Suchttherapie 2004; 5(4): 180-190
DOI: 10.1055/s-2004-813623
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rehabilitationsergebnisse von 766 Therapiebeendern in den Hamburger Sozialtherapeutischen Wohngemeinschaften für Drogenabhängige[1]

Treatment Results of 766 Drug Users Undergoing Treatment in Therapeutic Communities in HamburgG. Thiel1 , R. Ackermann1 , M. Prinzleve1
  • 1Projektgruppe Evaluation und Drogenforschung - Jugendhilfe e. V.
    Projektteam Qualitätssicherung und Evaluation - Jugend hilft Jugend e. V.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Dezember 2004 (online)

Zusammenfassung

Studienziel: Es wurden die Therapieverläufe und -ergebnisse - insbesondere die Integration in Arbeit/Ausbildung - in den Hamburger Sozialtherapeutischen Wohngemeinschaften für Drogenabhängige anhand des Selbstevaluationssystems der Einrichtungen ausgewertet. Weiterhin wurde überprüft, inwieweit Therapieergebnisse mit Klienten- oder Therapieprozessmerkmalen zusammenhingen. Untersuchungsgruppe: Alle Beender der stationären Abstinenztherapie der Jahre 1998 - 2002 im Projekt JORK-Jugendhilfe e. V. und bei Jugend hilft Jugend e. V. (n = 766). Die Untersuchungsgruppe war charakterisiert durch erhebliche psychosoziale Belastungen, z. B. ein Drittel ohne Hauptschulabschluss, drei Viertel ohne Berufsausbildung, im Mittel zwölfjährige Drogenabhängigkeit, zwei Drittel mit polyvalentem Drogenkonsum, fast drei Viertel mit Hafterfahrungen. Ergebnisse: Zwei Drittel aller Therapiebeender beendeten die Entwöhnungsphase regulär, vier von zehn die Gesamtrehabilitation (Entwöhnung und interne Adaption, Regelzeit: 10 Monate). Die mittlere Therapiezeit aller betrug 164 Tage, der regulären Therapiebeender 284 Tage. Bei Therapiebeendigung in der internen Adaption waren 73 % im Mittel seit fast vier Monaten in Arbeit oder Ausbildung integriert, im letzten halben Jahr vor der Therapie waren es 25 % (Effektgröße d = 1,11). Gemäß Klientenselbsteinschätzung verbesserten etwa die Hälfte bis drei Viertel ihre gesundheitliche Verfassung, ihre schulisch-berufliche und soziale Situation sowie die Wohnsituation deutlich bzw. sehr deutlich, drei Viertel stabilisierten sich in ihrer Persönlichkeit stark bzw. sehr stark. Etwa nach fünf bis sieben Therapiemonaten verdoppelte sich in verschiedenen Ergebniskriterien der Therapieerfolg. Die regulären Therapiebeender erzielten gegenüber den vorzeitigen durchweg bessere Therapieergebnisse. Die Art der Therapiebeendigung, die Integration in Arbeit/Ausbildung sowie weitere Ergebniskriterien korrelierten nicht oder nur sehr schwach mit Klientenmerkmalen. Die Therapiezeit sowie die Integration in Arbeit/Ausbildung in der Therapiemitte waren die stärksten Prädiktoren für verschiedene Therapieergebnisse. Klienten, mit denen häufiger mit Rückfall gearbeitet wurde, hatten keine schlechteren Therapieergebnisse erzielt. Schlussfolgerungen: Langjährig Drogenabhängige mit erheblichen psychosozialen Belastungen können in normale Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse integriert werden. Eine Therapiezeit von 10 Monaten mit interner Adaption erscheint angemessen, um deutliche Fortschritte zu ermöglichen. Therapieergebnisse sind durch Klientenmerkmale nicht in relevantem Maße vorhersagbar. Stattdessen sollten Prozessvariablen als Prädiktoren für Therapieergebnisse stärker überprüft werden.

Abstract

Objective: The study evaluates treatment courses and treatment results - especially the integration into employment/education - in the therapeutic communities in Hamburg using the self-evaluation system of the institutions. Moreover, potenzial relationships between treatment results and characteristics pertaining to clients or the process of treatment are investigated. Sample: All drug users who finished the residential drug treatment offered by ‘Project Jork - Jugendhilfe e. V.’ and ‘Jugend hilft Jugend e. V.’ between 1998 and 2002 (n = 766). The sample was characterised by a high degree of psychosocial problems. For example, one third had no formal education, three fourths had no professional education, mean length of drug dependence was twelve years, two thirds showed multiple drug use, and nearly three fourths had served a prison sentence. Results: Two thirds of all who finished the treatment regularly completed the rehabilitation, four out of ten the whole programme (rehabilitation plus adaptation phase, regular duration: ten months). Mean treatment duration was 164 days for the whole sample, and 284 days for those who regularly concluded the entire programme. Of those who finished treatment as planned, an average of 73 % were in regular employment or education since four months at the end of the treatment, compared to 25 % in the last six months prior to treatment entry (effect size d = 1.11). According to clients’ self-ratings, about half up to three fourths of them significantly improved their health status, their employment and social situation, and their living conditions, three fourths experienced a significant or very significant personality stabilisation. After five to seven months in treatment, there was a two-fold increase of improvements in several success criteria. Regular treatment concluders had better overall results than those who dropped out. There was no or only a slight correlation found between clients’ characteristics and the conclusion of treatment, integration into employment/education and other success criteria. Time in treatment and integration into employment/education while in treatment were the strongest predictors for several treatment results. Drug users who relapsed during treatment did not show worse results. Conclusions: It is possible to integrate long-term drug users with a high degree of psychosocial problems into regular employment or education. Treatment duration of ten months (including an internal adaptation) seems adequate to achieve significant improvements. Since clients’ characteristics are of limited value to predict treatment results, further studies should focus on variables concerning the process of treatment.

1 Die Untersuchung wurde gefördert von der LVA Hamburg.

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1 Die Untersuchung wurde gefördert von der LVA Hamburg.

Dr. phil. Günter Thiel

Repsoldstr. 4

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