Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28 - 50
DOI: 10.1055/s-2003-816343

Vergleich der Insulinsensitivität sowie des Ernährungsstatus bei schwer adipösen Frauen mit und ohne Polycystischem Ovar Syndrom (PCOS)

S Klaua 1, K Voigt 1, B Pfüller 2, P Thul 3, J Scholze 1
  • 1Medizinische Universitäts-Poliklinik, Ambulante Spezialmedizin, Charité Campus-Mitte, Berlin, Deutschland
  • 2Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Charité Campus-Mitte, Berlin, Deutschland
  • 3Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Charité Campus-Mitte, Berlin, Deutschland

Zielstellung: Suche nach geeigneten anthropometrischen, ernährungsmedizinischen sowie metabolischen Parametern zur phänomenologischen Charakterisierungen der mit PCOS verknüpften Adipositas.

Material und Methode: Alters-, gewichts- und WHR-gematchte nichtdiabetische kaukasische Frauen mit (Gruppe 1; n=15) und ohne (Gruppe 2; n=15) PCOS wurden verglichen hinsichtlich Gesamtenergie-/Fettzufuhr (retrospektives Ernährungsprotokoll über 7 Tage), Phasenwinkel α (Bio-Impedanz-Analyse BIA) sowie hinsichtlich Insulinsensitivität (gemittelte Insulinsensitivität SiM Avignon Index).

Zusammenfassung: Schwer adipöse Frauen mit einem PCOS zeigen in unserer Untersuchung im Vergleich zu gleich alten, gleich schweren Frauen mit gleichem Fettverteilungsmuster eine signifikant geringere gemittelte Insulinsensitivität verbunden mit einem signifikant geringerem Phasenwinkel α, welcher auf eine verminderte stoffwechselaktive Zellmasse hindeutet. Diese Ergebnisse sind hinsichtlich hypothetischer muskulärer Mechanismen, die an der Adipositaspathogenese bei PCOS beteiligt sein könnten, von molekularbiologischer und genetischer Seite zu überprüfen.

Interessant stellt sich auch die ernährungsmedizinische Situation der PCOS-Patientinnen dar, die sich hinsichtlich ihrer Energiezufuhr deutlich von den adipösen Frauen ohne PCOS unterscheiden. Durch alleinige Reduktion der Energiezufuhr, was klinische Fallbeobachtungen stützen, kann eine weitere Verschlechterung des Ernährungszustandes respektive der Versorgung der stoffwechselaktiven Zellmasse hinsichtlich Mikronährstoffe und Eiweiß hypothetisiert werden.

Schlussfolgerung: Insgesamt muss aus unseren Untersuchungen ein differentes pathophysiologisches Entstehungsmuster der Adipositas bei Patientinnen mit und ohne PCOS postuliert werden.

Tab. 1: Ergebnisse

Parameter

1 mit PCOS

2 ohne PCOS

P.

Alter (Jahre)

31,14

29,50

n.s.

BMI (kg/m2)

43,99

44,57

n.s.

WHR

0,838

0,838

n.s.

Energiezufuhr (kcal/d)

2276,8±911,4

3225,1±962,4

<0,01

Fettzufuhr (%)

35,3±4,99

39,2±6,49

<0,1

A (°)

5,86±0,63

6,66±0,7

<0,01

SiM (108mg-1µU-1ml)

0,73±0,62

1,36±0,42

<0,09