischer oder neurologischer Frührehabilitation, Spezialstationen für Schlaganfallpatienten (Stroke Unit) oder Kliniken für Rückenmarkverletzte durchgeführt. Es wurden Ärzte, Pflegefachkräfte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden befragt. Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 45,1 %. Der Barthel-Index (BI) und die Functional Independence Measure (FIM) wurden von allen Berufsgruppen, mit Ausnahme der Logopäden, übereinstimmend als die am häufigsten verwendeten Assessmentinstrumente angegeben. Das am häufigsten genannte Instrument der Logopädie war der Aachener Aphasie-Test (AAT). Überwiegend und übereinstimmend wurden BI, Frühreha-Barthel-Index (FRB), erweiterter Barthel-Index (EBI) und FIM als berufsgruppenübergreifende Instrumente genannt. Schlussfolgerung: Therapie und Kompensation der komplexen Beeinträchtigungen eines Frührehabilitationspatienten ist als eine multidisziplinäre Aufgabe zu verstehen, die nur mithilfe eines ausgereiften Instrumentariums adäquat zu erfüllen ist. Es bleibt zu überprüfen, inwieweit es eine gemeinsame, berufsgruppenübergreifende Kommunikationsplattform mit standardisierter Dokumentation gibt, die diese Aufgabe erfüllen könnte.

Abstract

Acute inpatient rehabilitation aims to provide simultaneous medical care and rehabilitative treatment of patient with acute disorders and relevant impairment of functional health. Acute inpatient rehabilitation is provided either by mobile rehabilitation teams in acute care settings or in specialised wards for general acute rehabilitation, geriatric or neurological rehabilitation or in centres for spinal cord injuries. Standardised assessment instruments facilitate communication between health professionals working within the rehabilitation process, improve documentation and provide scientific evidence for treatment effects. Purpose: To determine which standardized instruments are used by the various groups of health professionals in routine acute inpatient rehabilitation. Material and methods: A representative sample of German hospitals providing acute inpatient rehabilitation in general, geriatric or neurological acute rehabilitation wards, in stroke units or in hospitals for spinal cord injuries were included for a cross sectional study by postal questionnaire. Physicians, nurses, physical therapists, occupational therapists and speech therapists were included. Results: 45.1 % of the sample hospitals responded. Barthel Index (BI) and the Functional Independence Measure (FIM) were reported by all health professionals except speech therapists as the most frequently used instruments. Speech therapists named the Aachener Aphasie Test (AAT) most frequently. BI and FIM were also reported as the instruments most frequently used interdisciplinarily. Conclusions: Therapy and compensation of the complex impairments met in acute inpatient rehabilitation is a multidisciplinary task demanding a refined and comprehensive set of assessment instruments. The question remains to be answered whether there is a common multidisciplinary tool serving as communication platform between health professionals.