Gesundheitswesen 2004; 66(5): 311-318
DOI: 10.1055/s-2004-813145
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävention vor Pflege. Prävention durch Pflege

Präventive Aufgaben der PflegePrevention Before Care. Prevention By Care. Prevention Tasks of CareU. Brucker1 , D. Hutzler2 , M. Hasseler3
  • 1Fachgebietsleiter Pflege, Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. (MDS), Essen
  • 2Fachgebietsleiterin Ambulante Versorgung, Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. (MDS), Essen
  • 3Universität Bremen
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Publication Date:
13 May 2004 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Erhaltung der Selbstständigkeit ist ein die Lebensqualität bestimmendes Ziel im Alter. Die Sicherung dieses Zustands hilft Ausgaben im Gesundheitssystem zu vermeiden. Doch im Diskurs um die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems spielen sowohl in der Reformdiskussion um das SGB V wie in der um das SGB XI Aspekte der Prävention im (hohen) Alter eine nachgeordnete Rolle. Pflege vermeidende oder Pflege verzögernde und abmildernde Strategien sind in anderen Ländern erfolgreich mit Pflegepräventionsmaßnahmen verknüpft. Die Vorschläge zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung klammern diese Fragestellung weit gehend aus. Fragestellung: Unter welchen Voraussetzungen können auch in Deutschland pflegepräventive Maßnahmen etabliert werden und was sollten solche Programme sinnvollerweise beinhalten? Welche professionellen Aufgaben kann in Zukunft Pflege in diesem Sektor des künftigen deutschen Gesundheitssystems übernehmen? Methode: Literaturrecherche im Internet und Literaturdatenbanken sowie Auswertung der aktuellen Kommissionsvorschläge zum Thema. Analyse und Auswertung der so gefundenen Pflegepräventionsansätze im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit auf die deutsche Pflegestruktur. Ergebnis: Vor Einführung der Pflegeversicherung gab es in Deutschland Ansätze der Pflegeprävention, die mittlerweile vielfach dem Sparzwang der Kommunen geopfert wurden. In Ländern wie Australien, England und einigen skandinavischen Ländern sind Maßnahmen der Pflegeprävention als Regelleistungen etabliert. Schlussfolgerung: Konzepte zur Pflegeprävention für alte und hochaltrige Menschen gibt es nicht nur in verschiedenen Ländern, sie werden dort auch erfolgreich angewandt. Für die Gestaltung von entsprechenden Maßnahmen in Deutschland können nicht nur die Erfahrungen aus dem Ausland genutzt werden; sie sollten verknüpft werden mit den deutschen Erfahrungen zum Thema aus der Zeit vor Einführung der Pflegeversicherung.

Abstract

Background: Maintaining the independence of old people is an issue in the third and fourth decade of life determing the quality of life of the eldery. Its stabilisation helps to save money in the health care system. However, in the debate about efficiency of the German health care system and of the long-term care system respectively, aspects of prevention in old age are of subordinate importance. In other countries, strategies for avoiding, retarding or moderating care are successfully integrated into nursing care prevention. The proposals for the further development of the long-term care insurance eliminate these issues to a large extent. Objective: What are the conditions to establish these preventative programmes in the German long-term care system? What should be the contents of these programmes? Which have tasks to be done by the nursing profession in the future German health and longterm care system? Method: Systematic search of the Internet and data-bases. Evaluation of the present proposals of various commissions concerning the subject. Analysis and evaluation of the available approaches in nursing care prevention with regard to their conversion to the German care structures. Results: Before the long-term care insurance was implemented in Germany in the year 1995 rudiments of long-term care prevention existed. These approaches have meanwhile been sacrificed because of economic restrictions in the municipalities. In states like Australia, the UK, and some Scandinavian countries programmes of nursing care prevention have been established as a regular element in the service. Conclusions: Concepts for prevention in the long-term care for old and very old people have been implemented quite successfully in several states. In order to employ similar programmes in Germany one should refer to available international experience. This should be combined with the former experiences in Germany itself.