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DOI: 10.1055/s-2004-813371
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
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Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
08. Juli 2004 (online)
Monitor gegen intraoperative Wachheit
Für die betroffenen Patienten ist es, wie lebendig begraben zu sein: Bei 0,1 bis 0,2 % aller Narkosen erleben Patienten das Geschehen und haben teilweise heftigste Schmerzen, können sich aber aufgrund der Relaxierung nicht bemerkbar machen. Die Hälfte hat auch später noch sehr klare und traumatisierende Erinnerungen daran.
Wie der „New Scientist“ in seiner Ausgabe vom 17. April 2004 berichtet, haben Paul Myles, Alfred Hospital Melbourne, und Kate Leslie, Royal Melbourne Hospital, in einer großen internationalen Studie einen so genannten BIS-(Bispektralindex-)Monitor an 2500 Patienten getestet. Dabei handelt es sich um eine Art EEG, bei dem mittels einer einzelnen Elektrode an der Stirn erfasste Ströme in einen Wachheits-Index umgesetzt werden.
Nur zwei der so gemonitorten Patienten konnten sich hinterher dennoch zumindest an flüchtige Eindrücke unter der OP erinnern, in der Vergleichsgruppe waren es mit elf Patienten fast sechsmal so viele.
Während Myles und Leslie nun fordern, BIS-Monitore bei allen potenziell gefährdeten Patienten einzusetzen, sind andere Kollegen noch zurückhaltend. Rolf Sandin, Karolinska Institute Stockholm, hat ebenfalls mit diesen Geräten gearbeitet, hält sie aber bezüglich Sensivität und Spezifität noch nicht für ausgereift. Falsche Wachheitswerte könnten dazu führen, dass mehr Narkotika als nötig verabreicht würden.
[Myles PS, Leslie K, McNeil J, Forbes A, Chan MTV. Bispectral index monitoring to prevent awareness during anaesthesia. Lancet 2004; 363: 1757 - 1763]
holbeu