Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - PO_06_07
DOI: 10.1055/s-2003-818226

Fulminante nekrotisierende Enterocolitis eines gesunden Frühgeborenen von 34 SSW durch ampicillinresistenten Enterococcus faecium am 5. Lebenstag

L Hildebrandt 1, S Nitsche 1, M Gleißner 1
  • 1Klinik für Allg. Pädiatrie und Neonatologie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Einleitung:

Die häufigste angewendete antibiotische Therapie bei Nekrotisierender Enterocolitis (NEC) besteht aus einer Kombination von einem Aminopenicillin, Aminoglykosid und anaerobierwirksamen Antibiotikum.

Kasuistik:

Ein Frühgeborenes von 34 SSW wurde aufgrund einer Plazentainsuffizienz durch Kaiserschnitt entbunden. Der Nahrungsaufbau erfolgte mit pasteurisierter Muttermilch. Am 5. Lebenstag fiel das Kind durch ein gespanntes und glänzendes Abdomen auf. Eine Antibiotikatherapie mit Ampicillin, Gentamycin und Metronidazol wurde begonnen. Innerhalb weniger Stunden verschlechterte sich der Allgemeinzustand rapide, dass das Kind am selben Tag laparatomiert wurde. Das gangränöse und perforierte Colon descendens wurde reseziert und ein endständiges Colostoma links angelegt. Der intraoperative Wundabstrich ergab als vorläufigen Befund eine Clostridium perfringens Besiedlung. Am 2. postoperativen Tag starb das Kind an Herzkreislaufversagen.

Im intraoperativen Abstrich wuchsen außer den Clostridien koagulasenegative Staphylokokken und Enterococcus faecium. Das Antibiogramm des Enterococcus faecium zeigte nur eine Sensibilität auf Vancomycin, Teicoplanin und Linezolid. Die Blutkulturen waren stets steril. Die Obduktion ergab eine schwere Peritonitis, einen nekrotischen Dünn- und Dickdarm sowie flächenhafte Parenchymnekrosen der Leber. Post mortem gelang nur der Nachweis von Enterococcus faecium in Leber und Darm.

Schlussfolgerung:

Die gangränöse Enterokolitis wurde vermutlich durch eine Clostridium perfringens-Infektion verursacht. Multiresistente invasive Enterokokken zerstörten im weiteren Verlauf Darm und Leber. Um ampicillinresistente Enterokokken zu erfassen, sollte die empirische Antibiotika-Therapie um Vancomycin erweitert werden.