Zusammenfassung
Ziel : Ausgehend von der wachsenden Bedeutung der Krankenkassen als Anspruchsgruppe („Stakeholder”)
des Krankenhauses steht die Frage nach den Anforderungen und dem Nutzen eines kassenorientierten
Krankenhausmanagements im Mittelpunkt dieses Artikels. Methode : Die methodische Herangehensweise nimmt die Perspektive des Stakeholders Krankenkassen
zum Ausgangspunkt: Mit 14 leitenden MitarbeiterInnen verschiedener gesetzlicher Krankenversicherungen
wurden offene Leitfadeninterviews geführt und in Anlehnung an die von Mayring ausgearbeitete
Technik der „zusammenfassenden Inhaltsanalyse” ausgewertet. Ergebnisse : Nach Einschätzung der befragten Kassenakteure bestehen im Rahmen des hoch regulierten
Verhältnisses zwischen Krankenkasse und Krankenhaus Spielräume für eine aktive Gestaltung
der Austauschbeziehungen. Es werden fünf Anforderungsbereiche - Leistungserbringung,
Leistungsentwicklung, Fallführung, Umgang mit strittigen Fällen/Prüfungen und Budgetverhandlungen
- unterschieden, welche für die Anspruchsgruppe Krankenkassen von grundlegender Bedeutung
sind. Auf der Basis des Interviewmaterials werden für jeden dieser Bereiche zentrale
Anforderungsdimensionen identifiziert. Der unternehmerische Nutzen, den ein Krankenhaus
durch die Berücksichtigung von Kassenanforderungen erzielen kann, wird von der Mehrzahl
der InterviewpartnerInnen positiv beurteilt. Konkrete Nutzenaspekte werden vorgestellt.
Schlussfolgerungen : Der Artikel stellt kassenspezifische Anforderungen vor und zeigt Handlungsansätze
für das Krankenhausmanagement auf. Das einzelne Krankenhaus ist gefordert, den Nutzen
einer kassennahen Gestaltung der Austauschbeziehungen vor dem Hintergrund unternehmensspezifischer
Strategien und Ziele abzuwägen.
Abstract
Purpose: Starting from the fact that statutory health insurance bodies are increasingly important
hospital stakeholders, the article focusses on the question of demands on and benefit
from an insurance-orientated hospital management. Method : A methodological approach is chosen which takes the views of the stakeholder health
insurance as a starting point: Semi-structured interviews were conducted with 14 executives
of different statutory health insurances. Data analysis was based on the “zusammenfassende
Inhaltsanalyse” (literal translation: summarizing content analysis), developed by
Mayring. Results : From the participants’ points of view the highly regulated relationship between
hospitals and insurances offers opportunities for active development. The analysis
of expectance distinguishes between five areas of demand: “Hospital services”, “service
development”, “case management”, “management of conflicts/reviews” and “budget negotiations”.
Within these areas dimensions of demand are differentiated. Most participants feel
that an insurance-oriented hospital management is beneficial to the hospital. Conclusion : A number of specific demands is identified on which management activities can be
based. Hospitals need to consider carefully the benefit of insurance-orientation and
suitable measures in the light of hospital-specific aims and strategies.
Schlüsselwörter
Krankenhausmanagement - gesetzliche Krankenversicherung - Stakeholder - Kassenorientierung
Key words
Hospital management - statutory health insurance - stakeholder - insurance-orientation
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1 Aufgrund struktureller Unterschiede in den Beziehungen zwischen Versicherern und
Krankenhäusern innerhalb verschiedener Gesundheitssysteme konzentriert sich der vorliegende
Text auf die bundesdeutsche Situation. Insbesondere in den USA haben Versicherungsgesellschaften
wachsenden Einfluss auf die Gesundheitspolitik und die Steuerung der Nachfrage von
Krankenhausleistungen. Versicherer sind zu einer wichtigen Zielgruppe des Krankenhausmanagements
und -marketings avanciert.
2 BMBF-Förderungsnummer: 01HW0112
4 Eine nachvollziehbare Beschreibung des Forschungsprozesses ist ein Qualitätskriterium
qualitativer Arbeiten. Im Rahmen dieser Veröffentlichung ist eine kompakte Darstellung
unvermeidlich. Weitere Informationen zur Auswahl der Befragten, zur Kontaktaufnahme,
zum Leitfaden, zu den Transkriptionsregeln sowie zu den einzelnen Arbeitsschritten
der Datenanalyse finden sich in einem Materialband (Forschungsbericht 7-2003), welcher
über die Korrespondenzanschrift angefordert werden kann.
5 Die in den Interviewausschnitten benutzten Abkürzungen und Zeichen sind folgendermaßen
zu lesen: B, Ba, Bb = Befragte; I = Interviewerin; (...?) = unverständliche Äußerung;/=
Satzabbruch; ((betont)) = Betonung des nachfolgenden Wortes; ...= Pause; [...] = Auslassung
durch AutorInnen; [Wort, Satzteil] = Ergänzung durch AutorInnen, Befragte.
Hilke Hansen
Institut und Poliklinik für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Sozialhygiene der Universität
zu Köln, Abteilung Medizinische Soziologie
Joseph-Stelzmann-Str. 9
50931 Köln
Email: hilke.hansen@gmx.de