Zusammenfassung
Anliegen: Lässt ein problematischer Suchtmittelkonsum bei Patienten, die wegen einer anderen
psychiatrischen Erkrankung eine stationäre Rehabilitation erhalten, ein schlechteres
Ergebnis erwarten? Methode: In einer Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke (RPK) wurden Akten dreier
Jahrgänge von den Patienten analysiert, bei denen bei der Aufnahme ein problematischer
Umgang mit psychotropen Substanzen bekannt war, und mit denen von Patienten ohne derartige
Problematik verglichen. Ergebnisse: Die Abbrecherquote bei den Klienten mit problematischem Substanzgebrauch ist gegenüber
der Vergleichsgruppe erhöht, insbesondere bei Konsum „harter” illegaler Drogen und
Diagnosen außerhalb des schizophrenen Formenkreises. Das Ergebnis des Rehabilitationsverfahrens
fällt für die Untersuchungsgruppe auf der Wohnachse tendenziell etwas ungünstiger,
auf der Arbeitsachse etwas günstiger aus. Schlussfolgerungen: Die Problematik bedarf einer differenzierten Betrachtung und rechtfertigt nicht,
Klienten mit problematischem Konsummuster generell von psychiatrischer Rehabilitation
auszuschließen.
Abstract
Objective: Is an inferior outcome of psychiatric rehabilitation to be expected with patients
who consume alcohol or addictive drugs in a problematic manner during rehabilitation
treatment? Method: Files and final reports from patients admitted to psychiatric rehabilitation during
three successive years were analyzed. Data of patients with or without problematic
use of psychotropic substances were compared. Results: Patients with a problematic pattern of alcohol or drug consumption have a stronger
propensity to quit psychiatric rehabilitation when a) using hard drugs or when b)
bearing a diagnosis beyond the schizophrenia spectrum. The outcome of rehabilitation
efforts of the subsample with a problematic use of drugs shows an unfavorable tendency
concerning housing, but a better result in the vocational area. Conclusions: The problem has to be considered in a differenciated manner, which means that, in
general, clients with a problematic use of alcohol or drugs should not automatically
be excluded from psychiatric rehabilitation.
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Prof. Dr. Winfried Sennekamp
Berufsakademie Villingen-Schwenningen · Studienbereich Sozialwesen
Schramberger Straße 26
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